Cis-Menschen, Intersexuelle, Transsexuelle: Ein Glossar

Ein Überblick über Begriffe, deren Gebrauch häufig jedoch alles andere als einheitlich ist:

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Cis-Menschen/Cisgender: Wer sich mit dem Geschlecht identifiziert, das ihm bei Geburt zugewiesen wurde, wird Cis-Mensch genannt. Dies trifft auf den weitaus größten Teil der Bevölkerung zu. Das lateinische „cis“ bedeutet „diesseits“ – als Gegenwort zu „trans“, „jenseits“ und „über“.

Intersexualität: Bei intersexuellen Menschen sind nicht alle geschlechtsbestimmenden Merkmale wie Chromosomen, Hormone und Geschlechtsorgane biologisch eindeutig nur einem Geschlecht zuzuordnen. Sie verfügen – vollständig oder teilweise – über männliche und weibliche Merkmale. Ein anderer, alter Begriff ist Zwitter. Das lateinische „inter“ bedeutet unter anderem „zwischen“. Anfang August scheiterte eine Intersexuelle vor dem Bundesgerichtshof mit dem Versuch, für sich ein drittes Geschlecht wie „inter“ oder „divers“ eintragen zu lassen. Breit diskutiert wurde auch etwa der Fall der südafrikanischen Leichtathletin Caster Semenya. Über ihr Geschlecht waren 2009 Zweifel aufgekommen, die damals 18-Jährige wirkte muskulös und burschikos. Spekuliert wurde über einen hohen Testosteronwert. Nach einer Zwangspause darf sie heute wieder als Frau starten.

Transgender: Umfasst meist all jene, deren soziales Geschlecht nicht – oder nicht immer – mit dem biologischen identisch ist. Nicht jeder Transgender-Mensch möchte allerdings seinen Körper auch so verändern, wie es viele Transsexuelle wollen. Um die verschiedenen Gruppen zusammenzufassen, wird manchmal als Oberbegriff einfach die Vorsilbe mit einem Stern verwendet: Trans*. Das soll Offenheit signalisieren und auf die Vielfalt von Selbstbildern hinweisen, die im Laufe eines Lebens wechseln können. Manche reden hier von transgeschlechtlichen Menschen.

Transsexualität: Bezeichnet das starke Gefühl, mit dem „falschen“ Geschlecht auf die Welt gekommen zu sein. Den Betroffenen ist es oft ein Bedürfnis, ihren Körper mit Hormonen oder mit Operationen dem bevorzugten Geschlecht anzugleichen. Die US-Amerikanerin Caitlyn Jenner (66), früher männlich Bruce, ist die derzeit wohl bekannteste Transsexuelle.

Transvestit: Menschen, die das Bedürfnis haben, immer mal wieder für längere oder kürzere Zeit in die Kleidung des anderen Geschlechts zu schlüpfen. Auch Haare, Accessoires und Bewegungsstil passen sie an – und zwar im Bewusstsein, diesem Geschlecht nicht anzugehören.

Travestiekünstler oder Drag Queen: Männer, die zum Spaß oder zur Unterhaltung Frauenkleidung tragen und dies besonders exaltiert tun. Künstler wollen so für mehr Offenheit und Toleranz werben. Berühmt ist etwa die österreichische Gewinnerin des Eurovision Song Contest 2014, die Drag Queen Conchita Wurst, verkörpert von Tom Neuwirth (27).

Queer: Das Wort aus dem Englischen wird sehr unterschiedlich übersetzt: eigenartig, verquer, schwul – teils auch als Schimpfwort. Politisch wurde es in den USA zum Dachbegriff für verschiedene Gruppen. Bei uns fasst das Wort queer heute oft viele Menschen zusammen, die ihre Identität, ihre Sexualität oder beides als abweichend von der Mann-Frau-Norm empfinden. Das kann auch Asexualität, Menschen in mehr als einer Partnerschaft und solche, die zwischen Geschlechterrollen wechseln, einbeziehen.

Abkürzungen wie LGBT und LSBTTIQ: LGBT steht für die englischen Begriffe Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bi (bisexuell) und Trans. Manchmal ist auch die Rede von LSBTTIQ, was dann lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer meint. Allerdings: Das sind oft Insider-Vokabeln. Außerdem fühlen sich nicht alle wohl unter dem ganz großen Dach: Transmenschen verbindet manchmal nicht so viel mit Schwulen und Lesben – und umgekehrt.