Saarbrücken

Kramp-Karrenbauer: Saarländerin mit Mut und Herzklopfen

Annegret Kramp-Karrenbauer
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Foto: Fredrik v. Erichsen/Archiv

Vor neun Monaten „erbte“ Annegret Kramp-Karrenbauer das Amt des Saar-Regierungschefs von ihrem Ziehvater Peter Müller. Die Koalition mit FDP und Grünen kündigte sie fünf Monate später auf. Jetzt kann sie gestärkt mit der SPD weitermachen.

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Saarbrücken – Ein bisschen „Herzklopfen“ hatte Annegret Kramp-Karrenbauer schon. Dabei konnte die CDU-Politikerin vor ihrer erneuten Wahl zur Saar-Ministerpräsidentin auf eine schwarz-rote Zweidrittel-Mehrheit bauen – und sich deshalb eigentlich entspannen.

Die Kür der 49-Jährigen galt schon vor der Abstimmung vom Mittwoch als sicher – im Gegensatz zur Zitterpartie bei der ersten Wahl vor neun Monaten, als ein zweiter Wahlgang erforderlich wurde. Mit ihrem „Kollegen Heiko Maas“ will die CDU-Frau jetzt gemeinsam auf „Augenhöhe“ regieren. Dabei kommt der 49-Jährigen ihr nüchtern-analytischer Politik-Stil zu Gute, der sie mit Maas verbindet. Beide präsentieren sich seit Wochen als ein Herz und eine Seele.

„Diese Atmosphäre des gegenseitigen Respekts müssen wir für die nächsten fünf Jahre konservieren“, sagt Kramp-Karrenbauer. Passend zum Anlass trug sie bei ihrer Wahl am Mittwoch einen fast schwarzen Rock, rote Handtasche und rote Schuhe. Freund und Feind bewundern ihr außergewöhnliches Kommunikationstalent – und das hat sie Maas voraus. Blitzschnell kann sich die 49-Jährige auf Menschen einstellen und zuhören – sei es im Gespräch mit Staatsmännern, Professoren oder Menschen auf der Straße.

Erfahrung bringt die alte und neue MP reichlich mit. Die Frau mit dem Kurzhaarschnitt und der schmalen Brille sitzt seit fast 13 Jahren am Kabinettstisch in Saarbrücken, zunächst als erste Innenministerin Deutschlands, dann leitete sie das Bildungs- und schließlich das Sozialressort.

2011 hievte ihr politischer Ziehvater Peter Müller sie an die Spitze von Saar-CDU und -Regierung. Im August drohte ihre Wahl zur Chefin von Saar-Jamaika zum Fiasko zu werden, als Maas völlig überraschend im Landtag gegen AKK antrat und sie es erst im zweiten Wahlgang ganz knapp schaffte: „Die schwersten Geburten bringen die schönsten Kinder auf die Welt“, tröstete sie sich damals. Fünf Monate später kündigte sie das Bündnis mit FDP und CDU auf und ging auf die SPD zu. Damit setzte die nach eigenem Bekunden eigentlich auf Sicherheit bedachte Frau – „Ich bin keine Spielernatur“ – voll auf Risiko und bewies, dass sie auch knallhart entscheiden kann. Am Abend der Saar-Wahl, die die CDU mit Abstand gewann, fiel ihr vor sechs Wochen dann „ein Felsbrocken“ vom Herzen.

Ihre Kür am Mittwoch kommentierte sie mit den Worten: „Diese Geburt dauert jetzt vom Januar bis in den Mai. Schwerer geht's kaum. Insofern wird auch das ein schönes Kind.“ AKK, die sich stets natürlich und uneitel zeigt, ist Saarländerin mit Leib und Seele. Die Frau mit der Vorliebe für Hosen redet gern Dialekt, was von Außenstehenden als hölzern wahrgenommen wird, aber dazu beiträgt, dass viele Saarländer sie als „Mensch wie Du und Ich“ sehen.

Sich selbst sieht sie als „unaufgeregte Konservative ohne Scheuklappen“, ihren Pakt mit Maas nüchtern. Das Wort „Zwangsehe“ nimmt die verheiratete Mutter von drei Kindern dabei nicht in den Mund. „Aber es ist auch keine arrangierte Ehe. Es ist ein Übereinkommen der Vernunft.“ Denn die ehrgeizige, zierliche 49-Jährige will die Eigenständigkeit ihres hoch verschuldeten Heimatlandes bewahren – nicht mehr und nicht weniger.