Manuel Andrack schwärmt: Wunderbares Wanderland

Sonnenbrille auf, Schuhe geschnürt. „Dann starten wir mal“, ruft Manuel Andrack einer kleinen Gruppe zu. Der 49-Jährige steht auf einem Waldparkplatz nahe Boppard-Hirzenach im Hunsrück. Hier startet die Traumschleife Rheingold, eine 10,7 Kilometer lange Tour, die sich der Wanderpromi und einige Mitstreiter vorgenommen haben.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Vor knapp zehn Jahren brachte der einstige Fernseh-Plauderkollege von Harald Schmidt seinen ersten Wanderführer heraus, weitere folgten, regelmäßig schreibt er auf einem eigenen Wanderblog über seine Touren. Rheinland-Pfalz als Wanderland hat es ihm besonders angetan.

„Es gibt super Fluss- und Mittelgebirgslandschaften“, schwärmt Manuel Andrack. Und in Rheinland-Pfalz sei früh erkannt worden, was für Wandertouristen wichtig ist. „Die schiere Quantität der Superwege ist erdrückend.“ Zu den Superwegen zählt er auch die Traumschleifen um die Rheinstadt Boppard, die er in diesen Monaten nach und nach alle abgeht. Für eine Broschüre der Stadt wird er einen Text beisteuern.

Wege und Laune verbesserten sich

Dass er mal Lobeshymnen auf Rundwanderwege anstimmt, hätte sich Andrack früher nicht träumen lassen. In seinem ersten Buch ließ er an ihnen kein gutes Haar. „Das würde ich so nicht mehr stehen lassen“, sagt er. Früher gab es oft „Luftballonwege“ – eine kreisrunde Tour mit einem Stück, das man hin und zurück zum Parkplatz laufen musste. Seither hat sich viel getan. Bei Prädikatswegen zum Beispiel ist ein gewisses Niveau garantiert, der Asphalt begrenzt.

Auf der Rheingold-Schleife – eine von sechs um Boppard – genießt Andrack den Aussichtspunkt Wilpertskopf über dem Rhein auf einer Bank, das Stampfen der Schiffe dringt herauf. Zwölf Aussichtspunkte bietet der Weg insgesamt. Eine überschaubare Distanz, doch auch das stört den einstigen Langstrecken-Fan Andrack nicht mehr. Früher war alles unter 35 Kilometern für ihn kein richtiges Wandern, sagt er. „Aber die Vernunft steigt mit dem Alter. Ich bin vom Sportwanderer zum Genusswanderer geworden.“

Grundsätzlich ist Wandern so reizvoll, weil man sich draußen bewegt. „Das bringt Glücksempfinden in der Natur.“ Wandern sei abwechslungsreicher als jede andere Bewegungssportart. „Ich gehe auch mal schwimmen, aber da zähle ich immer dieselben Kacheln.“ Auch die Joggingrunde sei bei den meisten Menschen stets die gleiche. Wandern könne man überall.

Nierensteine herauswandern

Andrack selbst kam übrigens dank eines Nierensteins auf den Geschmack. „Ein Urologe hat mir empfohlen zu hüpfen, um das Ding ohne OP rauszubekommen“, erzählt der 49-Jährige. Die anfängliche Hüpferei im Kölner Stadtpark sei nicht so gelenkfreudig gewesen, also habe er sich zunächst mehr springend als laufend ans Wandern gemacht – mit Erfolg. Denn nach einer Tour im Siebengebirge und zwei Weizen in einer Gaststätte kam der „Fiesling“ Nierenstein raus. „Das berühmte Teesieb war im Einsatz“, erinnert sich Andrack.

Immer wieder zückt er auf seiner rund vierstündigen Tour um Boppard-Hirzenach eine Digitalkamera und knipst. Für ihn ist es eine von vielen Recherchewanderungen für seine Bücher und seinen Blog. „Ich gucke nach Skurrilitäten am Wegesrand“, sagt er. „Steht da eine tolle Burg oder erfahre ich auf einem Schild etwas Lustiges über Adolf den Einbeinigen?“ So etwas greife er in seinen Texten auf.

Für Boppard ist die Kooperation ein Glücksfall, wie Bürgermeister Walter Bersch (SPD) sagt. Man wolle zeigen, dass das Wandern hier Spaß mache und man nette Leute treffe. „Da ist er ein sehr guter Botschafter.“

Einst hat Andrack sogar einen Wanderweg in Rheinland-Pfalz zum schönsten der Welt erkoren – den Lieserpfad von Daun nach Wittlich in der Vulkaneifel. Das relativiert er mittlerweile ein wenig. Der Weg sei klasse, doch es gebe auch viele andere fantastische Touren.

Warum denn in die Ferne schweifen…

Wichtig sei ihm, dass man die direkte Umgebung erkunde und nicht immer nur in die Ferne schweife. „Mein Credo ist, um die Ecke zu wandern.“ Viele ziehe es in die Alpen oder noch weiter weg, weil es ihnen zu Hause zu langweilig sei. „Das ist Quatsch.“

In Rheinland-Pfalz liegen attraktive Wanderreviere vor der Haustür. Diese Vielfalt genießt er selbst, seit er vor einigen Jahren von Köln ins Saarland gezogen sei. „Das ist Lebensqualität.“ Auf Tour geht er inzwischen häufig mit seinem neuen Hund. Ein Border Collie, wie er sagt, zu den ihn seine Frau überredet hat. „Der war ein bisschen dick, wird jetzt aber zum Wanderhund ausgebildet.“ Und es mache durchaus Spaß, mit dem Vierbeiner durch die Landschaften zu streifen. „Der Mann und der Hund – das hat schon was.“

Christian Schultz