Haltern/Le Vernet

Germanwings-Katastrophe: Ein Jahr danach

Germanwings-Katastrophe: Ein Jahr danach Foto: epd

Am nächsten Tag wäre Elena Bleß 16 geworden. Mit ihren Geburtstagsgästen hätte sie über den Schüleraustausch in Spanien gesprochen. Wieder zu Hause, hätte sie ihr Kaninchen im Garten begrüßt. Sie wäre nach oben gegangen in ihr Zimmer – über die Treppe mit den Stufen in den Farben des Regenbogens. Vielleicht hätte sie dabei zwei Stufen auf einmal genommen, übermüdet, euphorisch – so wie viele Jugendliche nach Klassenfahrten.

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Am 24. März 2016 jährt sich die Germanwings-Katastrophe zum ersten Mal. Vielerorts finden Trauerfeiern statt, Angehörige reisen zum Absturzort in die französischen Alpen.

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Ein Stehle mit der Aufschrift „In Erinnerung an die Opfer des Flugzeugunglücks vom 24. März 2015“ in vier Sprachen steht bei Le Vernet (Frankreich) nahe des Gebiets des Col de Mariaud, in dem am 24.03.2015 der Germanwings Flug 4U9525 verunglückte.

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Angehörige haben Kerzen aufgestellt und Blumen niedergelegt.

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Ein Kreuz eines alten Grabes ist am 25.02.2016 auf dem Friedhof in Le Vernet (Frankreich) zu sehen. Im hinteren Teil befindet sich die Gemeinschaftsgrabstelle für die Opfer des Absturzes vom Germanwingsflug.

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Ein Hinweisschild weist den Weg zum Gedenkplatz.

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Der Weg zum Gebiet des Col de Mariaud, in dem am 24.03.2015 der Germanwings Flug 4U9525 verunglückte.

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Rund um die Absturzstelle gibt es Wanderwege. Am 24. März 2016 werden sich auch viele Angehörige auf den Weg hierher machen. Sie wollen ihren Liebsten so nah wie möglich sein...

dpa

Rund um die Absturzstelle gibt es Wanderwege. Am 24. März 2016 werden sich auch viele Angehörige auf den Weg hierher machen. Sie wollen ihren Liebsten so nah wie möglich sein...

dpa

Mit einem Zaun ist die Unglücksstelle abgeriegelt.

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Ein Holzkreuz, Blume und Kerzen von Angehörigen am Metallzaun nahe des Gebiets des Col de Mariaud, in dem am 24.03.2015 der Germanwings Flug 4U9525 verunglückte.

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Ein Holzkreuz, Blume und Kerzen von Angehörigen am Metallzaun nahe des Gebiets des Col de Mariaud, in dem am 24.03.2015 der Germanwings Flug 4U9525 verunglückte.

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Ein Holzkreuz, Blume und Kerzen von Angehörigen am Metallzaun nahe des Gebiets des Col de Mariaud, in dem am 24.03.2015 der Germanwings Flug 4U9525 verunglückte.

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Ein Holzkreuz, Blume und Kerzen von Angehörigen am Metallzaun nahe des Gebiets des Col de Mariaud, in dem am 24.03.2015 der Germanwings Flug 4U9525 verunglückte.

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Ein Mann fotografiert bei Le Vernet das Absturzgebiet.

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Das Absturzgebiet in den französischen Alpen.

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Trauerflor am Ortsschild von Haltern am See. 16 Schüler vom Joseph-Koenig-Gymnasium in Halter starben bei der Katastrophe, sie waren zum Schüleraustausch in Spanien.

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Gedenkstätte für die verstorbenen Schüler vom Gymnasium in Haltern am See.

dpa

Gedenkstätte für die verstorbenen Schüler vom Gymnasium in Haltern am See.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel legt vor der Gedenkstätte an der Schule Blumen nieder.

dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel legt vor der Gedenkstätte an der Schule Blumen nieder.

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Mit Kerzen und Tafeln gedenken Schüler ihrer toten Freunde.

