Kommentar: Die letzten Paradiese

Von Dietmar Brück

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Als Kind schon habe ich Tiere geliebt. Etwa unsere kleine Katze Lilly, die als hilflos tapsendes Fellbündel in unserer Familie aufgenommen wurde. Doch mehr noch als der verspielte Stubentiger faszinierten mich exotische Tiere wie Löwen, Leoparden und Geparden, Haie, Wale und Delfine. Unendlich viele Stunden habe ich in „Brehms Tierleben“ geblättert - meinem Lieblingsbuch. Ich wusste mehr über einen Königspython im Dschungel als über die Blindschleichen im Wald vor der Haustür. Ich kannte die Gewohnheiten eines Sumatra-Tigers besser als die des Schäferhundes drei Häuser weiter. Damals schon hat es mich mit tiefer kindlicher Sorge erfüllt, dass die Regenwälder der Erde abgeholzt werden - und all die Tiere ihre Heimat verlieren.

Kinder wissen noch nichts von wirtschaftlichen Zusammenhängen, von korrupten Regimen, von gierigen Konzernen. Aber sie spüren, wo Unrecht geschieht, wo die hilflosen Erklärungsversuche der Erwachsenen ins Leere laufen.

Erschreckend ist: Die Kinder von heute können die gleichen Befürchtungen hegen wie ich vor gut 30 Jahren. Seitdem wurde viel konferiert und debattiert, aber die Arten sterben und die Urwälder schrumpfen von Tag zu Tag. Wir Erwachsenen haben im Alltag so viele Herausforderungen zu bewältigen, da fehlt oft die Kraft für den aufreibenden Kampf gegen die globale Umweltzerstörung. Doch eigentlich haben die Kinder recht. Wofür lohnt es sich zu kämpfen, wenn nicht für die letzten Paradiese unserer Welt?