Ärztemangel in Rheinland-Pfalz – Fakten und Auswege

Schon im Januar will sich Prof. Dr. Michael Jansky, Professor für Allgemeinmedizin an der Uni Mainz, erneut mit den wichtigsten Vertretern der Ärzteschaft treffen. Dann geht es um Wege, um den drohenden Ärztemangel in Rheinland-Pfalz zu verhindern. Hier ein Überblick über wichtige Fakten:

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1 Überalterte Ärzteschaft: Die Ärzteschaft im Land leidet unter Überalterung und Nachwuchsmangel. Von den 6867 ambulanten Medizinern waren laut Landesärztekammer 2014 nur noch 342 zwischen 35 und 39 Jahre alt – 60 Prozent weniger als noch 2000. Ein dickes Plus verbucht indes die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen: 2770 waren es 2014, ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zu 2000. Die Zahl der 60- bis 65-Jährigen stieg von 528 auf 1339 Ärzte. Laut Versorgungsatlas der Kassenärztlichen Vereinigung werden bis 2020 etwa 53 Prozent der im Land praktizierenden Mediziner in den Ruhestand gehen. Aus einer Befragung Mainzer Medizinstudenten leiteten die Statistiker zudem ab, dass im Schnitt jede vierte Arztpraxis im Land bis 2020 keinen Nachfolger finden wird.

2 Weibliche Medizin: Mehr als 70 Prozent der Medizinstudenten sind Frauen, bei den fertigen Medizinern waren es im vergangenen Jahr 42 Prozent – das sind 3,7 Prozent mehr als 2013. Von ihnen möchten circa 75 Prozent nur als angestellte Teilzeitärztin arbeiten. Laut einer Befragung von Mainzer Medizinstudenten möchten 89 Prozent Kinder haben. 60 Prozent meinen, dass sich der Arztberuf schlecht mit einem Kind vereinbaren lässt. 40 Prozent zweifeln, dass sich Familie und Beruf als niedergelassene Ärzte vereinbaren lassen.

3 Hochschulprofessuren: Von großer Bedeutung im Kampf gegen den drohenden Ärztemangel ist aus Sicht von Experten, dass das Fach Allgemeinmedizin auch an den deutschen Universitäten eine größere Rolle erhält. Eine Studie an bayerischen Unis aus der Feder von Prof. Dr. Antonius Schneider, Lehrstuhlinhaber an der Medizinischen Fakultät der Technischen Uni München, hat ergeben: Dort, wo Lehrstühle für Allgemeinmedizin etabliert sind, ist das Interesse der Studierenden für das Fach Allgemeinmedizin signifikant höher als an anderen Unis. Laut Ärzteblatt haben mittlerweile 27 von 37 Medizinischen Fakultäten selbstständige Institute oder Abteilungen für Allgemeinmedizin. Auch durch die Etablierung der Professur in Mainz sei das Fach Allgemeinmedizin an mehr als 80 Prozent der medizinischen Fakultäten etabliert.

4 Guntersblumer Modell: Wie bekommen wir in Rheinland-Pfalz auf einen Schlag rund 16 Prozent mehr Landärzte, fragte jüngst die Landesärztekammer in einer Pressemitteilung. Ihre Antwort: „Ein approbierter Arzt beginnt im Schnitt mit 28 Jahren seine Weiterbildung. Diese dauert durchschnittlich fünf Jahre. Mit 33 Jahren fängt er an, als Facharzt zu arbeiten. Mit etwa 63 Jahren geht er in Rente. Das sind also 30 Arbeitsjahre als Facharzt. Könnte ein Landarzt in spe jedoch seine allgemeinmedizinische Weiterbildungszeit von Beginn bis zum Ende in einer Hausarztpraxis absolvieren, wäre er fünf Jahre länger als Landarzt aktiv. Das würde seine Arbeitszeit als Landarzt um ein Sechstel steigern. Wir hätten so auf einen Schlag gut 16 Prozent mehr Landärzte im Land.“ Hierfür müsse die Politik jedoch die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern.

ck