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Eine weitere Gedenkstätte in Haltern am See für die Opfer des Germanwings-Flugzeugabsturzes in Südfrankreich.

dpa

Diese Gedenkstätte für die Opfer des Flugzeugabsturzes steht in Prads-Haute-Bléone in der Nähe der Unglücksstelle. Sie besteht aus 149 Stahlstäben, die im Wind aneinander schlagen und weithin zu hören sind...

dpa

Diese Gedenkstätte für die Opfer des Flugzeugabsturzes steht in Prads-Haute-Bléone in der Nähe der Unglücksstelle. Sie besteht aus 149 Stahlstäben, die im Wind aneinander schlagen und weithin zu hören sind...

dpa

Diese Gedenkstätte für die Opfer des Flugzeugabsturzes steht in Prads-Haute-Bléone in der Nähe der Unglücksstelle. Sie besteht aus 149 Stahlstäben, die im Wind aneinander schlagen und weithin zu hören sind...

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Diese Gedenkstätte für die Opfer des Flugzeugabsturzes steht in Prads-Haute-Bléone in der Nähe der Unglücksstelle. Sie besteht aus 149 Stahlstäben, die im Wind aneinander schlagen und weithin zu hören sind...

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Eine Gedenktafel erinnert vor der Zentrale der Fluggesellschaft Germanwings in Köln auch an die verstorbene Crew.

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Von Gerd Roth und Helge Toben

Wäre sie nicht gestorben am 24. März des vergangenen Jahres. So wie 149 andere Menschen beim Absturz des Germanwings-Fluges 4U9525 in den französischen Alpen. Co-Pilot Andreas L. hatte den Airbus auf Todeskurs gebracht. Er durfte trotz langer Krankengeschichte fliegen.

Im Wohnzimmer von Elenas Familie in Haltern am See im Norden des Ruhrgebiets steht in einem weißen Rahmen ein Porträtfoto des Mädchens auf dem Boden. Davor brennt eine weiße Kerze. „Das Bild stand auch bei der Beerdigung in der Kirche“, sagt ihre Mutter Annette Bleß. „Es ist im Badeort Sitges gemacht worden – wenige Tage vor ihrem Tod. Wir haben es von ihr über WhatsApp bekommen.“ Elena lacht fröhlich in die Handykamera.

Stiftung zum Andenken gegründet

Annette Bleß ist 52 Jahre alt, Lehrerin für Französisch und Latein in der Nachbarstadt Marl. Eine freundliche Frau. Nie verliert sie im Gespräch die Fassung. Sie spricht ernst, ohne Bitterkeit.

Kerzen als Symbol für Trauer und Entsetzen.

Oliver Berg/dpa

Deutschland trauert um die Toten: Eine Flagge auf dem Bundestag in Berlin weht auf Halbmast.

Maurizio Gambarini/ Maurizio Gambarini

Der Kölner Kardinal Rainer Woelki während der Trauerfeier im Kölner Dom.

Oliver Berg/ Oliver Berg

Eine schwarze Schleife mit der Flugnummer der abgestürzten Germanwings-Maschine auf einer Tafel vor dem Kölner Dom.

Rolf Vennenbernd/ Rolf Vennenbernd

Abgebrannte Kerzen und verdorrte Blumen vor dem Joseph-König-Gymnasium in Haltern. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen der Schule waren bei der Katastrophe ums Leben gekommen.

Marcel Kusch/ Marcel Kusch

Der Kölner Dom zählt zu den größten Kirchen der Welt.

Maja Hitij/ Maja Hitij

Die Trauerfeier findet im Kölner Dom statt.

Rolf Vennenbernd/ Rolf Vennenbernd

Sie und ihr Mann haben einen Monat nach der Katastrophe eine Stiftung gegründet. Sie trägt den Namen der Tochter. Die Stiftung unterstützt Schulen bei Austauschprogrammen. Schüler bekommen bei Berufspraktika im Ausland einen Zuschuss. Elena war damals mit 15 anderen Mädchen und Jungen aus Haltern auf dem Rückflug aus Barcelona gewesen, begleitet von zwei Lehrerinnen. „Wir fanden es vernünftig, dass die Lufthansa zahlt, aber wir wollten es nicht für uns als persönlichen Vorteil haben. Wir wollten etwas tun, um an Elena zu erinnern. Wir wollten auch gern etwas Positives zur Fortführung von Austauschprogrammen machen nach diesem Schrecklichen“, sagt die Mutter.

