Köln

Sara Schätzl und das gewisse Etwas

Wer gern Klatschblätter liest, der kennt Sara Schätzl. Das „Glamourgirl“ liebt den großen Auftritt und Schlagzeilen. Wir haben es in einem Kölner Café zum Interview getroffen.
Wer gern Klatschblätter liest, der kennt Sara Schätzl. Das „Glamourgirl“ liebt den großen Auftritt und Schlagzeilen. Wir haben es in einem Kölner Café zum Interview getroffen. Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

Einen Hang zur Selbstdarstellung kann man Sara Schätzl nicht absprechen. Im Interview zeigt sich: Das, was das „Glamourgirl“ macht, macht es mit voller Absicht. Sara Schätzls Ziel: berühmt zu sein, immer im Gerede zu sein. Und sie versteht es meisterhaft, die Klaviatur der Klatschpresse zu spielen: Aktuell sorgt sie sich beispielsweise publikumswirksam um ihre Schwangerschaft und ihren Silikon-Busen.

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Köln – Einen Hang zur Selbstdarstellung kann man Sara Schätzl nicht absprechen. Im Interview zeigt sich: Das, was das „Glamourgirl“ macht, macht es mit voller Absicht. Sara Schätzls Ziel: berühmt zu sein, immer im Gerede zu sein. Und sie versteht es meisterhaft, die Klaviatur der Klatschpresse zu spielen: Aktuell sorgt sie sich beispielsweise publikumswirksam um ihre Schwangerschaft und ihren Silikon-Busen.

Wir treffen uns hier zum Interview in einem Café – mitten in der Öffentlichkeit. Was ist für Sie schlimmer: zu viel oder zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen?

Früher war es ganz schlimm, wenn ich zu wenig Aufmerksamkeit bekommen habe. Dann dachte ich, dass ich verblasse wie die Tinte, mit der meine Schlagzeilen gedruckt wurden. Heute bin ich dankbar, wenn es nicht zu viel Aufmerksamkeit gibt. Da weiß ich es zu schätzen, wenn ich in Ruhe einkaufen gehen oder irgendwo sitzen und mich schön unterhalten kann.

Kann man diese Aufmerksamkeit der Leute an- und ausschalten, wie man will?

Als Mädchen kann man das, ja. Würden Sie mich morgens zwischen 9 und 11 Uhr treffen, würden Sie mich nicht erkennen. Da hab ich eine Jogginghose an, eine große Brille auf, die Haare zurück, ich bin ungeschminkt. Da habe ich ganz von allein meine Ruhe.

Was geben Sie als Beruf an, wenn man Sie fragt? „Berühmtheit“?

Die ersten Jahre habe ich „Schauspielerin“ angegeben und jetzt „Autorin“.

Dann haben Sie Ihren Traum ja gar nicht erreicht! Es gibt ja die schöne Geschichte, dass Sie als junges Mädchen beschlossen haben: „Ich will berühmt werden.“

(lacht) Das Wort „Berühmtheit“ ist ja ein sehr leerer Begriff, eine Hülle. Warum ich berühmt sein wollte? Ganz einfach: Ich wollte geliebt werden, das sage ich ganz offen. Ich wollte, dass mich alle mögen und mich toll finden. Das ist ein ganz zentrales menschliches Bedürfnis, eigentlich wollen wir doch alle lieber mit den Mitmenschen gut klarkommen, als dass wir nicht beachtet werden. Wir wollen, dass jeder uns lieb hat.

Und ich auch! Als Kind war ich super unbeliebt und fett und hässlich, und ich dachte: „Irgendwann schaffe ich es! Irgendwann werde ich so gut schauspielern, dass mich alle bewundern. Und dann werden mich auch alle lieb haben.“

Aber interessant, dass Sie das Bedürfnis, geliebt zu werden, mit dem Berühmtsein gekoppelt haben.

Schon, ja. Aber als Kind war das für mich eine logische Schlussfolgerung. Und es hat auch damit zu tun, dass ich nie in irgendwas sonderlich gut war außer im kreativen Bereich. Ich habe mit 10 schon meine ersten Werbefilme gedreht und gemerkt, dass mich das glücklich macht! Als ich dann 15, 16 wurde, war mir klar, dass ich das beibehalten würde.

