YouTube-Stars (1): Y-Titty – Aus Langeweile zum Unterhaltungsunternehmen

Herumblödeln und damit reich werden? Darin sind Phil, TC und OG Profis! Foto: Marek & Beier/www.marekbeier.de
Herumblödeln und damit reich werden? Darin sind Phil, TC und OG Profis! Foto: Marek & Beier/www.marekbeier.de

Der Schlüssel zur Kreativität liegt in der Langeweile. Als die Wahl-Kölner Philipp Laude, Matthias Roll und Oğuz Yılmaz nichts mit sich anzufangen wussten, drehten sie Spaßvideos und stellten sie auf YouTube online. Das war 2006. Jetzt sind die drei Jungs besser bekannt als Phil, TC und OG und betreiben den erfolgreichsten deutschen YouTube-Kanal: Y-Titty.

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Y-Titty ist zur Marke geworden. Die Unterhaltungsmaschinerie hinter Phil, TC und OG ist so gut geölt, dass es beinahe unmöglich geworden ist, ein Interview zu bekommen. Kein Wunder, wenn doch satte 2,7 Millionen Nutzer den YouTube-Kanal abonniert haben. Mehr als 530 Millionen Mal wurden die Clips von Y-Titty angesehen. Kein anderer deutscher YouTube-Account kommt da heran.

Rund 18 Millionen Klicks gab es allein für ihre Parodie auf den Hit „Somebody that I used to know“ der Band Gotye. Im Video steht Philipp Laude vor der Kamera, mit nichts als einer himmelblauen Unterhose aus Satin und einer braunen Langhaarperücke bekleidet. Den Originalsong haben sie umgetextet. Laude singt verzweifelt: „Ihr Schweine habt mich angemalt!“, während wie durch Zauberhand Kritzeleien von Genitalien auf seiner Wange auftauchen.

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Video: „Somebody that I used to know Parodie“ von Y-Titty. Musikvideos nachahmen, Songtexte umdichten, das ist die Stärke von Y-Titty.

Wer das Musikvideo von Gotye kennt, merkt schnell, wie gut die Nachahmung gelungen ist. Und genau das macht den Erfolg von Y-Titty aus: Ihre Zielgruppe, die 13- bis 25-jährigen, kennen die Popstars. Sie kennen auch die Medienphänomene: Phil, TC und OG ziehen sie gerne durch den Kakao – etwa das Verhaltensmuster der „Selfies“, also der Selbstporträts mit dem Handy.

Neben Parodien produzieren Y-Titty auch aufwändige Sketche und interaktive Clips, bei denen sich die Zuschauer durch das Video klicken müssen und dabei den Verlauf der Geschichte selbst bestimmen.

Auch außerhalb des Internets werden Y-Titty bekannter: Sie machen Musik und stürmen mit Singles und Album die Charts. Jüngst hat das Fernsehen sie entdeckt. Im Frühstücksfernsehen, in Jugendshows und in Nachrichtensendungen sind ihre grinsenden Lausbubengesichter zu sehen. Sogar ein Buch haben sie geschrieben. Der Titel ist zugleich das Motto ihrer Generation: „YOLO!“ (You Only Live Once – Du lebst nur einmal).

An diesem Samstag gehen die drei Jungs einen Monat lang auf Konzerttour in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Köln bildet den Auftakt, das Konzert ist ausverkauft. Die Fans können sich von Kopf bis Fuß in Y-Titty hüllen: Im eigenen Onlineshop gibt es Y-Titty-Mützen, Y-Titty-Shirts, Y-Titty-Kapuzenpullover, Y-Titty-Jutebeutel, Y-Titty-Handyhüllen und Y-Titty-Jogginghosen. YouTube ist kein Hobby mehr. Für Philipp Laude, Matthias Roll und Oğuz Yılmaz – erst 22 Jahre jung – ist es ein Geschäft.

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Video „Hashtag“ von Y-Titty: Ihr neuester Coup ist die Single #Hashtag, für die das Trio den deutschen Rapper MC Fitti ins Boot holen konnte. Hashtag ist von sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter bekannt: dort macht man aus Schlagworten oder Begriffen Hashtags, indem man ein Doppelkreuz (#) davor setzt.

YouTube als Vollzeitjob: der Zeitplan der Jungs hinter Y-Titty ist straff. Auf zwei YouTube-Kanälen werden täglich Videos veröffentlicht. Ohne professionelle Hilfe ist das nicht mehr zu schaffen. In der Unterhaltungsmaschinerie Y-Titty rotieren eine Plattenfirma, ein Management, ein YouTube-Netzwerk, Werbepartner. Die Unterhaltungsmaschinerie, das ist vor allem Geld. Mit Herumblödeln in Internetvideos kann man reich werden. „Unsere Eltern müssen uns jetzt nicht mehr sponsern“, witzeln Y-Titty. Und langweilig ist ihnen mittlerweile offenbar auch nicht mehr.

Von unserer Mitarbeiterin Anna Aridzanjan