Der Schrecken der Katastrophe ist auch 1000 Kilometer von Haltern entfernt immer noch spürbar. Im Alpendorf Le Vernet, in der Nähe des Unglückshangs. „Wir hinken noch ein bisschen durch das Leben, wir sind angeschlagen“, erzählt François Balique. Er ist seit 39 Jahren dort Bürgermeister. Balique lebt und arbeitet als Anwalt auch einen Teil der Zeit in Paris. Ein Zupacker, hemdsärmelig, zugewandt.

Der Ort Le Vernet mit seinen 130 Bewohnern sollte den neuen Alltag nach dem Unfall akzeptieren, findet Balique. „Es ist nicht immer einfach, damit umzugehen, auch für die jungen Leute im Dorf.“ Den Familien der Opfer wollen die Dorfbewohner Nähe geben: „Wir öffnen unsere Herzen, die Türen, die Stätten.“ Fremde werden im Dorf sofort angesprochen. Die 150 Toten der Germanwings-Katastrophe kamen aus vielen Ländern – die meisten aus Deutschland (72) und Spanien (51). Ein alter Herr hält an und steigt aus seinem Wagen. „Ich habe Ihr deutsches Autokennzeichen gesehen. Suchen Sie die Leute von der Lufthansa? Die Gedenkstätte?“, fragt der 76-jährige Jean-Marcel. „Wir achten jetzt mehr auf Fremde, die hierherkommen. Wir sind dem Absturzort am nächsten, an dem die Menschen ihre Angehörigen verloren haben.“

Die „Leute von der Lufthansa“, die Jean-Marcel meint, sitzen gleich neben einer kleinen Gedenkstätte für den Absturz. Seit einem Jahr betreuen die Mitarbeiter der Fluggesellschaft Angehörige, die hierher kommen. Darüber sprechen dürfen sie nicht. Sowohl Germanwings als auch der Mutterkonzern Lufthansa sind vorsichtig. In den USA droht ein möglicherweise kostspieliger Prozess um die Verantwortung für das Drama. Da kann jedes Wort wichtig werden.

Der schreckliche Verdacht hat sich am 3. April 2015 bestätigt: Der Flugdatenschreiber des Germanwings-Todesfluges liefert weitere Indizien dafür, dass der Copilot Andreas L. die Maschine über Südfrankreich mit voller Absicht abstürzen ließ.

dpanitf3/ BEA

In der Kathedrale der Gemeinde Digne-les-Bains brannten am Samstag, 28. März 2015, 150 Kerzen zur Erinnerung an die Toten. In dem voll besetzten romanischen Bau versammelten sich mehrere Hundert Menschen zur Andacht. Digne-les-Bains liegt nur wenige Kilometer von der Stelle entfernt, wo der Germanwings-Airbus am Dienstag abgestürzt war.

Daniel Naupold/ Daniel Naupold

Für die Opfer des Flugzeugabsturzes wurden bei einer Trauerfeier 150 Kerzen angezündet.

Guillaume Horcajuelo/ Guillaume Horcajuelo

Blumen liegen vor einer Gedenktafel in Le Vernet, für die Opfer der Flugkatastrophe. Am Absturzort des Germanwings-Flugzeugs in den französischen Alpen haben Bergungskräfte am Samstag, 28. März, ihre Arbeit fortgesetzt.

Guillaume Horcajuelo

Angehörige der Opfer legen Blumen am Denkmal in Le Vernet nieder.

Guillaume Horcajuelo, EPA/dpa

Mit einer Trauerfeier in Rothenbach wurde am Freitagabend, 27. März 2015, den Absturzopfern aus dem Westerwald gedacht.

Trauerfeier in Rothenbach.

CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner (l) und Westerburgs Stadtbürgermeister Ralf Seekatz (2.v.l).