Es gibt ja in der Pubertät eigentlich nur zwei Typen von Menschen: Die einen sind die, die die Mitschüler attackieren, die anderen sind die, die gequält werden.

Ja. Ich habe zur zweiten Gruppe gehört.

Und Sie haben sich nicht in sich zurückgezogen, sondern quasi zum Angriff geblasen? Respekt.

In der direkten Konfrontation mit den Jungs und Mädchen, die mich gequält haben, war ich sehr schüchtern. Ich hätte mir nie Widerworte erlaubt.

Das hat mich wirklich fertiggemacht. Ich war ein extrem zurückgezogenes Kind! Aber die Berufung, Entertainment zu machen, spürte ich auch schon ganz früh! Wenn meine Mama müde und schlecht gelaunt von der Arbeit nach Hause kam, dann habe ich sie zum Lachen bringen können.

Ich habe solange herumgekaspert und genau das gesagt, was sie lustig fand, bis sie wieder gut drauf war. Ich habe ganz früh gemerkt: Humor macht alles besser! Und deshalb ist auch mein Buch lustig – selbst wenn es durch dunkle Täler geht.

Wenn man berühmt werden will, hört man immer wieder dieses große Wort: „Du hast das gewisse Etwas.“ Was ist ein gewisses Etwas?

Das ist schwer definierbar! Ich denke: Es ist vor allem Ausstrahlung, Charakter und die Kombination von beidem: ein großer Charakter zu sein und das selbstbewusst ausstrahlen zu können.

Ist das Ihr gewisses Etwas?

Ich hoffe, dass man das von mir so behaupten kann, ja. (lacht)

Kann man lernen, ein gewisses Etwas zu haben?

Nicht so wie Fahrradfahren. Es gibt dafür keinen Patentweg. Ich hatte das gewisse Etwas mit 16 Jahren nicht; ich musste erst in mich hineinwachsen, in meine Haut und in meinen Kopf. Ich musste herausfinden, wer ich wirklich bin, und in der nächsten Instanz dann lernen, das zu akzeptieren und dazu zu stehen.

Deshalb bin ich heute für mein Umfeld ein sehr viel interessanterer Mensch als damals, als ich nur eine Hülle war, die selbst nicht wusste, womit sie gefüllt ist. Aber das braucht Zeit.

Sagen wir so: Jeder Mensch hat das gewisse Etwas, man muss es nur in sich entdecken.

Ja, sehr richtig. Jeder Mensch kann seine Nische finden, und wer dafür brennt, der kann dabei auch richtig gut sein. Und dann bist du eben der erste hässliche Gnom, der „Germany's next Topmodel“ wird!

Was muss man sein, wenn man berühmt sein will: ehrlich?

(lacht schallend) Ich glaube nicht, dass Ehrlichkeit dazugehört. Disziplin gehört dazu! Wenn man sich nicht den Hintern aufreißt, dann stehen für jede noch so kleine Stelle im Showbusiness sofort 10 000 weitere Menschen bereit, die die Stelle mit Handkuss übernehmen und die dir dafür auch gern das Messer in den Rücken rammen. Du musst arbeiten wie ein Hund!

Muss man einstecken können?

Total, ja. Es wird viel mehr Absagen als Zusagen geben. Aber das Verlangen und die Überzeugung muss in dir so stark sein, dass du durch all diese Täler hindurchgehst.

Muss man austeilen können?

Damit fängst du lieber erst an, wenn du es geschafft hast. Auf dem Weg zur Berühmtheit hältst du lieber deine Klappe. Man muss einfach eine gewisse Contenance haben; egal, wie glamourös du bist – es wird sich immer rächen, wenn du zu sehr herumzickst.

Denn nach den Hochzeiten kommen die Tiefzeiten, und dann ist es wichtig, dass die Leute wenigstens einen positiven Eindruck von dir hatten und dann eher wieder zu dir zurückkommen. Egal, wie berühmt du bist: Sei ein guter Mensch, und das wird sich rentieren!

