Kommentar: Keine Details, bitte!

Von Manfred Ruch Ob dieses Maß an Selbstkritik dem Wähler reicht? Ministerpräsident Kurt Beck hat im Untersuchungsausschuss Nürburgring wieder mal eingeräumt, dass er „aus heutiger Sicht“ schon im April 2009 die Reißleine hätte ziehen müssen. Das klingt erneut so wie „Tut mir leid, aber hinterher ist man halt immer klüger“.

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Von Manfred Ruch

Ob dieses Maß an Selbstkritik dem Wähler reicht? Ministerpräsident Kurt Beck hat im Untersuchungsausschuss Nürburgring wieder mal eingeräumt, dass er „aus heutiger Sicht“ schon im April 2009 die Reißleine hätte ziehen müssen. Das klingt erneut so wie „Tut mir leid, aber hinterher ist man halt immer klüger“. Doch angesichts der Ausmaße, die das Finanzfiasko am Ring mittlerweile angenommen hat, wäre ein anderer Satz angemessen: „Ja, wir haben auch bei den Dimensionen des Projekts einen großen Fehler gemacht.“

Die Recherchen unserer Zeitung haben in den vergangenen Wochen so viele unfassbare und nicht nachvollziehbare Details an den Tag gebracht, dass man einfach nicht verstehen kann, wie sich das Land in dieses Desaster manövrieren konnte. So viele Hinweise, so viele Fragen, so viele Zweifel - und doch hat Kurt Beck seinem damaligen Finanzminister Ingolf Deubel freie Hand gegeben und ihm voll vertraut. Niemand außer Deubel kapierte das Finanzierungsmodell, nicht einmal die Banken. Kaum einer kannte die Details. Das haben auch die weiteren Zeugen im Untersuchungsausschuss jetzt erschütternd belegt.

Ein nachträglicher Erklärungsversuch mag Becks zeitweilige Doppelbelastung als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident und SPD-Bundesvorsitzender sein. Offenbar reichten Zeit und Kraft nicht für beides - für die Führung einer in sich hochgradig zerstrittenen Bundes-SPD und die ausreichende Kontrolle daheim. Doch spätestens seit seinem Rücktritt vom Bundesvorsitz im September 2008 war er wieder ganz in Mainz. Und komplett mitverantwortlich für das, was am Ring geschah.