Drei Gründe für Kritik an Sigmar Gabriel

Während einer SPD-Konferenz zum Thema Gerechtigkeit inszeniert sich Gabriel als Arbeiterführer und holt die Putzfrau "Susi" auf die Bühne. Im Gegensatz zum Parteivorsitzenden erntet diese großen Applaus. Zu den Rücktrittsgerüchten äußert sich Gabriel nicht.  Foto: dpa
Während einer SPD-Konferenz zum Thema Gerechtigkeit inszeniert sich Gabriel als Arbeiterführer und holt die Putzfrau "Susi" auf die Bühne. Im Gegensatz zum Parteivorsitzenden erntet diese großen Applaus. Zu den Rücktrittsgerüchten äußert sich Gabriel nicht. Foto: dpa

Als SPD-Chef hat Sigmar Gabriel, der die Partei nach der Wahlpleite 2009 aus der Krise und 2013 in die Große Koalition mit der Union führte, ein Zugriffsrecht auf die nächste Kanzlerkandidatur. Trotzdem ist längst nicht klar, ob tatsächlich Gabriel 2017 gegen Angela Merkel antreten wird. Warum aber wird der Vizekanzler in den eigenen Reihen immer wieder infrage gestellt?

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1 Kurswechsel: Ob die Diskussion mit Pegida-Leuten in Dresden, die Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung oder der zeitweise diskutierte Rauswurf Griechenlands aus der Euro-Zone – Gabriel stößt seine Partei regelmäßig mit Alleingängen und Interviews vor den Kopf.

2 Stilfragen: Selbst Kritiker gestehen Gabriel zu, dass er wie kaum ein anderer Politiker Stimmungen riechen und daraus politisch Kapital schlagen kann. Oft hat er aber sein Temperament nicht im Griff und reißt dann oft das wieder ein, was er gerade mühsam aufgebaut hat. So zofft er sich nicht nur mit TV-Journalistinnen, sondern auch mit SPD-Funktionären, die er für verbohrt hält. Beim Parteitag ließ er sich etwa von Juso-Chefin Johanna Uekermann provozieren, die er rüde abkanzelte. Das kostete ihn einige Prozentpunkte. Ein Versöhnungsgespräch soll nicht wirklich etwas gebracht haben. Auch Justizminister Heiko Maas oder Ex-Generalsekretärin Yasmin Fahimi wurden von Gabriel schon auf offener Bühne verspottet.

3 Strategie: Bis in die Parteispitze hinein gibt es Zweifel, ob Gabriel ein Rezept hat, die SPD erfolgreich aus dem 20-Prozent-Loch zu führen. Im Dezember sollte die SPD nach seinem Willen noch wirtschaftsfreundlicher werden, jetzt geht es wieder nach links. Bislang sieht es so aus, als ob der 56 Jahre alte Bundeswirtschaftsminister dennoch Kanzlerkandidat wird. Gabriels Rivalen Andrea Nahles oder Olaf Scholz wollen 2017 nicht den Kopf hinhalten. Sie warten auf bessere Zeiten, heißt es.