Eine Lufthansa-Sprecherin bestätigte am Freitagabend, 27. März 2015, einen «Tagesspiegel»-Bericht, wonach der Konzern den Angehörigen der Opfer eine Soforthilfe zahlen will. «Lufthansa zahlt bis zu 50 000 Euro pro Passagier zur Deckung unmittelbarer Ausgaben», zitierte die Zeitung einen Germanwings-Sprecher. In der Nähe der Absturzstelle in Frankreich eröffnet Germanwings am Samstag ein Betreuungszentrum für Angehörige.

Boris Roessler/dpa

Weiter geht's: Auch am Freitagmorgen haben sich zahlreiche Journalisten für Dreharbeiten vor dem Elternhaus von Andreas L. in Montabaur versammelt.

Sascha Ditscher

Die Polizei hat auch die Durchsuchung der Düsseldorfer Wohnung des Germanwings-Copiloten am Donnerstagabend beendet. Die Aktion dauerte etwa vier Stunden. Gegen 21 Uhr verließen Beamte mit Umzugkartons das Haus am Düsseldorfer Stadtrand, in dem der 27-jährige Co-Pilot wohnte. Grundlage der Durchsuchung war ein Ersuchen der französischen Justiz.

dpa

Am Donnerstagabend gegen 21 Uhr verlassen Ermittler das Wohnhaus in Montabaur, in dem der Co-Pilot Andreas L. mit seinen Eltern gewohnt hat. Die Beamten nehmen ein Rechner, gefunden im Haus, zur Untersuchung mit ins Büro.

S. Ditscher

Nicht nur zwei blaue Säcke tragen die Ermittler nach draußen.

Sascha Ditscher

Auch ein Karton ist dabei. Über den Inhalt gibt es (noch) keine Informationen.

Sascha Ditscher

Anwohner zünden am Donnerstag kurz vor 19 Uhr vor dem Elternhaus von Andreas L. eine Grabkerze an.

S. Ditscher

Eine Kerze leuchtet vor dem Elternhaus des Co-Piloten Andreas L. in Montabaur.

Sascha Ditscher

Weitere Ermittler, die per Hubschrauber in Montabaur eingeflogen wurden, betreten am Donnerstag kurz vor 17 Uhr das Elternhaus des Co-Piloten, der das Flugzeugunglück in Südfrankreich absichtlich verursacht haben soll.

S. Ditscher

In das Haus im rheinland-pfälzischen Montabaur gingen mehrere Ermittler hinein. Einer hatte einen Karton dabei.

S. Ditscher

Der Co-Pilot Andreas L. aus Montabaur steht im Verdacht, die Germanwings-Maschine mit weiteren 149 Menschen an Bord vorsätzlich zum Absturz gebracht zu haben.

S. Ditscher

Polizisten stehen am Donnerstag in Montabaur. In der Stadt soll der Co-Pilot, der das Flugzeugunglück in Südfrankreich mit 150 Toten verursacht haben soll, bei seinen Eltern im Haus gewohnt haben.

Ditscher

Ein Schild am Flughafen des Luftsportclubs Westerwald (LSC) – hier war Andreas L. über viele Jahre Mitglied.

dpa

Bereits als Jugendlicher war Andreas L. aus Montabaur Mitglied im örtlichen Luftsportclub (Bild). „Er begann als Segelflugschüler und schaffte es bis zum Airbus A320-Piloten“, schrieb der Verein in einem Nachruf.

Sascha Ditscher

Der 28 Jahre alte Copilot der verunglückten Germanwings-Maschine, der das Unglück laut französischer Staatsanwaltschaft verschuldet haben soll, soll bei seinen Eltern in Montabaur (Westerwald) gewohnt haben.

dpa

Der 28 Jahre alte Copilot der verunglückten Germanwings-Maschine, der das Unglück laut französischer Staatsanwaltschaft verschuldet haben soll, soll bei seinen Eltern in Montabaur (Westerwald) gewohnt haben.

dpa

Marseille. Die Absturz-Katastrophe in den französischen Alpen war willentlich herbeigeführt. Nach Auswertung der Sprachbox ist klar: Der Co-Pilot hatte seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperrt und den tödlichen Sinkflug bewußt eingeleitet, das sagte der Marseiller Staatsanwalt Brice Robin am Donnerstagmittag.