Muss man narzisstisch sein?

Ich bin schon sehr vielen Prominenten begegnet, die sehr selbstverliebt sind. Und das macht sie zu unfassbar anstrengenden und unangenehmen Leuten. Ich weiß, bei mir ist es nicht so. Ich kritisiere mich oft eher zu stark, ich habe ständig Angst, die anderen zu enttäuschen. Selbstkritisch darf man sein, aber nicht selbstzerfleischend.

Wohin verräumen Sie die Zweifel, wenn sie kommen?

Schublade auf, Zweifel rein und zu – das wär's! Aber das geht nicht. Ich sitze sie aus, die Zweifel. Die ganze Nacht. Ich rufe meine Mutter an und heule ihr ins Telefon, danach rufe ich meinen besten Freund an und heule ihm ins Telefon. Und beide sagen: „Du spinnst, du hast das Beste getan, was du konntest."

Und das ist das beste Mittel gegen die Selbstzweifel! Wenn ich sage: Ich habe das beste Buch geschrieben, das ich schreiben konnte – dann wird es mich auch nicht aus der Bahn werfen, wenn es nicht im „Spiegel“ auf Platz eins der Bestsellerliste steht.

Wie machen Sie es, dass die Presse das macht, was Sie wollen?

Ich weiß nicht, ob die Presse das macht, was ich will. Aber sie macht etwas über mich, und das will ich. (lacht) Ich war halt irgendwann da! Ich habe gelernt, Geschichten zu liefern, wo gar keine waren. Ein Beispiel: Ich hatte eine Fahrerfluchtverhandlung, und da habe ich mich vorher erkundigt, welche Medien sich angemeldet hätten.

Und ein großer TV-Sender hatte sich nicht angemeldet! Da dachte ich: „So, jetzt bin ich durch. Jetzt lassen sie mich fallen.“ Aber dann dachte ich: „Das werdet ihr bereuen, dass ihr nicht gekommen seid.“

Also habe ich mir überlegt, wie ich aus dieser Lappalie eine Story mache! Ich bin ja nicht mit 50Cent im Auto in die Themse gefallen, sondern bloß beim Ausparken an ein anderes Auto geditscht, ausgestiegen, habe nichts gesehen und bin weggefahren.

Total langweilig! Aber dann sah ich im Fernsehen eine Diskussion über das Jugendstrafrecht – und ich wusste, dass ich nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden würde. Also hab ich mir ein T-Shirt gekauft, auf dem stand: „Unser Jugendstrafrecht ist zu locker!“ Und so bin ich vor Gericht – und die Staatsanwältin war stocksauer und schimpfte die Medien an: „Die Frau Schätzl verhöhnt das Gericht, das dürfen Sie nicht senden!“ Und natürlich wurde alles gesendet, und nicht als kleine Meldung, sondern es war sooo ein Ding!

Der Boulevard reagiert nach dem Reiz-Reaktions-Schema, hm?

Total. (kichert)

Sie genießen das?

Ja. Ich weiß, dass ich damit meine Privatsphäre aufgegeben habe; ich bin von öffentlichem Interesse. Aber das habe ich so gewollt, also beschwer ich mich nicht.

Auf was möchten Sie zurückblicken können, wenn Sie 30 sind?

Mit 30 werde ich ein Kind haben! Ich werde auf meine Hochzeit zurückblicken, auf drei weitere Bücher, auf einen Platz in der „Spiegel“-Bestsellerliste – und da komm ich rein, und wenn ich 50 Bücher schreiben muss.

Ouh. Leute, kauft das Buch jetzt, die meint das ernst. „Wenn du das Essen heute nicht isst, kriegst du es wieder und wieder aufgewärmt, bis der Teller leer ist.“

Das ist eine gute Vermarktungsstrategie, da bin ich noch gar nicht drauf gekommen. Drohen!

Bekomme ich jetzt Prozente?

Das besprechen wir im Erfolgsfall.

Michael Defrancesco