Krankheitsbild: Mit Parkinson muss man leben lernen

Ein Experte der Uni Dresden zeigt Schnittbilder vom Gehirn eines Parkinson-Patienten.
Ein Experte der Uni Dresden zeigt Schnittbilder vom Gehirn eines Parkinson-Patienten. Foto: dpa

Schlafstörungen, ein steifer Körper beim Aufstehen, eine zitternde Hand im Ruhezustand: Das können Hinweise auf Morbus Parkinson sein. Die degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems kann jeden treffen. Der heutige Welt- Parkinson-Tag klärt darüber auf. Im Frühjahr vor acht Jahren fing es an: Morgens beim Aufstehen fühlte sich Ulrike Braatz immer für ein paar Sekunden merkwürdig steif.

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Wenn sie beim Anziehen auf einem Bein stand, um in eine Hose zu schlüpfen, fiel sie um. Und wenn sie bei der Arbeit den Telefonhörer in der linken Hand hielt, um mit rechts zu schreiben, zitterte der ganze linke Arm. „Das habe ich darauf geschoben, dass ich nie im Leben Sport gemacht habe“, erzählt die heute 63-Jährige. Doch daran lag es nicht. Nach ein paar Tests beim Neurologen stand fest: Ulrike Braatz hat Parkinson.

Prominente Gesellschaft

Sie ist in prominenter Gesellschaft: Bekannte Schauspieler wie US-Mime Michael J. Fox und sein deutscher Kollege Ottfried Fischer sind ebenfalls betroffen. Ursache der Erkrankung ist der Ausfall der Nervenzellen im Gehirn, die den für Bewegungen und Emotionen wichtigen Botenstoff Dopamin bilden.

In Deutschland leben etwa 250 000 Patienten. Namensgeber ist der britische Arzt James Parkinson (1755–1824). An seinem Geburtstag am 11. April wird seit 1997 der Welt-Parkinson-Tag begangen, um über die Krankheit zu informieren. Von Parkinson spricht man, wenn die Bewegungen auf einer Seite verlangsamt sind, zusätzlich ein Zittern (Tremor) im Ruhezustand und/oder Muskelsteifheit (Rigor) auftreten, erläutert Prof. Wolfgang Oertel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Siegen.

Ein eindeutiges Vorzeichen der Erkrankung ist die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, bei der der Traumschlaf gestört wird. „Dabei kämpfen die Betroffenen im Schlaf gegen einen Angreifer, sprechen und schlagen um sich, verletzen sich oder den Partner“, sagt Oertel, der auch Sprecher des Kompetenznetzes Parkinson ist. Er rät, in solchen Fällen zu einem auf Schlafstörungen spezialisierten Neurologen zu gehen beziehungsweise sich an ein schlafmedizinisches Zentrum zu wenden. „Bei mehr als 65 Prozent der Menschen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist es wahrscheinlich,

dass sie in 10 bis 20 Jahren an Parkinson erkranken.“ Andere Symptome sind weniger spezifisch. Infos durch Selbsthilfegruppe

Dazu gehören Verstopfungen und Störungen des Geruchssinns sowie Depressionen. An letzteren erkrankte auch Ulrike Braatz kurz vor der Diagnose Parkinson. „Ich kannte niemanden, der Parkinson hatte und den ich hätte fragen können.“ Geholfen hat ihr schließlich der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe der Deutschen Parkinson Vereinigung, in der sie sich mittlerweile selbst stark engagiert.

Im Mittel bekommen die Patienten laut DGN die Diagnose im Alter von 60 Jahren. Etwa 5 Prozent sind unter 40 Jahren, ergänzt Prof. Thomas Gasser vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Tübingen. Für alle diese Krankheiten gilt die allgemeine Empfehlung, sich zur Prävention körperlich und geistig fit zu halten. Das einzige, was Betroffenen letztlich übrig bleibt, ist, wie Ulrike Braatz die Krankheit zu akzeptieren.

Von Nina C. Zimmermann