Das Klima-ABC

In der Klimapolitik schwirren viele Daten, Namen und Fakten herum. Das Klima-Abc erläutert einige davon:

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Arbeitsplätze: Das Umweltministerium zählt für 2013 in Deutschland 371 400 Arbeitsplätze zum Bereich erneuerbarer Energien, die meisten in der Windenergie. Im alten Kraftwerksbereich sank die Zahl der Beschäftigten stetig: von 240 000 (2006) auf 210.000 (2012).

Brics-Staaten: Diese Gruppe umfasst die vier großen Schwellenländer Brasilien, Südafrika, Indien und China. Sie haben zwar auch Klimaziele, pochen aber vor allem auf die historische Verantwortung der Industriestaaten. Brics heißt diese Staatengruppe plus Russland. Sie umfasst mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung.

CO2: Kohlendioxid (CO2) trägt zu 76 Prozent zum Treibhauseffekt bei. Heute ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre um 40 Prozent höher als vor dem Beginn der Industrialisierung um das Jahr 1750 herum.

Dämme: Industrieländer können Dämme bauen, auf kleinen Inselstaaten ist das nicht möglich. Der Meeresspiegel ist laut Weltklimarat IPCC von 1901 bis 2010 um 19 Zentimeter angestiegen. Er klettert immer schneller, derzeit um mehr als 3 Millimeter pro Jahr.

Einstimmigkeit: Bei den UN-Klimaverhandlungen ist es üblich, dass das Abschlussdokument ohne Gegenstimme angenommen wird.

Fluorierte Kohlenwasserstoffe: Die FCKW tragen zu 2 Prozent zum Treibhauseffekt bei. Die Produktion dieser Ozon zerstörenden Stoffe ist durch das Montrealprotokoll 1987 zum Schutz der Ozonschicht inzwischen weitgehend verboten, sie sind aber sehr langlebig.

Gletscher: Sie werden derzeit pro Jahr im Schnitt 0,5 bis 1 Meter dünner. Das sei zwei- bis dreimal mehr als im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts, berichtet der World Glacier Monitoring Service. Sie sind vielerorts ein wichtiges Trinkwasserreservoir.

Hitzewellen: Die Jahre mit den fünf heißesten Sommern seit 1500 lagen alle nach dem Jahr 2000. Besondere Hitzewellen gab es 2003 in Europa mit 70.000 Toten und Ernterückgängen sowie 2010 in Westrussland mit 55.000 Toten und Waldbränden. Viele Forscher vermuten als Ursache neben der Erderwärmung unter anderem den arktischen Jetstream (siehe unten).

IPCC: Der Weltklimarat IPCC wurde 1988 gegründet. Er soll zeigen, wie sich der Klimawandel auswirkt, welche Anpassungsstrategien es gibt und wie er gebremst werden kann. Mehrere Tausend Forscher werten bestehende Daten für die regelmäßig erscheinenden Berichte aus.

Jetstream: Dieser wellenförmige Windstrom umkreist die Nordhalbkugel in mehreren Kilometern Höhe. Gewöhnlich verändert sich die Lage seiner Wellen. Immer häufiger bleiben sie starr, was zu langen Dürren oder anhaltenden Regenfällen mit Hochwasser führen kann.

Kyoto: Das Kyoto-Protokoll von 1997 war der erste weltweite Klimavertrag, der jedoch nur den Industrieländern Klimaziele gab. Bei Kyoto II, das von 2013 bis 2020 läuft, sind nur noch die EU und zehn weitere Länder dabei, die 15 Prozent der Weltemissionen verursachen. Sie wollen ihren Ausstoß von 1990 bis 2020 um 18 Prozent reduzieren.

Lachgas: Es wird auch Distickoxid (N2O) genannt und ist als drittwichtigstes Treibhausgas zu etwa 6 Prozent am Klimawandel beteiligt. Es entweicht vor allem aus Feldern mit Stickstoffdünger.

Methan: Das zweitwichtigste Treibhausgas trägt zu 16 Prozent zur Erderwärmung bei. Es entsteht unter anderem im Magen von Kühen und anderen Wiederkäuern.

Niederschlag: Der Weltklimarat erwartet, dass feuchtere Regionen mehr Niederschläge und trockenere noch weniger bekommen. Auch in den mittleren Breiten rechnen die Experten mit mehr Extremwetter.

Ozeane: Die Meere erwärmten sich von 1971 bis 2010 in bis zu 75 Meter Tiefe mehr als 0,1 Grad pro Jahrzehnt. Zudem nahmen sie sehr viel vom menschengemachten CO2 auf, was zur Versauerung (siehe unten) führte.

Quellen der Treibhausgase: In Deutschland verursachte 2014 die Energiewirtschaft 39 Prozent Emissionen, gefolgt von Industrie (20), Verkehr (17), privaten Haushalten (11) und anderen. Alle großen Bereiche haben die Emissionen reduziert, nur der Verkehr nicht.

Rio de Janeiro: Auf dem Gipfel von Rio 1992 vereinbarten die Länder die Klimarahmenkonvention: Die Erdtemperatur darf demnach nur so weit steigen, dass sich die Ökosysteme dem Klimawandel anpassen können und „die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird“.

Stern-Report: Der Ökonom Nicholas Stern schreibt 2006: Hinreichender Klimaschutz kostet 1 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts, bei Nichthandeln drohen jedoch Schäden von 5 bis mehr als 20 Prozent.

Temperaturanstieg: Die Erdtemperatur ist im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 0,85 bis 0,9 Grad angestiegen. Da viele Treibhausgase langlebig sind, reichern sie sich auch bei starkem Klimaschutz an. Um die Erwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, müssten die Emissionen von 2010 bis 2050 um 40 bis 70 Prozent sinken.

Umbrella-Gruppe: Dieses – oft bremsende – Staatenbündnis auf Klimakonferenzen besteht aus den Industriestaaten USA, Russland, Kanada, Japan, Australien, Norwegen, Ukraine, Neuseeland und Island.

Versauerung: Die Ozeane haben etwa 30 Prozent des menschengemachten CO2 aufgenommen und sind so um etwa 30 Prozent saurer geworden. Das kann kalkhaltigem Plankton schaden, das wichtig für die Nahrungskette im Ozean ist, sowie Korallen, Muscheln und Fischen.

Wälder: Die Wälder der Erde haben durch zusätzliches Wachstum ebenfalls rund 30 Prozent des menschengemachten CO2 aufgenommen. Wann diese Kapazität erschöpft ist, ist noch ungewiss. Andererseits trägt ihre Zerstörung derzeit zu rund 12 Prozent zum Treibhauseffekt bei.

Zwei-Grad-Ziel: Viele Forscher gehen davon aus, dass die Ziele von Rio de Janeiro – eine für Mensch und Natur noch erträgliche Erwärmung – bei 1,5 bis 2 Grad Temperaturerhöhung erreicht sind. 2010 in Cancún erkannten die Staaten die 2-Grad-Grenze an.