RZ-KOMMENTAR: Ein echter Herausforderer für die Kanzlerin

Es ist schon ein politisches Kunststück im besten Sinne, das der SPD da gelungen ist. Mehr als eineinhalb Jahre hat die Troika gehalten. Hut ab. Es spricht für alle drei vormaligen Kandidaten in der K-Frage, dass sie ein öffentliches Ringen vermieden und die Reihen bis zum Schluss geschlossen hielten.

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Trotzdem war jetzt auch Erleichterung zu spüren. Die Troika hatte sich selbst in den vergangenen Tagen überlebt. Das Offenhalten der K-Frage ließ die SPD zunehmend orientierungslos aussehen. Am Ende hat sich Sigmar Gabriel für den strategisch gesehen besten Kandidaten entschieden. Kein anderer hätte der in der Euro-Krise so profilierten Bundeskanzlerin mehr entgegenzusetzen als Steinbrück. Er wird einen zugespitzten Wahlkampf führen, er wird polarisieren können, gerade in der Krisenpolitik.

Er spielt auf Sieg für Rot-Grün, nicht auf Große Koalition. Zuletzt hat vermutlich dies auch den Ausschlag gegeben für den Rückzieher von Frank-Walter Steinmeier, dem in der Koalitionsfrage stets mehr Kompromissbereitschaft nachgesagt wurde.

Steinbrück ist für alle Beteiligten nebenbei auch noch die bequemste Lösung: Er hat bereits angekündigt, dass er in einer Koalition unter Merkel nicht für ein Ministeramt zur Verfügung stünde. Käme es doch dazu, könnten sich Steinmeier und Gabriel ihre Lieblingsposten aussuchen.

Mit Steinbrücks Benennung ist der Wahlkampf für die Bundestagswahl 2013 nun vorzeitig eröffnet worden. Angela Merkel hat den Herausforderer bekommen, den sie am meisten fürchten dürfte.

E-Mail: rena.lehmann@rhein-zeitung.net