Frankfurt/Mainz

Falschgeld: Fahnder finden weniger Blüten

Falschgeld
Nicht immer ist Falschgeld so leicht zu erkennen wie im Fall dieses 1000-Euro-Scheins. Echte Scheine sind beispielsweise am Material zu erkennen. Foto: DPA

Blüten Zahlen belegen: Euro-Scheine machen es Geldfälschern schwer – in Italien haben Geldfälscher trotz aller Erfolge der Fahnder Hochkonjunktur.

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Frankfurt/Mainz. Blüten Zahlen belegen: Euro-Scheine machen es Geldfälschern schwer – in Italien haben Geldfälscher trotz aller Erfolge der Fahnder Hochkonjunktur.

Der 500-Euro-Schein kommt den Falschgeldexperten der Bundesbank sofort seltsam vor. Die Banknote, die ein Mann aus Nordrhein-Westfalen zwecks Erstattung eingereicht hat, ist kürzer als ein normaler Schein. Dass ein Kind das teure Papier zerrissen haben soll und die Note deshalb notdürftig in der Mitte geklebt wurde, glauben die Fachleute im Mainzer Analysezentrum der Deutschen Bundesbank nicht – zu Recht: Es handelt sich um eine Fälschung. Ein Streifen in der Mitte des 500-Euro-Scheins mit der Aufschrift „Freibier“ ist kurzerhand herausgeschnitten worden.

Mindestens sechs Fälle der „Freibier“-Blüten

So viel Dreistigkeit erstaunt sogar die Sachverständigen der Notenbank. Fahnder stellten von der „Freibier“-Note in NRW in den Jahren 2010 bis 2012 mehrere Hundert sicher, in mindestens sechs Fällen war der Streifen in der Mitte herausgeschnitten.

Derart plump sind professionelle Geldfälscher eher selten. Doch auch für sie wird es schwieriger, wie die jüngsten Zahlen von Bundesbank und Europäischer Zentralbank (EZB) belegen: In Deutschland zogen Polizei, Handel und Banken im ersten Halbjahr dieses Jahres 18 975 Euro-Blüten aus dem Verkehr – gut 6 Prozent weniger Fälschungen als in den sechs Monaten zuvor (20 204) und fast genauso wenige wie in der ersten Jahreshälfte 2011 (18 852). Weltweit wurden laut EZB von Januar bis Ende Juni 251 000 Blüten sichergestellt. Im Jahr 2009 zählte die EZB noch 860 000 Blüten, die Bundesbank 52 500. Experten werten die seit Jahren tendenziell rückläufigen Zahlen auch als Beleg für die gute Qualität der echten Euro-Scheine.

Fälschungen lassen sich meist schnell erkennen

Immer wieder weisen Notenbanker darauf hin, dass jeder Verbraucher durch aufmerksames Fühlen, Sehen, Kippen die meisten Fälschungen leicht erkennen kann. „Wir haben es seit Jahren mit altbekannten Fälschungen zu tun. Die Fälschungen, die besser gemacht sind, kommen nicht in großen Mengen in Umlauf. Der Aufwand dafür scheint doch zu groß zu sein“, sagt Martin Weber, Sachverständiger für Banknotenfälschungen im Mainzer Analysezentrum der Bundesbank.

Am häufigsten versuchen sich Fälscher an Wasserzeichen und Hologramm. Vor allem im wirtschaftlich angeschlagenen Italien haben Geldfälscher trotz aller Erfolge der Fahnder Hochkonjunktur. Nördlich von Neapel soll ihre Hochburg liegen. Die Hälfte aller in Europa sichergestellten Euro-Blüten stammte aus der von der neapolitanischen Camorra unterwanderten Region Kampanien, zitierten Medien im Frühjahr Alessandro Gentili, Chef der Anti-Falschgeld-Abteilung der Polizei in Rom. Die Mafia-Expertin und Schriftstellerin Petra Reski ist überzeugt: „Neapel ist das Epizentrum des Fälschens. Und Falschgeld ist ein Wirtschaftszweig der Mafia.“

Von Jörn Bender