Mainz

BUND: Streit über Windkraft eskaliert

Der Streit um den Windkraftausbau in Rheinland-Pfalz führt zur Eskalation in einem der größten Umweltverband des Landes.
Der Streit um den Windkraftausbau in Rheinland-Pfalz führt zur Eskalation in einem der größten Umweltverband des Landes. Foto: dpa/picture alliance

Der Streit um den Windkraftausbau in Rheinland-Pfalz führt zur Eskalation in einem der größten Umweltverbände des Landes. Am Samstag entscheidet eine außerordentliche Delegiertenversammlung in Mainz darüber, ob Harry Neumann als Landesvorsitzender des BUND abgewählt wird. Er gilt Teilen seines Verbandes als zu windkraftkritisch.

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Von unserem Redakteur Volker Boch

Der BUND bezeichnet sich als Zusammenschluss von „Freunden der Erde“. Wie gut es um die Freundschaft unter Menschen bestellt ist, muss nun eine Delegiertenversammlung klären, das Wort „Vertrauen“ ist eines der häufigsten in der Tagesordnung. Unter anderem müssen die Delegierten aus 32 Kreisgruppen entscheiden, wem sie künftig stärker vertrauen wollen, dem Vorsitzenden Neumann oder den acht übrigen Mitgliedern des Landesvorstandes. Über der Frage, ob der BUND sich beim Thema Windkraft genügend dem Arten- und Naturschutz verpflichtet, ist in den vergangenen Monaten ein heftiger Streit entbrannt.

Bei dem von Neumann selbst beantragten Treffen steht der frühere Schulleiter aus Quirnbach im Westerwald auf Betreiben mehrerer Kreisgruppen zur Abwahl. Dem 61-Jährigen wird vorgeworfen, dass er sich entgegen den Beschlüssen seines Landesvorstandes verhalte und zu nahe an Bürgerinitiativen agiere, die sich gegen Windkraftprojekte aussprechen. Neumann sieht sich selbst als Befürworter der Windkraft, spricht sich aber klar gegen eine willkürliche Umsetzung von Anlagenparks in sensiblen Gebieten aus.

Seit seinem Amtsantritt im April 2013 hat Neumann immer wieder kritisiert, dass der Ausbau der Windenergie in Rheinland-Pfalz nicht gesteuert genug ablaufe und entscheidende Fragen des Arten- und Naturschutzes fahrlässig ignoriert würden. Er fühlt sich damit auch den maßgeblichen Windkraftbeschlüssen der drei vergangenen Delegiertenversammlungen verpflichtet, die klare Naturschutz-Maßgaben beinhalten.

Bei den Grünen gilt Neumann als rotes Tuch, seine Haltung hat zuletzt auch verbandsintern für große Dispute gesorgt. Er selbst sagt: „Ich kann guten Gewissens sagen, dass ich völlig unabhängig bin und nicht das Umweltbüro irgendeiner Partei. Ich kritisiere weiterhin, dass wir in Rheinland-Pfalz keine Steuerung der Energiewende haben.“ Mit seiner Position scheint er im Landesvorstand allein zu sein. Recherchen unserer Zeitung legen nahe, dass ein Teil des laut Satzung unabhängigen Verbands sowohl der Branche der erneuerbaren Energien als auch Parteien wie den Grünen zu nahe steht.

Eskaliert ist der Streit im BUND wegen eines Windparks in Fürfeld (Kreis Bad Kreuznach). Entsprechend dem Zweck des Verbandes, Vergehen am Naturschutz auch rechtlich zu verfolgen, hat der BUND in den vergangenen Monaten gegen das Projekt geklagt und Nachbesserungen für den Artenschutz erreicht. Mit 8:1 Stimmen entschied der Vorstand, keine weiteren Rechtsmittel einzulegen – gegen den Vorsitzenden Neumann.