Berlin

Butz Peters im Interview: „Eine RAF wird es so nicht wieder geben“

RAF-Experte Butz Peters
RAF-Experte Butz Peters Foto: dpa

Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich der Journalist und Rechtsanwalt Butz Peters mit der RAF. Heute interessiert ihn besonders das Schicksal der dritten RAF-Generation.

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Ernst-Volker Staub, Daniela Klette und Burkhard Garweg sind als Mitglieder der dritten RAF-Generation bekannt. Wie viele gibt es noch?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt 14 Personenbeschreibungen von mutmaßlichen Akteuren. Einige sind ausgestiegen, möglicherweise andere dazugekommen. Bei der Knastsprengung in Weiterstadt 1993 waren vier oder fünf dabei. Auch die zweite Generation hatte ja eine permanente Fluktuation. Also mindestens 14 waren wohl über die Jahre mit dabei. Alles andere ist Spekulation.

Helfen die neuen technischen Möglichkeiten bei der Fahndung weiter? DNA-Analysen gab es vor 20 Jahren ja noch nicht in dieser Form.

Ich bin kein Kriminaltechniker. Aber inzwischen können nicht nur ausgerissene Haare, sondern auch ausgefallene Haare zugewiesen werden. So wurde ein ausgefallenes Haar von Daniela Klette nach dem Anschlag auf die US-Botschaft in Bonn 1991 in einem Fluchtauto entdeckt. Inzwischen können auch alte Speichelspuren untersucht werden. So wurde Verena Becker überführt, weil sie Briefumschläge zugeklebt hat.

Was zeigen uns die jüngsten Überfälle denn genau?

Das Hauptproblem ist, dass die drei keine Altersvorsorge haben. Niemand weiß ja bis heute, wovon sie gelebt haben.

Staub, Klette und Garweg könnten sich ja der Polizei stellen. Welche Fragen müsste man ihnen dann stellen?

Wie hat die dritte Generation von innen betrachtet funktioniert? Wie war die Struktur? Wer hatte das Sagen, wer sind die Täter damals gewesen? Von zehn Morden ist nur einer restlos geklärt, das war der an dem GSG-9-Beamten 1993 in Bad Kleinen. Und wie konnte man so naiv sein, immer noch an die Weltrevolution zu glauben?

Ist das Kapitel RAF wirklich abgeschlossen?

Die RAF selbst ist ja zu der Einsicht gekommen, dass es vorbei ist. Die Auflösung im April 1998 war das Eingeständnis: Es hat nicht funktioniert. In Italien und Frankreich war das anders. Dort wurden die großen Terrorgruppen von der Polizei gefasst. Eine RAF wird es so nicht wieder geben. Aber es gibt noch jede Menge ungelöste Rätsel.

Das Gespräch führte Thomas Lanig

Info: Butz Peters (58) ist Jurist, Journalist und Autor. 2004 erschien sein Buch „Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAF“. Heute arbeitet er als Rechtsanwalt in Dresden.