Staatsanwalt Brice Robin bei der Pressekonferenz in Marseille «Ich kann nur wiederholen, dass der Co-Pilot den Sinkflug mit Vorsatz eingeleitet hat».

In Marseille Staatsanwalt Brice Robin weiter: «Es sieht so aus, als habe der Copilot das Flugzeug vorsätztlich zum Absturz gebracht und so zerstört». Der Pilot sei auf die Toilette gegangen; der Co-Pilot habe das Kommando gehabt und am Flight-Monitoring gespielt.

Airbus Industrie/dpa

Der Chef der Bergrettungskräfte, Olivier Cousin: «Die Arbeit ist extrem schwierig, das Gelände ist gefährlich. Es ist steil und rutschig.»

dpa

Die Ankunft der Angehörigen wird vorbereitet: Sieben Kilometer vor der Unfallstelle entfernt sperren Polizisten eine Straße.

Hinterbliebene sind zur Unglücksstelle in Südfrankreich unterwegs. Vom Flughafen Düsseldorf ist kurz nach 9 Uhr ein Lufthansa-Airbus mit rund 50 Angehörigen gestartet. Mit an Bord reist auch ein Betreuer-Team, bestehend aus Seelsorgern, Ärzten und Psychologen. Nach Informationen des Flughafens ist am Vormittag außerdem noch ein zweiter Sonderflug ab Düsseldorf mit Hinterbliebenen der Crew geplant.

Schweigeminute für die Opfer des Germanwings-Absturzes auch im Auswärtigen Amt, wo Minister und Experten aus über 60 Staaten an einer Energiewende-Konferenz teilnehmen.

Ein weiterer schwerer Einsatz hat für die Teams im Absturzgebiet begonnen.

Die Ermittler konzentrieren sich auf die Suche nach dem zweiten Flugschreiber.

Ein Fahrzeug der Spurensicherung in Seyne-les-Alpes.

Der Bergungseinsatz in den französischen Alpen geht am zweiten Tag nach dem Absturz weiter.

Der Staatsanwalt von Marseille hat eine Pressekonferenz für 12.30 Uhr auf dem Flughafen Marignane angekündigt.

Ein «New York Times»-Bericht sorgt für Spekulationen über 4U 9525.

Frank Christiansen/dpa

War nur ein Pilot im Cockpit, als der Sinkflug begann? Und ließ sich die Tür nicht mehr öffnen? Medien berichten über Erkenntnisse, die der Sprachrekorder ergeben haben soll. „Man kann hören, wie er versucht, die Tür einzubrechen“, zitiert die Zeitung einen anonymen Informanten.

Der Schock sitzt noch tief: Menschen stehen am Dienstagabend vor dem Johann-König-Gymnasium in Haltern, wo seit dem Absturz 16 Schüler fehlen.

Auch Benedikt Höwedes trauert um die Opfer des Flugzeugabsturzes.

Uwe Anspach/ Uwe Anspach

Die deutsche Mannschaft spielt gegen Australien mit Trauerflor.

Ein Hubschrauber kreist über Wrackteilen des verunglückten Airbus A320 in den französischen Alpen.

Guillaume Horcajuelo/dpa

Der Brunnen auf dem Westerburger Marktplatz hat sich zur Gedenkstelle für die Westerwälder Opfer des Flugzeugabsturzes entwickelt. Viele Menschen legen dort Blumen nieder und stellen Kerzen auf.

Sascha Ditscher

Kondolenz im Dom: Berlins regierender Bürgermeister Müller trauert mit den Angehörigen der Opfer des Flugzeugabsturzes.

Felix Zahn/ Felix Zahn

Helfer bauen Zelte für die geborgenen Leichen auf.

Alberto Estevez/ Alberto Estevez

Mitarbeiterinnen von Germanwings stehen während einer Schweigeminute vor der Unternehmenszentrale in Köln zusammen.

