Markus Mann: Der Pionier

Einen 25. Jahrestag kann Markus Mann, Unternehmer in Langenbach im Westerwald, in diesem Jahr feiern. Einen, auf den er besonders stolz ist. 1991, gerade 24-jähriger Student, rudert der Hobbysportler in Bremen an kleinen Windkraftanlagen vorbei und denkt: „Im Westerwald bläst der Wind, dann muss das doch auch bei uns möglich sein.“ Sein Vater leiht ihm 380 000 Mark, und Mann errichtet die erste kommerziell betriebene Windkraftanlage auf rheinland-pfälzischem Boden. Und: Das 30 Meter hohe Rädchen dreht sich bis heute.

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Den Gewinn, den die seit 15 Jahren abbezahlte 150-Kilowatt-Anlage abwirft, spendet der Unternehmer gemeinnützigen Zwecken. Die Anlage ist ein Geschenk, sagt er, und dieses Geschenk möchte Markus Mann gern mit anderen teilen.

Seine Unternehmensphilosophie lebt der Westerwälder konsequent: Energie muss demokratisch und dezentral hergestellt werden und zudem ökologisch sein. Dies wird ihm bewusst, als die Spedition seines Vaters Holzreste zur Kompostierung nach Thüringen bringt. Warum sollen die Ressourcen nicht vor Ort selbst genutzt werden? Konsequenz: Auf die Windkraft folgt ein Biomasseheizkraftwerk, das 1995 ans Netz geht.

Drei Jahre später gründet der Betriebswirt gemeinsam mit einem Energieversorger die Marke Naturstrom Rheinland-Pfalz, die heute unter eigener Regie als Mann Strom 100 Prozent Ökostrom an seine Kunden liefert. Nebenbei forschte der Unternehmer an der Möglichkeit, altes Frittenfett in Energie umzuwandeln. Auch das gelingt: 2001 geht ein Motorenheizkraftwerk auf Basis von Frittenfetten in Betrieb.

Doch selbst das war dem innovativen Energieerzeuger noch nicht genug. 2001 nimmt die ein Jahr zuvor gegründete Westerwälder Holzpellets GmbH Deutschlands erstes Pelletierwerk am Standort Langenbach in Betrieb. Bis 2012 errichtet die Firmengruppe zwei weitere Pelletswerke.

2011 kann der Westerwälder sogar die Schweizer von seinem demokratischen, dezentralen Energiekonzept überzeugen: In Anzère im Schweizer Wallis betreiben seither 600 Eigentümer aus zwölf Nationen eine stationäre Heizzentrale. Kein Wunder also, dass Mann mit zahlreichen Innovations- und Umweltpreisen ausgezeichnet wurde.

Trotz zahlreicher Erfolge steht der kreative Kopf nicht still. Derzeit läuft ein Genehmigungsverfahren für den Bau einer stofflich-energetischen Optimierungsanlage. Die Idee ist, den bislang nicht verwertbaren Kern von nicht sägefähigen Baumstämmen, die für das Heizkraftwerk und die Pelletsproduktion verwendet werden, zu Brettern zu verarbeiten. Der Westerwälder Unternehmer will damit die regionale Wertschöpfung weiter ausbauen und Abhängigkeiten zurückfahren. Außerdem in Planung: Der Ausbau eines Netzes von Pellettankstellen mit Selbstbedienungsterminal. Die erste ist bereits auf dem Firmengelände in Betrieb.

Wie Markus Mann die Zukunft für Pellets sieht? „Ausbaufähig“, sagt er. Denn die Zuwachsraten seien nach wie vor gedämpft. „Die Energiewende ist im Heizungskeller noch nicht angekommen“, resümiert der Energiewende-Pionier.