Mendig

Kachelmann: Festivalgelände gehört nicht zu Unwetter-Regionen

Foto: dpa

Schlichtweg Pech gehabt: In diese Kategorie stuft der Meteorologe Jörg Kachelmann den Fakt ein, dass Rock am Ring auf dem Flugplatz Mendig nach dem Unwetter im vergangenen Jahr am Wochenende nun schon zum zweiten Mal von heftigen Gewittern und Blitzen getroffen wurde.

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„Es gibt einige Regionen in Deutschland, über denen sich bevorzugt Gewitter bilden – Mendig gehört allerdings nicht dazu“, sagt der in der Schweiz sitzende Wetterexperte. Er hält das Gelände in Mendig nicht für sonderlich unwettergefährdet. „Ich bin zwar kein Blitzrisiko-Minimierungsexperte, aber es gibt in meinen Augen keine sinnvolle Erklärung dafür, wieso das Rock am Ring erneut betroffen war.“

Kachelmann und sein Team hatten am Wochenende das Wetter über Mendig besonders im Blick – „wenn mehr als 90 000 Menschen unter freiem Himmel feiern, schaut man dort natürlich besonders hin“. Dass die Veranstalter von Rock am Ring während des Festivals regelmäßig auf Kachelmanns Informationsdienst zu Regen, Sturm und Gewitter verwiesen und auf den Internetauftritt verlinkt hatten, war laut Kachelmann allerdings nicht vertraglich geregelt, sondern dem Privatvergnügen eines seiner Mitarbeiter zu verdanken. Dieser feierte als Besucher bei Rock am Ring, twitterte zugleich seine Wetterprognosen. Dies fiel, erzählt Kachelmann, den Veranstaltern auf, ab dem zweiten Festivaltag „saß mein Mitarbeiter im Tower und beobachtete das Wetter“. Laut dem Veranstalter soll auch ein offizieller Festivalmeteorologe im Einsatz gewesen sein.

Dass Starkregen und Sturm nahen, lässt sich laut Kachelmann relativ genau voraussagen, Gewitterzellen allerdings bilden sich in recht kurzer Zeit, sodass sich nur schlecht prognostizieren lässt, wo sie niedergehen. Festivalveranstalter Marek Lieberberg habe seiner Meinung nach richtig gehandelt, das Programm zu unterbrechen – ob angesichts der Wetterlage das gesamte Festival früher hätte beendet werden müssen, mag der Wetterexperte nicht beurteilen. „Ob man ein Festival abbricht, ist eine politische Frage, keine meteorologische“, sagt er, auch wenn er es für risikoreich hält, ein Gewitter in Zelten auszusitzen. Im Haus oder im Auto sei man nach wie vor am besten geschützt.

Nichts hält Kachelmann von der vereinzelt bei Open-Air-Veranstaltungen angewandten Methode, Metallkräne als Blitzschutz aufzubauen. „Das hat einen rein psychologischen Effekt“, meint er. Zwar schlagen Blitze recht häufig in höchstgelegene Punkte ein – eine Garantie dafür gibt es aber nicht. Siehe Rock am Ring. Dort sollen laut Augenzeugen einige Besucher verletzt worden sein, als ein Blitz eine Pfütze traf. ame