Berlin/Genf

Gesunde Süße gesucht: Warum es so schwierig ist, auf Zucker zu verzichten

Im Labor suchen Lebensmitteltechniker nach Wegen, um Zucker in Süßwaren und Fertiggerichten zu sparen oder durch kalorienärmere Varianten zu ersetzen. Ende 2018 hat ein Gemeinschaftsprojekt von Wirtschaft und Wissenschaft einen „Durchbruch“ vermeldet: In einem Forschungsprojekt arbeitet die RWTH Aachen, die Hochschule Ostwestfalen-Lippe und Vertreter der Zuckerindustrie daran, einen neuen, kalorienarmen Zucker zu entwickeln. Experimentiert wird mit Allulose, einem pflanzlichen Rohstoff, der in getrockneten Feigen, Kiwis und Rosinen vorkommt. Auch mit Cellobiose wird geforscht, beide Stoffe sind Bestandteil der heimischen Zuckerrübe. „Diese Stoffe süßen wie Zucker, sind aber total kalorienarm. Das wäre ein Durchbruch, wenn das in Serie geht“, meint Bundesernährungsministerin Julia Klöckner, die das Experiment mit 1,6 Millionen Euro fördert. Am bundeseigenen Max-Rubner-Institut spaltet man Milchzucker in Glucose und Galactose, das erhöht die Süßkraft.

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Unterdessen arbeitet der Nahrungsmittelkonzern Nestlé daran, dem Zuckerkristall eine völlig neue Form zu geben: Der Weltkonzern mit einer Vielzahl an Marken (darunter Smarties, Nesquick, Kitkat und Mövenpick) wirbt für einen „neuen Zucker“, der weder künstliche Süßstoffe noch ausgefallene Pflanzenextrakte enthält. Auch hier handelt es sich um ein Extrakt der Zuckerrübe. Die Schweizer haben die Struktur des Zuckerkristalls so verändert, dass es sich im Mund schneller auflöst und deshalb als süßer wahrgenommen wird. Hergestellt wird der „Structured Sugar“, indem ein Mix aus Zucker, Milch und Wasser in warmer Luft aufgeplustert und getrocknet wird. Ähnlich wie bei Zuckerwatte ergibt sich so bei gleicher Masse weniger Zucker – diese Luftnummer spart Kalorien. Den ersten Schokoriegel „Milkybar Wowsomes“ mit diesem Zucker gibt es in Irland und Großbritannien schon zu kaufen. Einsetzen lassen sich die neuen Zuckerkristalle bislang nur in trockenen Lebensmitteln, in Flüssigkeiten verflüchtigen sie sich zu schnell. nim