Marius Becker/ Marius Becker

Am Dienstag haben Menschen auch auf dem Marktplatz von Westerburg an einem Brunnen Blumen niedergelegt. Bild: https://www.facebook.com/groups/Westerburg/?fref=ts

Trauerflor an einer Lufthansa-Flagge in Frankfurt am Main.

Boris Roessler/ Boris Roessler

Nach dem Absturz in Frankreich trauert die Kleinstadt Haltern um ihre Opfer. 16 Schüler und 2 Lehrerinnen sind von einer Austauschreise nicht zurückgekehrt.

Maja Hitij/ Maja Hitij

Einige Germanwings-Besatzungen sind wegen der Trauer und Betroffenheit nicht einsatzbereit.

Julian Stratenschulte/ Julian Stratenschulte

Auf Halbmast: Die Flaggen Aragoniens, Spaniens und der EU nach dem Absturz der Germanwings-Maschine.

Javier Belver/ Javier Belver

Grablichter mit der Flugnummer «4U9525» stehen vor der Zentrale von Germanwings in Köln. Davor liegen Anstecker von Condor, Air Berlin und Lufthansa.

Marius Becker/ Marius Becker

Hubschrauber der Gendarmerie über Seyne-Les-Alpes.

Peter Kneffel/ Peter Kneffel

Ein Hubschrauber der Gendarmerie startet zur Absturzstelle.

Peter Kneffel/ Peter Kneffel

Auch Rheinland-Pfälzer unter den Opfern des Absturzes.

Peter Kneffel/ Peter Kneffel

Ein rund 65 Mann starker Bergungstrupp brach zu Fuß in das unwegsame Gebiet an der Absturzstelle auf.

Alessandro Vecchi/ Alessandro Vecchi

Nach dem Aufprall ist die Gemanwings-Maschine in kleinste Trümmer zerbrochen.

Thomas Koehler/photothek.net/Auswärtiges Amt/ Thomas Koehler/photothek.net/Auswärtiges Amt

Journalisten warten am frühen Mittwochmorgen im Ort Seyne-les-Alpes auf den Sonnenaufgang – und auf neue Informationen von der Absturzstelle.

dpa

Feuerwehrleute und Journalisten in Seyne-les-Alpes.

Peter Kneffel/ Peter Kneffel

Wrackteile und Trümmer liegen an einem Berghang nach dem Absturz einer Maschine vom Typ Airbus A320 der Fluggesellschaft Germanwings bei Seyne- les- Alpes in der Provence, Frankreich.

Ein Helikopter fliegt über eine Stelle,Absturzstelle an der Helfer neben Wrackteilen arbeiten, nach dem Absturz einer Maschine vom Typ Airbus A320 der Fluggesellschaft Germanwings bei Seyne in den Bergen der Provence, Südfrankreich.

dpa

Fachleute wollen prüfen, ob das Flugzeug möglicherweise in der Luft auseinandergebrochen ist.

Alessandro Vecchi/ Alessandro Vecchi

Ein Hubschrauber der französischen Armee wird für Bergungsarbeiten eingesetzt.

Sebastien Nogier/ Sebastien Nogier

Wrackteile und Trümmer liegen an einem Berghang nach dem Absturz einer Maschine vom Typ Airbus A320 der Fluggesellschaft Germanwings bei Seyne in den Bergen der Provence, Frankreich.

dpa

Angehörige der französischen Gendarmerie in Seyne les Alpes, nahe der Absturzstelle im Südosten Frankreichs.

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Schülerinnen stehen vor dem Joseph- König- Gymnasium in Haltern am See (Nordrhein- Westfalen) vor Kerzen.

dpa

Ein Mitarbeiter des Flughafen Care Teams kümmert sich um Angehörige.

DPA

Bundesaußenminister Frank- Walter Steinmeier (r, SPD) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (l, CSU) sitzen am 24. 03. 2015 auf dem militärischen Teil des Flughafen Tegel in einer Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr, um nach Frankreich in die Gegend um den Flugzeugabsturz zu fliegen.

dpa

Auf Anzeigetafel des Flughafen in Düsseldorf ist der abgestürzte Germanwings-Flug 9525 aus Barcelona verzeichnet. Der Airbus A320 war nach Angaben der Deutschen Flugsicherung auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf, als das Unglück geschah. Demnach waren 142 Passagiere an Bord.

