Die Regenwälder sterben – Und die Welt sieht weg

Die grünen Lungen der Erde sind von einer bösen Krankheit befallen, einem Virus aus Menschenhand. Tausende Quadratkilometer Regenwald werden jedes Jahr vernichtet. Umweltschützer beklagen einen beispiellosen Raubbau. Doch es gibt auch Lichtblicke. Verkohlte Baumstümpfe, ausgedörrte Mondlandschaften, Totenstille: Wo einst üppige Wälder wuchsen, wo das Gekreische der Tiere zu hören war, herrschen nun Ödnis und Trostlosigkeit. Apokalyptische Szenen spielen sich in vielen Urwäldern dieser Erde ab – Jahr für Jahr, Monat für Monat, Tag für Tag.

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Die grünen Lungen der Erde sind von einer bösen Krankheit befallen, einem Virus aus Menschenhand. Tausende Quadratkilometer Regenwald werden jedes Jahr vernichtet.

Umweltschützer beklagen einen beispiellosen Raubbau. Doch es gibt auch Lichtblicke.

Verkohlte Baumstümpfe, ausgedörrte Mondlandschaften, Totenstille: Wo einst üppige Wälder wuchsen, wo das Gekreische der Tiere zu hören war, herrschen nun Ödnis und Trostlosigkeit. Apokalyptische Szenen spielen sich in vielen Urwäldern dieser Erde ab - Jahr für Jahr, Monat für Monat, Tag für Tag. Sie werden von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen, weil die Zerstörung schleichend passiert. Diese Umweltkatastrophe bricht nicht unerwartet über die Welt herein wie der Untergang der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko. Doch die Vernichtung der letzten Regenwälder ist keinesfalls weniger dramatisch als die Ölpest vor der Küste der USA.

Am hemmungslosesten ist die Vernichtung der Urwälder auf den indonesischen Inseln Borneo und Sumatra. Wenn weiter so abgeholzt wird, dürfte in ein, zwei Jahrzehnten der einst so üppige Regenwald bis auf kümmerliche Reste Geschichte sein. Einheimische Arten wie die Orang-Utans auf Borneo und die Dschungel-Adler und Tiger auf Sumatra müssen längst ums Überleben kämpfen. Dabei waren die indonesischen Inseln einst überreich an Tier- und Pflanzenarten. Doch diese fatale Entwicklung schreckt offenbar kaum ab: Denn was Borneo und Sumatra zugestoßen ist, könnte bald Papua-Neuguinea blühen, nach Indonesien und Madagaskar der drittgrößte Inselstaat der Welt.

Wenige Öko-Aktivisten stemmen sich gegen den Untergang ihrer Heimat. Der Wissenschaftler Tampung Saman wirbt unaufhörlich für den Erhalt der letzten Waldgebiete auf Borneo. Dabei sind seine Gegner nicht allein indonesische und internationale Firmen, sondern auch seine Landsleute. Gerade die unter dem früheren indonesischen Präsidenten Suharto angesiedelten Javanesen fühlen sich mit der alten Kulturlandschaft kaum verbunden. Ihnen verspricht die Arbeit auf den riesigen Palmöl-Plantagen mehr Profit, selbst wenn sie nur als Tagelöhner angestellt sind. Höchst gewinnbringend ist auch der illegale Export wertvoller Tropenhölzer.

Nachhaltige Wirtschaft

Leute wie Tampung Saman versuchen, für alternative, den Wald erhaltende Wirtschaftszweige zu werben: etwa den Kautschuk-Anbau oder den Öko-Tourismus. Doch viele dieser Konzepte bringen nicht das schnelle Geld, lohnen sich erst mittel- oder langfristig. Auch das Ausweisen von Naturschutzgebieten hilft nicht automatisch weiter. Laut Gesetz dürfen in Indonesien beispielsweise keine Torfmoorwälder mehr gerodet werden. Sie sind besonders wichtig für den Klimaschutz, weil sie extrem viel Kohlenstoff binden. Doch es fehlt an Rangern, um die Verbote zu überwachen. Und in Borneo und Sumatra ist die Zentralregierung in Jakarta weit weg. Die Korruption wurzelt tief in dem Inselreich. Wer die richtigen Leute schmiert, kann auch geschützte Tropenhölzer fällen.

Rohware für Industriestaaten

Die illegal geschlagenen Hölzer und die Produkte der Palmöl-Plantagen landen nicht selten auf westlichen Märkten. Die Rohware aus Indonesien wird zu Kosmetika weiterverarbeitet, aber auch zu Waschmittel, Öl in Kartoffelchips, Klopapier, Büchern und natürlich zu teuren Möbelstücken.

Dabei sind die Verbraucher nicht hilflos. Sie können zum Beispiel nach Produkten suchen, die das FSC-Siegel tragen. FSC steht für „Forest Stewardship Council“, eine weltweit tätige Organisation mit Sitz in Bonn, die von vielen Umweltorganisationen, Sozialverbänden und Unternehmen unterstützt wird. Produkte mit FSC-Siegel stammen aus nachhaltigem Anbau, sind dafür unter Umständen aber auch teurer.

Etwas Hoffnung macht auch der sogenannte REDD-Prozess: Wohlhabende Staaten finanzieren den Erhalt des Urwaldes in armen Staaten, um das Weltklima zu schützen. Norwegen beispielsweise hat Ende Mai beschlossen, eine Milliarde Dollar (807 000 Euro) in den Erhalt der indonesischen Wälder zu investieren. Diese Partnerschaft soll beispielhaft für andere, ähnliche Modelle werden.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück