Kommentar: Geld, das nicht stinkt

Bischof Stephan Ackermann zum ethischen Investment „Pecunia non olet“ – „Geld stinkt nicht“, so soll Kaiser Vespasian seinem Sohn Titus geantwortet haben, als dieser sich darüber mokierte, dass der Vater mit einer Steuer auf die öffentlichen Toiletten die leeren Staatskassen aufbessern wollte.

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Bischof Stephan Ackermann zum ethischen Investment

„Pecunia non olet“ - „Geld stinkt nicht“, so soll Kaiser Vespasian seinem Sohn Titus geantwortet haben, als dieser sich darüber mokierte, dass der Vater mit einer Steuer auf die öffentlichen Toiletten die leeren Staatskassen aufbessern wollte. In der Tat kann man am Geld nicht riechen, wie es verdient worden ist. Und doch gibt es Geld, das stinkt. Moralisch. Weil es mit unmoralischen Geschäften erworben wurde: mit Zwangsarbeit, mit Drogen, mit Pornografie . . . Die Bibel mahnt uns eindringlich, mit Geld verantwortungsvoll umzugehen. Sie kennt die korrumpierende Macht des Geldes.

Deshalb sollen und müssen wir uns nicht nur dafür interessieren, wofür wir persönlich unser Geld ausgeben, sondern auch dafür, was mit dem von uns bei einer Bank, in einem Fonds oder in einem Unternehmen angelegten Geld geschieht. Für welche Zwecke wird es eingesetzt? Wird bei den entsprechenden wirtschaftlichen Prozessen die Menschenwürde geachtet und die Umwelt geschont? Es ist nicht egal, ob ich Geld in unmoralische oder in sinnvolle Aktivitäten investiere. Leider gilt aber auch: Eine konsequente Verfolgung ethischer Ziele mit Geldanlagen ist nicht ganz einfach. In kirchlichen Finanzverwaltungen wird daher ein „Ethikfilter“ eingesetzt, der überprüft, wo und wie von Finanzinstituten Geld angelegt wird.

Dass mit dem eigenen Geld nichts Unmoralisches passiert, ist die eine Seite. Noch entscheidender ist jedoch eine andere Frage: Ist es möglich, durch Investitionen Wirtschaftsprozesse sogar aktiv positiv zu beeinflussen, also dazu beizutragen, dass in Unternehmen verstärkt daran gearbeitet wird, Arbeitsabläufe menschenwürdig, gemeinwohlförderlich und umweltverträglich zu gestalten? Kann man „mit Geldanlagen die Welt verbessern?“, fragt eine kürzlich erschienene Studie einer Sachverständigengruppe der Deutschen Bischofskonferenz. Ja, man kann mit geeigneten Methoden Einfluss auf Unternehmen ausüben, meinen die Experten. Allerdings muss man dazu meistens Investment mit „Engagement“ kombinieren, will heißen: Man muss sich einmischen, indem man in einen Gesprächsprozess mit den Unternehmen eintritt; gegebenenfalls übt man öffentlichen Druck aus, etwa im Umfeld von Aktionärsversammlungen.

Die Nachfrage nach „sauberen“ Investmentprodukten ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Anleger wollen damit ein Zeichen setzen für einen maßvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und eine besondere Förderung armer und benachteiligter Menschen. Beim Wunsch nach einer moralisch sauberen Geldanlage kommt auch ein gesundes Gespür dafür zum Ausdruck, dass für sehr hohe Renditen irgendjemand „die Zeche zahlen muss“. Die Politik ist gefordert, im starken Anwachsen des ethikbezogenen Investments ein deutliches Plädoyer für andere Werte als bloße Gewinnmaximierung zu erkennen.

Auch in der Kirche setzen wir uns verstärkt mit den Kriterien unserer Finanzpraxis auseinander. Die Kirchenbanken in Deutschland haben bereits vor längerer Zeit begonnen, Ethikfonds aufzulegen. Dennoch stehen wir noch am Anfang, insbesondere mit Blick auf eine wirksame Steuerung von Wirtschaftsprozessen. Hier muss noch genauer hingeschaut werden: Was bewirkt diese oder jene Form der ethikbezogenen Geldanlage? Welche Möglichkeiten gibt es bei der Bündelung von Finanzkraft? Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken hat die Bistümer und kirchlichen Organisationen aufgefordert, ihr finanzielles und ihr moralisches Gewicht in die Waagschale zu werfen. Wenn es darum geht, das anvertraute Geld möglichst segensreich einzusetzen, sollten wir hier nicht lockerlassen.