Frank Christiansen/dpa

Bei dem in Frankreich abgestürzten Airbus A320 handelt es sich um diese Germanwings-Maschine mit der Registrierung D-AIPX. Das Flugzeug ist am Dienstag, 24. März 2015, auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf gewesen, als das Unglück passierte. 142 Passagiere waren an Bord.

Dominik Günther/dpa

„Ich habe einen enormen Lärm gehört“, so ein Gastwirt aus Allos, einem Ort in der Nähe der Absturzstelle.

Bei dem Absturz hat es wahrscheinlich zahlreiche deutsche Opfer gegeben. Es sei «möglich, dass es viele deutsche Opfer gebe», zitierte die Zeitung «Le Figaro» am Dienstagvormittag Präsident Hollande.

Ian Langsdon, EPA/dpa/Archiv

Die EU-Kommission hat sich am Dienstagvormittag zu dem Absturz der Germanwings-Maschine geäußert. EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc sagte: «Unsere Gedanken sind bei den Menschen an Bord und ihren Angehörigen.»

Igor Kupljenik/dpa

Karte zum Absturz eines Germanwings-Airbus A320 in Frankreich.

dpa

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sitzt am Dienstagmittag im Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts in Berlin neben dem Leiter des Krisenstabes, Walter Hassmann, und informiert sich über den Flugzeugabsturz in Frankreich.

Bernd von Jutrczenka/dpa

Die Zentrale der Fluglinie Germanwings in Köln (Nordrhein-Westfalen). Ein Airbus A320 der Fluggesellschaft ist über Südfrankreich abgestürzt.

Marius Becker/dpa

Mitarbeiter des Flughafen Care Teams stehen am Dienstagnachmittag in Düsseldorf im Terminal des Flughafens. Die Notfallseelsorger kümmern sich um Angehörige der abgestürzten Passagiere.

Oliver Berg/dpa

Mitarbeiter des Flughafen Care Teams kümmern sich um Angehörige der abgestürzten Passagiere.

Oliver Berg/dpa

Ein Polizist geleitet am Dienstagnachmittag einen Angehörigen durch den Flughafen und schützt diesen mit seiner Polizeimütze vor Blicken.

Oliver Berg/dpa

Fahrzeuge verschiedener Medien stehen vor dem Flughafen in Düsseldorf – und berichten.

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Die Gedenkstätte in Le Vernet liegt am Rande des Dorfes: ein Friedhofsgrabstein mit Inschrift und einer grünen Hecke. Von hier aus ist die Unfallstelle am Col de Mariaud hinter der nächsten Bergkuppe nur zu erahnen. Wenige Meter weiter ist ein Raum in einer Herberge zum Gedenkzimmer für die Angehörigen geworden. Vor den Wänden stehen dicht bepackte Tische: Bilder der Opfer, Kerzen, Briefe von Geschwistern, Erinnerungen der Mitschüler, Kinderzeichnungen, Kuscheltiere, Engel, Herzen. Dokumente der Trauer, der Leere und der Hilflosigkeit.

Im Joseph-König-Gymnasium in Haltern mit etwa 1250 Schülern, wo Elena und ihre Reisegruppe herkamen, gibt es einen ähnlichen Raum. „Ein kleiner Kursraum, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, sich dort in Pausen oder Freistunden in einem vertrauten Rahmen hinzusetzen. Dort sind alle Dinge, die uns zugeschickt wurden“, sagt Schulleiter Ulrich Wessel. Der Raum ist voll – wie in Le Vernet.

Mehr als 50 Kondolenzbücher sind auf der Fensterbank aneinandergereiht. Daneben stehen mehrere Kisten mit Beileidsschreiben. Eine Schule in den USA hat ein Transparent gestaltet: Hunderte haben unterschrieben. „Wir vermissen Euch“, steht auf einem anderen Plakat. Fotos dürfen nicht gemacht werden. Darum haben die Eltern den Schulleiter gebeten. Wessel ist hoch gewachsen, schlank, 57 Jahre alt. Im vergangenen Jahr war er oft in den Medien: unaufdringlich, menschlich. Immer versuchte er, das Unfassbare mit Worten zu begleiten. Die Katastrophe änderte sein Leben.

