Tokio

Verstrahltes Trinkwasser – was heißt das?

Mit dem Regen gelangen radioaktive Elemente ins Trinkwasser - und schließlich auch in Lebensmittel. In Japan wird das zum Problem. 
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Mit dem Regen gelangen radioaktive Elemente ins Trinkwasser - und schließlich auch in Lebensmittel. In Japan wird das zum Problem. Foto: dpa

Babys und Kleinkinder in Tokio sollen nach dem Atomunfall von Fukushima kein Leitungswasser mehr bekommen. Darin wurden Werte von 210 Becquerel Jod 131 pro Liter gemessen. Was bedeutet das überhaupt – einige Antworten: Was ist Jod 131?

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Tokio – Babys und Kleinkinder in Tokio sollen nach dem Atomunfall von Fukushima kein Leitungswasser mehr bekommen. Darin wurden Werte von 210 Becquerel Jod 131 pro Liter gemessen. Was bedeutet das überhaupt – einige Antworten:

Was ist Jod 131?

Das radioaktive Jod 131 wird durch Atomunfälle freigesetzt, erklärt Michael Welling, Sprecher des Johann-Heinrich-von-Thünen-Instituts in Braunschweig. Jod 131 reichert sich – wie das nicht radioaktive Jod 127 – in der Schilddrüse an. „Wenn das radioaktive Element einmal im Körper ist, wirkt es ohne jede Barriere auf die Zellen“, sagt Welling. Daher sind radioaktive Elemente innerhalb des Körpers noch schädlicher als außerhalb. Allerdings ist Jod 131 nicht sehr stabil: Alle acht Tage zerfällt jeweils die Hälfte der Atome (Halbwertzeit). Nach etwa drei Wochen ist also ein Großteil bereits zerfallen.

Was bedeutet die Einheit Becquerel?

Sie gibt die Aktivität eines radioaktiven Stoffes an. Ein Becquerel (Bq) bedeutet, dass in dem jeweiligen Material ein Atomkern pro Sekunde zerfällt. Üblich ist die Angabe von Becquerel je Kilogramm oder je Liter. In Deutschland ist es nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz nicht erlaubt, Milch und Säuglingsnahrung mit mehr als 370 Becquerel pro Liter in den Handel zu bringen. Für andere Lebensmittel – etwa Fleisch oder Pilze – gilt hierzulande ein Höchstwert von 600 Becquerel pro Kilogramm. Die deutschen Grenzwerte sind so ausgelegt, dass man normale Portionen solcher Lebensmittel auf Dauer essen kann, erklärt Welling.

Der Wert Becquerel sagt aber noch nicht direkt etwas über die Gesundheitsgefahr aus. Diese Strahlenbelastung für den Menschen wird in Sievert (Sv) gemessen. Die natürliche Hintergrundstrahlung, die ein Deutscher deshalb im Durchschnitt pro Jahr abbekommt, liegt bei 2 Millisievert (2 Tausendstel Sievert). Die zusätzliche Belastung durch medizinische Untersuchungen, etwa durch das Röntgen, liegt für jeden Deutschen im Jahr bei durchschnittlich ebenfalls 2 Millisievert.

Wie kommt Radioaktivität in Wasser und Lebensmittel?

Radioaktive Elemente wie Jod 131 oder Cäsium 137 sind zum Beispiel an feine Staubteilchen gebunden. Mit dem Regen gelangen die radioaktiven Stoffe nach der Freisetzung bei einem Atomunfall wieder auf die Erde – in den Boden, in Stauseen für Trinkwasser oder in Kläranlagen.

„Radioaktives Cäsium 137 ähnelt, chemisch gesehen, dem Element Kalium“, erklärt Welling. „Über den Boden und die Wurzeln gelangt daher auch Cäsium 137 in den Stoffwechsel der Zelle. Und von dort aus auch in eine Kuh, die auf der Weide frisst. Und über die Milch schließlich in den Menschen.“ Auch wenn der Mensch Gemüse direkt verzehrt, nimmt er die darin enthaltenen radioaktiven Stoffe auf. In der Präfektur Ibaraki wurde bereits radioaktiv belastete Milch gefunden.