Rheinland-Pfalz

Kita-Umfrage: Erzieherinnen im Land sind überlastet

In den Kindertagesstätten im Land fehlt es an Personal, um die Kinder gut erziehen zu können. Zum Teil müssen Angebote eingeschränkt werden, die Qualität der Betreuung sinkt.

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Von unserem Reporter Johannes Bebermeier

Weil sie überfordert sind, werden viele Erzieherinnen und Erzieher krank. Das ergibt eine Umfrage der Bildungsgewerkschaft GEW im Land, deren Zwischenfazit unserer Zeitung vorliegt.

Die GEW schlägt Alarm und fordert, dass die „finanziellen und personellen Ressourcen in den Kitas verbessert werden“. Die Gewerkschaft hat 40 Personalräte aus kommunalen Kitas befragt, die etwa 1300 Beschäftigte aus 80 Einrichtungen im Land vertreten. 45 Prozent der Kitas im Land sind nach Angaben des Familienministeriums in kommunaler Trägerschaft, 1169 kommunale Kitas sind es insgesamt. Rund 80 Prozent der Fragebogen hat die GEW von den Befragten schon zurückbekommen.

Die Ergebnisse werfen kein gutes Licht auf die Arbeitsbedingungen. Als Hauptproblem gilt der Personalmangel. So empfinden 55 Prozent der Befragten die personelle Ausstattung in ihren Einrichtungen nur als ausreichend oder gar als mangelhaft. Der Fachkräftemangel spielt in 71 Prozent der Einrichtungen eine Rolle. In mehr als 50 Prozent der Kitas führt er dazu, dass die Angebote eingeschränkt werden müssen und die Qualität leidet.

So berichten die befragten Personalräte davon, dass zum Teil die Sprachförderung eingeschränkt werden muss, Ausflüge ausfallen und Erziehern Zeit fehlt, um Kinder individuell zu fördern. Die wichtige Eingewöhnungsphase für die Kleinen könne teils nicht optimal gestaltet werden, zudem rückten wichtige Aufgaben der Bildung und Erziehung in den Hintergrund. Wegen des Personalmangels fühlen sich Erzieher zunehmend überlastet.

Das äußert sich der Gewerkschaft zufolge in dem hohen Krankenstand: 87 Prozent der Befragten geben an, dass die physischen und psychischen Belastungen für die Erzieher zunehmen, bei 82 Prozent der Befragten steigt der Krankenstand in den Kitas. „Erschreckend“ nennt Bernd Huster, Gewerkschaftssekretär der GEW im nördlichen Rheinland-Pfalz, diese Zahlen.

Für „nicht akzeptabel“ hält er auch, dass die Qualität der Erziehung leidet, weil es zu wenig Personal gibt. Doch Huster sagt auch: „Man kann das Personal nicht aus dem Hut zaubern, die Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht.“ Derzeit bleibt aus seiner Sicht nur noch die Möglichkeit, den Mangel zu verwalten und das Angebot zu reduzieren.

„Die Einrichtungen müssen inzwischen überlegen, ob sie zum Beispiel noch die Öffnungszeiten oder alle pädagogischen Angebote beibehalten können.“ Langfristig muss der Beruf nach seiner Meinung aufgewertet werden – vor allem durch eine bessere Bezahlung. Schon Mitte 2013 hatte die Bertelsmann- Stiftung in einer bundesweiten Studie festgestellt, dass ein einzelner Erzieher in rheinland-pfälzischen Kitas mehr Kinder betreuen muss als in anderen westdeutschen Ländern.

Mit dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Einjährige hat sich die Situation nach Meinung vieler Experten noch verschärft.