Wessel sagt fast immer Katastrophe, nicht bloß Unglück oder Absturz. Dem Interview schickt er vorweg: „Es gibt 149 Opfer und nicht nur die 18 in Haltern.“ Wichtig für den Schulleiter ist: „Haltern hat zwar der Katastrophe das Gesicht gegeben und besonders diese Schule, aber auch in Haltern ist das eigentliche Leid hinter den 18 Haustüren und nicht hinter der Schultür.“

Noch immer sind Zeichen der Trauer im Ort präsent

Wer mit dem Auto in der Stadt mit rund 38.500 Einwohnern ankommt, sieht an einigen Ortsschildern immer noch schwarze Bänder flattern. Auf einen Stromkasten in der Nähe der Schule ist groß eine schwarze Trauerschleife gemalt. Den Eltern der jungen Opfer gehe es heute „sehr unterschiedlich“, sagt Annette Bleß. „Es war so, dass viele lange Zeit gar nicht arbeiten konnten. Es ist jedenfalls nicht so, dass die Trauer jetzt schon erträglicher geworden wäre. Es ist nach wie vor sehr schwer, und gerade jetzt zum Jahrestag hin ist es besonders belastend.“

Was Elenas Eltern großen Halt gibt, ist die christliche Hoffnung. „Unser größter Wunsch ist sicherlich, dass wir sie wiedersehen“, sagt Elenas Mutter. „Das können Sie auch gerne schreiben, weil ich denke, dass e wichtig ist, dass man auch so etwas vermittelt, dass nämlich der Glaube auch eine Quelle der Kraft ist.“ Trauernden Mut und einen Ort für Gefühle geben, möchte auch das französische 195-Einwohner-Dorf Prads-Haute-Bléone. Der Berghang, an dem die Maschine in viele kleine Teile zerschellte, liegt zwar näher an Le Vernet, doch offiziell gehört er zu Prads. „149. Es sind 149 Stäbe“, sagt Bürgermeister Bernard Bartolini. Der Co-Pilot ist nicht in die Gedenkstätte aufgenommen worden. „Wir haben das im Kommunalrat diskutiert und so beschlossen.“

Gedenkstätte in 1500 Meter Höhe

Der 64-Jährige weist den Weg über eine steile Schotterstraße. „Wir haben nichts Extravagantes geschaffen, nichts Spektakuläres versucht, wir haben das mit den Herzen gemacht, die Menschen, die Familien empfangen. Alles in großer Einfachheit.“ In rund 1500 Meter Höhe hat der französische Künstler Eric Klein die Gedenkstätte aus den mehr als drei Meter langen Metallstäben geschaffen. Bei Wind schlagen sie aneinander. Das Geräusch ist weit zu hören. Die Absturzstelle selbst liegt hinter der nächsten Kuppe. Sie ist ein stiller, leerer Ort. Anfang März liegt noch Schnee. Beim Unglück am 24. März vor einem Jahr war schon alles weggetaut.

Zweimal waren auch Elenas Eltern bereits in der Region. Zum Jahrestag organisiert die Germanwings-Muttergesellschaft Lufthansa für Angehörige den Besuch. Es gibt eine Gedenkfeier. „Wir werden jetzt natürlich wieder hinfahren – und dann im Sommer noch einmal in Ruhe. Jetzt zum Jahrestag wird es einen ziemlichen Andrang geben. Man rechnet mit 500 bis 1000 Menschen vor Ort. Aber nicht hinfahren kommt auch nicht in Frage“, sagt die Mutter.

Noch am Todestag selbst will das Ehepaar wieder zurückfliegen, weil sie zum Geburtstag ihrer Tochter in Haltern sein wollen. Am 25. März wäre Elena 17 Jahre alt geworden. „Wir wollen dann auch morgens in den Karfreitagsgottesdienst gehen.“