Neuwied

RZ-Archiv: Runder Tisch zu Wohnformen in Neuwied gegründet

Immer mehr Menschen bewegt die Frage, wie sie in Zukunft wohnen möchten. Auch die Frage nach Wohnformen im Alter, die ein größtmögliches Maß an Gemeinschaft und Teilhabe ermöglichen, spielt dabei eine Rolle.

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Neuwied. Immer mehr Menschen bewegt die Frage, wie sie in Zukunft wohnen möchten. Auch die Frage nach Wohnformen im Alter, die ein größtmögliches Maß an Gemeinschaft und Teilhabe ermöglichen, spielt dabei eine Rolle. Ein runder Tisch zum Thema „Wohnen in Neuwied“ hat sich jetzt im Mehrgenerationenhaus in einem lockeren Treffen über Wohnformen und Alternativen ausgetauscht. Einstimmig votierten die Teilnehmer am Ende dafür, diesem Auftakt ein weiteres Treffen im Mai folgen zu lassen, in dem der runde Tisch sich gemeinsame Ziele setzen will. Denn: „Einen weiteren diffusen Arbeitskreis braucht niemand“, so Moderatorin Beatrix Röder-Simon abschließend.

Angekündigt als Auftakt zu einer Vortrags- und Diskussionsreihe zum Thema „Neue Wohnformen in unserer Stadt“, entpuppte sich die Veranstaltung als ein ungewöhnliches Zusammentreffen höchst unterschiedlicher Akteure, die alle das Thema Wohnen im weitesten Sinn verbindet. In der Tat war vielen Teilnehmern das Ziel der Veranstaltung anfangs unklar. Ob dieses Kennenlernen mit Bestandsaufnahme wieder im Sande verläuft und an den unterschiedlichen Vorstellungen der Teilnehmer scheitert oder Auftakt zu einem Arbeitskreis ist, der in Neuwied etwas bewegen kann, muss sich erst noch zeigen. Den Willen dazu, das wurde schließlich deutlich, haben die Teilnehmer.

Denn daran, dass dringender Handlungsbedarf besteht, zweifelte in der Runde niemand. „Es wäre falsch, darauf zu warten, dass uns wer erleuchtet“, begrüßte Peter Schwarz vom Heinrich-Haus in Neuwied die Initiative, die maßgeblich vom Verein Gemeinschaftlich Wohnen Neuwied (GeWo NR) ausging. „Das ist ein Startschuss für die Stadt Neuwied, sich mit dem Thema insgesamt zu beschäftigen – dabei geht es nicht nur um Wohnen im Alter, sondern um das zukünftige Leben in der Gemeinschaft insgesamt“, sagte Sozialamtsleiter Wolfgang Hartmann. Die Stadt begrüße die Initiative und wolle beratend und begleitend mit am Tisch sitzen.

In der Runde wurde schnell deutlich, dass die Wünsche von Senioren sehr unterschiedlich sein können – genau wie die gesundheitlichen, aber auch die finanziellen Voraussetzungen. „Die Ressourcen zur Selbstbestimmtheit im Alter sinken. Das Geld, das manche Senioren heute vielleicht noch haben, können die Alten der nächsten Generation wohl nicht mehr aufbringen“, warnte Peter Schwarz. Er hält deshalb unmittelbare Modelle des Wohnens, die Einbindung Ehrenamtlicher und mehr Selbstorganisation für wichtig.

Die Unternehmer der Runde klagten darüber, dass ihnen in der Praxis durch strenge Auflagen des Heimgesetzes und zahlreiche Verordnungen bei der Durchführung von neuen Wohnkonzepten zusätzliche Steine in den Weg gelegt würden – ein Hinweis, der klar in Richtung der anwesenden Vertreter der Politik formuliert wurde. „Auch Bürgerengagement wird oft durch Verordnungen und Vorgaben gebremst. Helfen und Selbstverwaltung muss einfacher werden“, bestätigt auch Peter Schwarz.

Dabei seien Wohnformen für Senioren für Investoren durchaus interessant: „Das ist ein Markt“, bestätigte Gerd Dieter Dott, der gerade versucht, ein Seniorenwohnprojekt in Heimbach-Weis zu realisieren. „Hier geht es nicht darum, den Königsweg dafür zu finden, wie man im Alter leben sollte. Es geht darum, Kompetenzen zu bündeln und Angebote zu schaffen, sodass jeder im Alter so leben kann, wie er möchte. Ob der Einzelne im Pflegeheim, zu Hause bei der Familie, in einer Alters-WG, in einem barrierefrei ausgestatteten Mehrparteienhaus mit Gemeinschaftsbereich oder auch ganz anders leben möchte – wir sollten hier in Neuwied für mehr Alternativen sorgen. Dieses Treffen sollte einfach einmal alle möglichen Akteure in dem Bereich ins Gespräch bringen. Ich denke, das haben wir geschafft“, erklärt Hildegard Luttenberger.

Von unserer Reporterin Sandra Elgaß