„Lava Jato“: Brasiliens größter Korruptionsskandal

Die Brasilianer sind Mauscheleien gewohnt. Aber kein Skandal war bisher so groß wie „Lava Jato“ – zu Deutsch: Autowäsche. Seien es Stadienbauten für die Fußballweltmeisterschaft 2014, der Bau eines Atomkraftwerks oder von Bohrinseln: überall flossen Schmiergelder. Im Mittelpunkt stehen Auftragsvergaben des halbstaatlichen Petrobras-Konzerns an Baufirmen.

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Die Operation der Ermittler der Bundespolizei und der Justiz mit dem Namen „Lava Jato“ läuft seit 2014. Hintergrund des Namens Autowäsche: Sie hat an einer großen Tankstelle in der Hauptstadt Brasilia begonnen. Dort sollen einige Korruptionsgeschäfte eingefädelt worden sein. Die Liste der Verdächtigen umfasst illustre Namen. Gegen mehr als 50 Spitzenpolitiker wird ermittelt. Darunter ist der suspendierte Parlamentspräsident Eduardo Cunha und der Präsident des Senats, Renan Calheiros. Beide gehören der Partei der demokratischen Bewegung Brasiliens an, kurz PMDB. Diese hat eine Koalition mit der regierenden linken Arbeiterpartei aufgekündigt. Der PMDB gehört auch Rios Bürgermeister Eduardo Paes an.

Cunha steht im Verdacht, 5 Millionen US-Dollar (4,48 Millionen Euro) kassiert zu haben – die Schweizer Behörden haben eine entsprechende Summe auf Cunha zugerechneten Konten gesperrt. Im Fokus steht auch die linke Arbeiterpartei PT: Das Korruptionssystem war in der Amtszeit von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (2003 – 2010) entstanden, dem Gründer der PT. Seine inzwischen suspendierte Nachfolgerin Dilma Rousseff war in der fraglichen Zeit Aufsichtsratschefin von Petrobras. Rousseff bestreitet, von dem kriminellen System gewusst zu haben.

Bei Auftragsvergaben an Bauunternehmen, zum Beispiel für den Bau einer Raffinerie, flossen bis zu 3 Prozent der Vertragssumme an Politiker. Diese hatten im Gegenzug beim Zuschlag für die Verträge geholfen. Petrobras machte 2015 – auch wegen des Skandals – einen Rekordverlust von knapp 8,8 Milliarden Euro.