New York/Berlin

Rainbow Looms: Kritik an allgegenwärtigen Gummikringeln

Teeniestar Miley Cyrus trägt sie, Fußballer David Beckham, und auch am Arm von Herzogin Kate wurden sie schon gesehen: Alle Welt scheint derzeit auf den Billigschmuck aus geflochtenen Gummiringen zu stehen.
Teeniestar Miley Cyrus trägt sie, Fußballer David Beckham, und auch am Arm von Herzogin Kate wurden sie schon gesehen: Alle Welt scheint derzeit auf den Billigschmuck aus geflochtenen Gummiringen zu stehen. Foto: dpa

Mit Gummibändern kann man Möhrenbündel und Haare zusammenbinden – oder einen internationalen Trend setzen. Rainbow Looms heißt ein Spielzeug, das erst keiner wollte und heute millionenfach zu sehen ist. Nicht jeder findet das gut.

Lesezeit: 2 Minuten
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Von Helena Golz (dpa)

Das größte Regal in Jennifer Bergmans Spielwarenladen in New Yorks Upper West Side ist für Gummibänder reserviert. Die Rainbow Loom Bands, Freundschaftsbänder aus Gummi, sind derzeit der große Verkaufshit in den USA. Sie wurden schon an Handgelenken von Royals oder Miley Cyrus gesichtet. Der Trend, der langsam auch in Deutschland ankommt, birgt aber Gefahren, warnen Kritiker.

Erfunden wurden die Rainbow Loom Bands vor vier Jahren von Cheong Choon Ng in Michigan. Der Maschinenbauer aus Malaysia arbeitete als Crashtest-Ingenieur für einen Autobauer. Zu Hause sah er seine Töchter Teresa und Michelle, wie sie mit viel Fingerfertigkeit Gummibänder zu Armketten verknüpften. Um ihnen das Weben zu erleichtern, entwickelte er einen Webrahmen (Loom), über den sich die einzelnen Gummis mit einem Haken spannen und dann zu Armbändern oder auch Tieren und Schlüsselanhängern verknüpfen lassen.

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Geschäftsidee kam von der Tochter

Es war Ngs Tochter Teresa, die vorschlug, den Baukasten zu verkaufen. 10.000 Dollar (7400 Euro), sein gesamtes Erspartes, steckte Cheong Choon Ng in die neue Erfindung. Zunächst hatte er kein Glück. Niemandem war klar, was man mit den zwei Webrahmen aus Plastik, einer Häkelnadel und 600 bunten Gummibändern anfangen sollte. Also stellte Ng Videos von seinen webenden Töchtern als Anleitung ins Internet. Eine Spielwarenkette meldete sich im vergangenen Sommer, um das Produkt auszuprobieren. Bereits zwei Tage später bestellte sie erneut.

Auch in Jennifer Bergmans Spielwarengeschäft lief das Telefon heiß. Während schon Hunderte Kunden anriefen, um sich nach den Rainbow Looms zu erkundigen, versuchte sie, überhaupt welche zu bekommen. Ausgeschlossen: Die Bestellung vom Juni kam erst im August in ihrem Laden an. „Es war verrückt“, erzählt die Spielwarenverkäuferin, „jeden Tag haben Leute angerufen und nach den Loom Bands gefragt.“

Auch in deutschen Kinderzimmern derzeit schwer angesagt: Gummiringe zu Armbändern flechten. Der Silikonschmuck ist ein vergleichsweise billiges Vergnügen, 600 Silikonkringel gibt
Auch in deutschen Kinderzimmern derzeit schwer angesagt: Gummiringe zu Armbändern flechten. Der Silikonschmuck ist ein vergleichsweise billiges Vergnügen, 600 Silikonkringel gibt's für 1 Euro
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Die 47-Jährige hat die Loom Bands bereits 700-mal verkauft. Dabei sind die Verkaufszahlen in ihrem kleinen Laden noch gar nichts. Ihre Bekannten auf Staten Island haben bereits 10.000 Bausätze an den Mann gebracht – oder wohl eher an Kinderarme. Die anleitenden Videos bei YouTube wurden mittlerweile tausendfach angeklickt. Auch nach einem Jahr läuft der Verkauf noch gut, bilanziert Bergman. Sie glaubt nicht an einen vorübergehenden Trend – ein Ende ist derzeit nicht in Sicht.

Silikonmüll flutet Kinderzimmer

Genau davor warnen Umweltschützer: Ist die Gummimode erst einmal vorbei, landen die Bänder im Müll. Sie bestehen allerdings aus Silikon und sind daher nicht recycelbar. Außerdem könnten sie von Kindern oder kleinen Tieren verschluckt werden, betonen die Bedenkenträger. Bei der US Consumer Product Safety Commission sind bisher keine offiziellen Beschwerden von Konsumenten eingetroffen. Jennifer Bergman begrüßt die Gedanken, die sich Umweltschützer machen. Sie hofft, dass nicht so viele der Bänder weggeworfen, sondern untereinander verteilt und verschenkt werden.