Auch mit einem neuen Trainer wird nicht gleich alles gut

Zu Saisonbeginn hatte sich die Sportredaktion wieder einmal an eine Saison-Prognose gewagt – und erwartungsgemäß völlig danebengelegen. So viel lässt sich schon zur Halbzeit sagen. Dennoch versuchen wir es wieder und präsentieren nebenstehend unsere Prognose für die Abschlusstabelle. Natürlich ist uns klar, dass es auch ganz anders kommen kann, vermutlich auch wird.

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Zu Saisonbeginn hatte sich die Sportredaktion wieder einmal an eine Saison-Prognose gewagt – und erwartungsgemäß völlig danebengelegen. So viel lässt sich schon zur Halbzeit sagen. Dennoch versuchen wir es wieder und präsentieren nebenstehend unsere Prognose für die Abschlusstabelle. Natürlich ist uns klar, dass es auch ganz anders kommen kann, vermutlich auch wird.

Ebenfalls ein beliebtes Spielchen unter Fußballfans, auch wenn es manchem als geschmacklos gilt, ist die Frage, welcher Bundesligatrainer als nächster gehen muss. Die sogenannten Gesetzmäßigkeiten der Branche bringen es mit sich, dass die Vereine, die sportlich den Erwartungen nicht gerecht werden, die Reißleine ziehen und durch die Verpflichtung eines neuen Übungsleiters eine erfolgreichere Zukunft einleiten wollen.

In dieser Saison haben bisher erst zwei Sorgenkinder von dieser Maßnahme Gebrauch gemacht, der VfB Stuttgart allerdings sogar schon zweimal. Erst musste Christian Gross gehen, der die Schwaben in der Vorsaison von einem Abstiegsplatz in die Europa League geführt hatte, dann auch Jens Keller, der nur zwei von neun Ligaspielen gewann. Nun genießt Bruno Labbadia das Vertrauen der Vereinsspitze; einen weiteren Trainerwechsel wird sich der VfB wohl nicht leisten (können).

Auch der 1. FC Köln hat die scheinbar letzte Möglichkeit zur Krisenbewältigung bereits hinter sich; nach dem Abgang von Zvonimir Soldo wurde zwar der Fußball des Geißbockteams unter FC-Urgestein Frank Schaefer ansehnlicher, doch das Abstiegsgespenst geistert weiterhin durch Müngersdorf. Beim FC zeigt sich deutlich, dass auch der engagierteste Übungsleiter nicht allein die Folgen einer verfehlten Personalpolitik ausbügeln kann.

Vielleicht ist deshalb Steve McClaren beim VfL Wolfsburg noch im Amt. Der erste englische Bundesligatrainer wirkt selbst am meisten enttäuscht von der mageren Bilanz, die er mit der teuren Mannschaft erreicht hat. Fast 40 Millionen investierte Wölfe-Sponsor Volkswagen vor der Saison in neue Spieler, nach den ersten Misserfolgen tat McClaren das, was erfolglose Trainer gern tun: Er forderte Verstärkung. An Geld fehlt es in der Autostadt offenbar nicht, vielleicht aber am Sachverstand. So bleibt McClaren einer der Topkandidaten auf die nächste Trainerentlassung in der Liga.

Auch Thomas Schaaf ist noch im Amt, trotz einer für ihn verheerenden Bilanz beim vermeintlichen Titelkandidaten Werder Bremen. Der Absturz der Grün-Weißen ist vielleicht das größte Mysterium dieser Bundesligasaison, denn von außen betrachtet haben die Bremer eigentlich nichts anders gemacht als in den vielen erfolgreichen Jahren, die ihnen Schaaf als Dauerbrenner auf dem Trainerstuhl beschert hat. Nach elfeinhalb Amtsjahren wirkte er zuletzt müde und ausgebrannt; sein Klubchef Klaus Allofs wies dennoch jeden Gedanken an einen Trainerwechsel weit von sich.

Und auch Michael Frontzeck braucht vorerst keine Entlassung zu fürchten, obwohl er mit Gladbach bisher eine wahre Horror-Saison hingelegt hat. Bei nur zehn Punkten scheint schon die Hoffnung auf ein glückliches Ende vermessen; da könnte wohl auch kein neuer Coach mehr für ein Wunder sorgen. Vielleicht planen die Gladbacher, die sich ja in jüngster Vergangenheit das Bekenntnis zur personellen Kontinuität auf ihre Fahnen geschrieben haben, längerfristig und wollen mit Frontzeck den Wiederaufstieg schaffen.

Einen haben wir noch. Ralf Rangnick hat allerdings aus freien Stücken Ade gesagt bei der TSG Hoffenheim, als er feststellen musste, dass seine Pläne vom Durchmarsch nach Europa zum Scheitern verurteilt waren. Weil Finanzier Dietmar Hopp seine Ankündigung wahr machte, den Klub nach und nach auf eigene wirtschaftliche Füße zu stellen und deshalb auch den lukrativen Transfer von Luiz Gustavo zu den Bayern befürwortete, warf Rangnick das Handtuch. Seinem Nachfolger Marco Pezzaiuoli obliegt es nun, das einstige Wunderteam als ganz normalen Bundesligisten zu etablieren. Sein Vorteil: Wenn die Ansprüche sinken, muss der Trainer weniger Angst um den Job haben.

Von unserem Redakteur Stefan Kieffer