Buga 2031: Von der Obstblüte über den 
Sommerschatten bis zum goldenen Herbst

Die Mittelrheinregion will sich um die Bundesgartenschau 2031 Bewerben, um den Tourismus zu beleben. Foto: Thomas Frey/dpa
Die Mittelrheinregion will sich um die Bundesgartenschau 2031 Bewerben, um den Tourismus zu beleben. Foto: Thomas Frey/dpa

Die Herausforderung einer Bundesgartenschau auf einer Strecke von 67 Kilometern und auf zwei Rheinseiten ist groß. Nicht verzetteln lautet die Devise. Was übersetzt bedeutet: Es wird für die Buga 2031 zwar ein dezentrales Konzept geben, also mehr als nur einen Veranstaltungsort etwa an der Loreley, dabei sollen die Besucher jedoch auf überschaubare Erlebnisräume und klar abgezirkelte, in sich stimmige Bereiche treffen. Voraussetzung sind hierfür Entfernungen, die auch ohne Auto an nur einem Tag zurückgelegt werden können. Die Autoren der Vorstudie schlagen daher einen Dreiklang vor, teilen also das Welterbetal in drei etwa gleich große Abschnitte.

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Michael Stoll stellt als Regiochef die wichtigsten Ideen der Vorstudie zur Buga 2031 vor

Bei Bingen und Rüdesheim, wo die weiten Hänge des Rheingaus beziehungsweise Rheinhessens in den sich verengenden Rheingraben übergehen, beginnt das „südliche Tal“. Es zieht sich auf 24 Kilometern bis zum historischen Städtchen Kaub hin, wird stark geprägt von der Kulturlandschaft des Weinbaus, aber auch von den Werthen und dem Pfalzgrafenstein auf einer kleinen Insel im Rhein. Touristische Höhepunkte dieses Talabschnitts sind außerdem die hessischen Orte Lorch und Assmannshausen sowie Rüdesheim und die Ostein'sche Parklandschaft mit dem Niederwalddenkmal als einmalige Kulisse. Inbegriff der Rheinromantik ist zweifellos Bacharach mit seinem pittoresken Charme; der Grauwacke-Steinbruch vis-à-vis der Burg Sooneck bei Trechtingshausen bietet im Rahmen einer Buga dagegen allerhand Möglichkeiten, von der Renaturierung bis hin zur künstlerischen Inszenierung der dortigen Terrassenlandschaft.

Studie ebnet den Weg zur Buga-Bewerbung
Foto: RZ

In Oberwesel beginnt das „zentrale Tal“, die canyonartige Enge mit schroffen Felsen, durch die sich der Strom gefressen hat. Mittelpunkt dieser sagenumwobenen Landschaft ist die Loreley, deren Plateau ja in den kommenden Jahren sowieso attraktiver gestaltet werden soll, die mit dem Amphitheater zudem auf eine international bekannte Open-Air-Bühne verweisen kann.

Ebenso spektakulär wie der Ausblick von der Loreley ist auch der Blick auf den weltberühmten Felsen von Maria Ruh auf der linken Rheinseite. Im reizvollen Kontrast dazu stehen zahlreiche Burgen, hochwertige Zeugnisse der Baukultur und nicht zuletzt kleine Dörfer und eine Stadt wie Oberwesel, deren belebter Ortskern heute schon einen Besuch wert ist. Das Städtepaar St. Goar-St. Goarshausen noch stärker zu vernetzen, kann laut der Studie eine Chance vor allem für die rechtsrheinische Kommune sein, ihre sichtbaren Probleme in den Griff zu bekommen. 21 Stromkilometer rheinabwärts endet dieser Talabschnitt bei Boppard und Kamp-Bornhofen.

Von hier aus sind es wiederum 22 Kilometer bis Koblenz. Dieses „nördliche Tal“ beginnt mit dem prägnanten und noch immer fast durchweg grünen, von Gärten und Feldern dominierten Rheinbogen bei Osterspai und Filsen. Neben dem Weinbau, allen voran im Bopparder Hamm, war und ist in diesem Talabschnitt traditionell der Obstbau prägend. Das Tal weitet sich nun wieder, es entstehen zum Teil größere ebene Flächen, Uferpromenaden wie in Braubach oder Lahnstein bieten viele Möglichkeiten für eine Gartenschau, haben laut Studie noch Potenzial, das für eine Buga entwickelt werden sollte. Kleinere Städte wie Rhens oder Braubach können sich bis 2031 noch mehr herausputzen, Lahnstein und schließlich Koblenz sind die urbanen Zentren. Dazwischen finden sich in direkter Abfolge bekannte Anlagen wie die Marksburg oder Schloss Stolzenfels nebst Industriedenkmälern wie den markanten Schornsteinen der früheren Braubacher Hütte – eine über Jahrhunderte entwickelte Kulturlandschaft. Auch das ist und will Welterbe.

Jeder dieser einzelnen Talabschnitte ist mit dem Zug, dem Rad, übers Wasser und sogar für Wanderer per pedes in einem überschaubaren Zeitraum erlebbar. Mehr noch: Die Studie schlägt vor, die drei Talbereiche auch saisonal für jeweils etwa sechs bis acht Wochen mit unterschiedlichen gärtnerischen Ausstellungen und Angeboten hervorzuheben und so weitere Attraktionen zu schaffen. Die Obstblüte im „nördlichen Tal“ könnte, so die Idee, im Frühjahr den Auftakt machen, gefolgt von einem sommerlichen Staudenzauber im „zentralen Tal“. Herbstlicher Abschluss wäre dann der goldene Herbst im „südlichen Tal“, angeregt von den Farbenspielen der Reben.