Bendorf

Zweifel an Prümms Wirtschaftskompetenz

Die Debatte um die Leitung der Wirtschaftsförderung in Bendorf kocht hoch: Nachdem Max Prümm – 32 Jahre alt, Pflegesohn von Bürgermeister Michael Syré (CDU), als Jugendpfleger bei der Stadt angestellt und mit Ambitionen auf den Posten – sich am Samstag im RZ-Interview ausführlich zu seinen Qualifikationen äußerte, haben nun SPD, FDP und die städtischen Wirtschaftsverbände Position bezogen.

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Bendorf – Die Debatte um die Leitung der Wirtschaftsförderung in Bendorf kocht hoch: Nachdem Max Prümm – 32 Jahre alt, Pflegesohn von Bürgermeister Michael Syré (CDU), als Jugendpfleger bei der Stadt angestellt und mit Ambitionen auf den Posten – sich am Samstag im RZ-Interview ausführlich zu seinen Qualifikationen äußerte, haben nun SPD, FDP und die städtischen Wirtschaftsverbände Position bezogen.

Rückblick: In der Stadtratssitzung am 29. März dieses Jahres stellte die Fraktion der SPD den Antrag, die Stelle der Leitung der Wirtschaftsförderung, die zum 1. Juli zu besetzen ist, öffentlich auszuschreiben. Bis dahin war die Stelle lediglich intern ausgeschrieben gewesen. Syré stand damit rechtlich auf der sicheren Seite – laut Gemeindeordnung kann er im Rahmen der Geschäfte der laufenden Verwaltung entscheiden, wie eine Stelle ausgeschrieben wird. Im Laufe einer emotionalen Debatte hieß es jedoch, in Bendorf gehe das Gerücht um, ein Lehrer mit abgebrochener Ausbildung, der dem Bürgermeister nahestehe, solle die Stelle erhalten. Der Vorwurf der Vetternwirtschaft stand im Raum. Prümm fühlte sich angesprochen.

Allein: Sein Name ist in der Stadtratssitzung, die mit einem breiten Votum für den Antrag der SPD endete, nie gefallen. Das jedenfalls schreibt SPD-Fraktionschef Ralf Halbauer in einer Stellungnahme, die der Redaktion vorliegt. „Nachdem durch das Interview nun aber auch öffentlich die Diskussion über konkrete Personen begonnen wurde, bin ich der Überzeugung, dass Max Prümm für diese Stelle nicht geeignet ist und sich selbst aus dem Rennen geschossen hat“, so Halbauer weiter. Im Interview mit der RZ gebe Prümm selbst zu, dass ein Lehramtsstudium mit erstem Staatsexamen nicht als Qualifikation für die Stelle reiche. Dass Prümm sich um Weiterbildung bemüht habe, sei „ehrenwert“, mache ihn aber nicht zum Wirtschaftsexperten.

„Der Kombistudiengang ,Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen‘ […] passt nicht unbedingt zum Profil einer Wirtschaftsförderungsstelle. Und eine sehr gute Staatsklausur kann man nicht mit praktischer Marketingerfahrung gleichsetzen. Auch die IHK-Fortbildung zum Wirtschaftsfachwirt kann langjährige Berufserfahrung in Wirtschaftsförderung und Tourismus nicht ersetzen“, argumentiert Halbauer. Außerdem frage er sich, wie Prümm vertrauensvoll mit den Wirtschaftsverbänden und Stadträten zusammenarbeiten wolle, wenn er sie bereits jetzt per Anwalt zur Abgabe einer Unterlassungserklärung auffordere.

Das wiederum fragt man sich auch in Prümms eigener Partei, der CDU. „Ich sehe die gute Zusammenarbeit mit den Verbänden gefährdet“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Joachim Boos. Um das Amt nicht zu beschädigen, sei nun Sachlichkeit geboten – und Fairness bei der Auswahl der Bewerber. Das sieht auch FDP-Fraktionschef Markus Falk so: „Es geht nicht darum, irgendwen zu mobben, sondern darum, den zu finden, der am besten für den Posten geeignet ist.“

Dass Max Prümm das nicht ist, steht für die Wirtschaftsverbände offenbar fest. Für den Vorsitzenden der Werbegemeinschaft Blickpunkt Bendorf, Klaus Peter Kramer, gibt es „keine Grundlage, auf der ich mit Max Prümm zusammenarbeiten könnte“. Er könne nicht verstehen, weshalb der 32-Jährige im Interview von versöhnlichen Tönen im Umgang mit den einschlägigen Verbänden gesprochen habe. „Das ist eine sehr einseitige Interpretation“, sagt Kramer. Bürgermeister Syré habe ihm zwar ein klärendes Gespräch mit Prümm angetragen. Letzterer habe ihn aber bisher nicht persönlich angesprochen.

Syré selbst sagt zur Diskussion: „Da wird Politisches und Privates durcheinandergeworfen.“ Prümms fachliche Qualifikationen müssten selbst Kritiker anerkennen. Sein persönliches Verhältnis zu dem 32-Jährigen erklärt Syré so: „Mit knapp 18 Jahren kam Max Prümm in einer Notsituation zu mir. Meine Familie hat ihn aufgenommen.“ Weil Prümm schon volljährig war, sei er aber kein Pflegesohn im eigentlichen Sinne.

Von unserer Redakteurin Angela Kauer