RZ-KOMMENTAR: Jeder Einzelne muss selbst mit anpacken

Dass sich alle Parteien geschlossen gegen Rechtsextremismus stellen, ist gut, aber nicht mehr als eine Randnotiz. Denn Neonazis sind nicht nur ein politisches Problem.

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Dass sich alle Parteien geschlossen gegen Rechtsextremismus stellen, ist gut, aber nicht mehr als eine Randnotiz. Denn Neonazis sind nicht nur ein politisches Problem.

Dass die Arbeit der Sicherheitsbehörden und die umstrittene V-Mann-Praxis auf Herz und Nieren geprüft werden, ist nach der Serie von Pannen, Unzulänglichkeiten und Missverständnissen im Zusammenhang mit der Zwickauer Terrorzelle bitter nötig, aber es ändert rein gar nichts am Grundproblem, das nun wieder ins Bewusstsein der Menschen gerückt ist. Denn Neonazis sind nicht nur ein Sicherheitsproblem.

Unstrittig ist, dass viele das Thema Rechtsradikalismus und sein Bedrohungspotenzial in den vergangenen Jahren unterschätzt, vielleicht sogar ignoriert haben – vielleicht auch, weil der Islamismus alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber damit stehen die Sicherheitsbehörden nicht allein.

Denn in erster Linie ist es ein gesellschaftliches Problem, von dem die Gesellschaft aber offenbar nichts wissen will. Rechte Übergriffe? Das gehörte in die 90er-Jahre und wenn doch heute, dann doch bitte allein im Osten. Dass Integration auch diejenigen betreffen sollte, die aus unserer demokratischen Gesellschaft herausdriften, ist selten bedacht worden. Entsprechend fischen die rechten Fänger bei Jugendlichen dort, wo wir als Gesellschaft kein gutes Alternativangebot machen. Das kann nicht der Staat und auch nicht der Verfassungsschutz leisten – das muss aus den Gemeinden selbst kommen. Es ist so bequem wie erfolglos, das Problem einfach der Polizei zu überlassen – so wie es am Wochenende wieder zahlreiche Mitbürger in Remagen und Bretzenheim gemacht haben.

E-Mail an: peter.lausmann@rhein-zeitung.net