Mainz

Mainzer führte Klub nach oben

Stefan Krämer (l.), der in der Jugend des TV 1817 Mainz gespielt hat, feierte als Trainer mit dem SV Roßbach/Verscheid drei Aufstiege. Foto: Birkenstock
Stefan Krämer (l.), der in der Jugend des TV 1817 Mainz gespielt hat, feierte als Trainer mit dem SV Roßbach/Verscheid drei Aufstiege. Foto: Birkenstock

Die Vorfreude beim SV Roßbach/Verscheid ist riesengroß. Am Sonntagabend (20.30 Uhr) wird der Fußball-Oberligist im großen Stadion „Am Oberwert“ in Koblenz versuchen, den Bundesligisten FSV Mainz 05 in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal zu werfen.

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Mit 80 Leuten hatte der SVR in seinem Klublokal vor dem Fernseher gehangen, als die deutsche Nationalspielerin Viola Odebrecht während der Männer-EM in Polen und in der Ukraine im DFB-Quartier in Danzig als Losfee diese sehr regional gefärbte Pokalpaarung aus der Trommel zog.

In der 1500-Seelen-Gemeinde Roßbach waren sie glücklich an jenem Abend. „Das ist ein kleines Rheinland-Pfalz-Derby“, jubelte Klubchef Ingo Dittrich damals. Und Spielertrainer Thomas Esch kalauerte: „Ein wunderbares Spiel, nur schade, dass Mainz ausscheiden wird...“ Klar, das war ein Joke. „Wir sind natürlich der krasse Außenseiter“, sagt Esch. „Aber mein Team soll das Spiel gegen die Profis und vor den vielen Zuschauern genießen.“ Natürlich hat der haushohe Außenseiter noch die vergangene DFB-Pokalrunde im Kopf, als sich die Mainzer in der ersten Runde beim SVN Zweibrücken zu einem glücklichen 2:1-Sieg nach Verlängerung gequält hatte – nach einer grottenschlechten Vorstellung gegen einen wie um sein Leben rennenden und kämpfenden Oberligisten.

Das 1:4 gegen die Gladbacher

Sein erstes und bis heute letztes DFB-Pokalspiel hatte der SV Roßbach/Verscheid im Jahr 2006. Der damals noch in der Verbandsliga spielende Dorfverein unterlag im Stadion von Neuwied vor 8500 Zuschauern Borussia Mönchengladbach mit 1:4 (0:3). Im von Jupp Heynckes trainierten Gladbacher Team hieß der Abwehrchef: Bo Svensson, der heutige 05-Profi.

Und damit wären wir bei den Mainz-Bezügen. Alles, was der SV Roßbach/Verscheid in den vergangenen zehn Jahren auf die Beine gestellt hat, das war maßgeblich beeinflusst von einem gebürtigen Mainzer: Stefan Krämer, heute Cheftrainer beim Drittligisten Arminia Bielefeld, fungierte bei den Roßbachern von 2002 bis Sommer 2011 als Trainer, der 45-Jährige feierte mit dem Westerwaldklub in diesen neun Jahren drei Aufstiege.

Krämer ist in Mainz geboren, in der Jugend hat er beim TV 1817 Mainz gespielt. Irgendwann zog die Familie ins Rheinland. Krämer studierte in Köln Sport, nach dem Examen arbeitete er an der Sporthochschule als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Ab 2002 führte der einstige Mittelfeldspieler, der beim FV Bad Honnef auch mal Lothar Emmerich als Trainer hatte, den SV Roßbach/Verscheid kontinuierlich nach oben.

Im März 2011 erwarb Krämer in Köln die Fußballlehrerlizenz, als viertbester seines Jahrgangs, einer seiner Kollegen war der 05-Nachwuchsleiterchef Stefan Hofmann. Im Sommer wechselte Krämer dann nach Bielefeld.

„Gladbach, das war damals schon eine super Geschichte für uns alle. Der Name SV Roßbach wurde schnell bundesweit bekannt. Es kamen zahlreiche Kamerateams in den sonst so beschaulichen Ort Roßbach“, erzählte Krämer gestern in einem Interview mit der Rheinzeitung. „Die Spieler und ich wurden zu Interviews gebeten. Es gab Erlebnisse für alle Beteiligten, die wir niemals vergessen werden.“

Realistisch gesehen sei Mainz 05 der klare Favorit, sagt Krämer. „Doch im Fußball hast du immer eine Chance. Gerade im Pokal gab es schon genügend Überraschungen. Sollte Roßbach am absoluten Limit spielen und vielleicht durch ein frühes Tor in Führung gehen, ist einiges möglich.“ Die Oberligamannschaft verfüge über gutes Potenzial und sei in der Offensive stark bestückt.

„Der SVR wird 2:1 nach Verlängerung gewinnen“, tippt Krämer. „Mein größter Wunsch wäre, dass Bielefeld und Roßbach den Einzug in die nächste Runde schaffen. Dann wäre mit etwas Losglück ein Duell möglich.“ rr/lv