Mittelrhein

Rhein-Sperrung: Kapitäne legen Zwangspause ein – Ausflüge tabu

Wer dieser Tage am Rhein spazieren geht, der sieht stellenweise das andere Ufer nicht mehr: Wartende Schiffe, mit Containern beladen, versperren die Sicht. Eines davon ist der Frachter von Mario Wieland: 186 Meter ist er lang, 238 Container hat er geladen.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Mittelrhein. Wer dieser Tage am Rhein spazieren geht, der sieht stellenweise das andere Ufer nicht mehr: Wartende Schiffe, mit Containern beladen, versperren die Sicht. Eines davon ist der Frachter von Mario Wieland: 186 Meter ist er lang, 238 Container hat er geladen.

Seit sechs Tagen wartet der Niederländer am Bad Salziger Ufer auf die Weiterfahrt, aber der Rhein bleibt wegen des gekenterten Tankers bei St. Goarshausen bis auf Weiteres gesperrt.

Von der Vollsperrung sind am Mittelrhein insgesamt 250 Schiffer betroffen. Wie die Wasserschutzpolizei St. Goar erklärt, lagen am Dienstag zwischen Mainz und Ingelheim 52, zwischen Ingelheim und Oberwesel 14, zwischen St. Goar und Osterspai 40, zwischen Osterspai und Engers 62 sowie zwischen Engers und Brohl-Lützing 81 Schiffe. „Es ist zurzeit nicht absehbar, wann die ersten Schiffe die Unglücksstelle passieren werden“, sagt der Pressesprecher des Kreises, Uwe Gilberg-Rindsfüßer.

Geschenkte Freizeit? Fehlanzeige. Die Zwangspause lässt bei den Kapitänen und ihren Besatzungen keinen Jubel aufkommen. Vielmehr geht die Situation Mario Wieland so langsam auf die Nerven. „Wir machen das Schiff sauber, streichen, trinken Kaffee und streiten uns“, sagt der 45-jährige Niederländer. Ausflüge der sechsköpfigen Mannschaft zu Sehenswürdigkeiten sind nicht drin. „Wir dürfen das Schiff nicht lange verlassen.“ Nur für kurze Einkäufe oder einen Blick auf die Unglücksstelle ist Zeit. Sollte der Rhein für Probefahrten kurze Zeit geöffnet werden, ein Ampelverkehr eingerichtet werden oder im schlimmsten Fall Schwefelsäure des havarierten Tankers auslaufen, „dann müssen wir sofort reagieren können“, betont der Niederländer.

Mittlerweile werden die Schiffer auch von ganz alltäglichen Sorgen geplagt: Ihnen gehen Trinkwasser- und Lebensmittelvorräte aus. Wer – wie Wieland – am Ufer liegt, kann die Lebensmittel selbst einkaufen. Das Trinkwasser aber muss auch er ordern und wird dann vom Technischen Hilfswerk von Land aus beliefert. Viele Schiffe ankern in der Flussmitte. Mithilfe von Booten werden sie auch dort vom THW versorgt, ob mit Nahrung oder mit Wasser. Der Bad Breisiger Kapitän Jürgen Dietrich bekommt auf diesem Weg 1000 Liter vom THW-Boot in den Wassertank seiner „Brigitte“ gepumpt. Damit kommen er und seine vier Mitfahrer vier Tage aus. Vorsichtshalber ordert er direkt bei den Einsatzkräften 1000 Liter nach.

Von unserer Redakteurin Katrin Steinert