Berlin

Giftig und gefährlich statt süß und plüschig

Der Affe brennt lichterloh, der Plüschhase ist voller Weichmacher: Vieles, was den Kleinen lieb und den Eltern teuer ist, kann gefährlich werden. Davor warnt die Stiftung Warentest.

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Weihnachten steht vor der Tür und damit auch die Zeit, in der Eltern und Großeltern für Kinder und Enkel besonders gern in die Tasche greifen. Doch die süßen Puppen, bunten Holztiere und plüschigen Teddys erweisen sich nicht selten als giftig und gefährlich. Bei einem Plüschhasen fand die Stiftung Warentest zum Beispiel einen Weichmacher, der das spätere Fortpflanzungsvermögen schädigen kann, ein Affe ging schneller als erlaubt in Flammen auf. Bei einer Babypuppe löste sich ein Klettverschluss, und bei einem Schiebepferd fielen die Ohren ab. Kinder könnten diese Teile verschlucken, warnt die Stiftung und empfiehlt Eltern zur Sicherheit Erste-Hilfe-Kurse. Mittlerweile riefen Hersteller manche Spielsachen zurück.

Die Tester prüften Schadstoffbelastung und Sicherheit von 50 Spielzeugen für Kinder unter drei Jahren. Das Ergebnis: Mehr als 80 Prozent der Produkte sind mit Schadstoffen belastet, viele unsicher. Der Test zeigt auch, dass sich Eltern im Spielzeugladen von alten Vorurteilen verabschieden müssen: Deutsches Spielzeug ist nicht besser als chinesisches, Markenprodukte nicht besser als Billigspielzeug. In Holzspielzeug fanden die Tester mehrmals Formaldehyd in größeren Mengen – eine Enttäuschung.

Eltern empfiehlt die Stiftung Warentest, zu prüfen, ob das Spielzeug dem Alter des Kindes entspricht und ob sich Kleinteile oder Lack leicht lösen lassen. Der Bereichsleiter Publikationen bei der Stiftung Warentest, Hubertus Primus, rät außerdem, am „Spielzeug zu schnuppern“, um Schadstoffe zu erkennen. Wie oft und wie lange ein Kind mit giftigem Spielzeug spielen kann, ohne zu erkranken, kann bei vielen Stoffen nicht beurteilt werden, sagt Bärbel Vieth vom Institut für Risikobewertung. Die Wirkung krebserregender oder fortpflanzungshemmender Stoffe ist oft erst nach Jahren festzustellen.

Zu den sichersten Spielzeugen zählen Plastikprodukte, unlackierte Holzklötze und Stoffpuppen. Beim Test schnitten unter anderem die Puppen „Curly Girly“ von Sigikid und „Augusta du Bay“ von Hello Kitty sowie der Rettungshubschrauber „Little People“ von Fisher Price, der Rettungshelikopter von Playmobil sowie das Fahr- und Spaß-Auto von Ravensburger am besten ab. Sie erwiesen sich als schadstofffrei.

Die Stiftung fordert schärfere Kontrollen von der Aufsichtsbehörden und Nachbesserungen bei der EU-Spielzeugrichtlinie von 2008. „Die heutigen rechtlichen Anforderungen zur Sicherheit von Spielzeug sind in vielen Punkten nicht ausreichend“, erklärt Untersuchungsleiter Holger Brackemann. Die Bundesverbraucherzentrale fordert sogar einen Krisengipfel zur Spielzeugsicherheit und eine Bündelung der Zuständigkeit für Spielzeug- und Produktsicherheit beim Verbraucherschutzministerium. Auch der Agrar- und verbraucherschutzpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Peter Bleser, fordert Nachbesserungen bei der EU-Richtlinie. Die Linke hat ein sofortiges Verbot krebserregender Stoffe in Spielzeugen beantragt.

Anja Sokolow