Jordan Kane und Rayo: Kuriose Westerwälder vor Big Brother-Kameras

Westerwald/Köln – TV-Knast Big Brother mit dem 19-jährigen weißblonden Busenwunder „Jordan Kane“ und Rayo di Sole, einem Schwimmmeister, der auf einer Welle mit Engeln liegt: Westerwälder Fernsehzuschauer müssen derzeit erleben, wie zwei Kandidaten aus ihrer Heimat das Bild vom bodenständigen Westerwälder ganz neu definieren.

Blond, 18, arbeitslos

Blonde Haare, aufgepumpte Brüste, 18 Jahre jung und arbeitslos: So lernt Deutschland die neue Big-Brother-Haus-Bewohnerin Jordan Kane seit Montagabend kennen. Mit neuem Schwung und viel PR ist das Spanner-Format in die inzwischen elfte Staffel gegangen – und legte zum Start hervorragende Quoten hin: 12,4 Prozent Marktanteil.

Und die Zuschauer sahen eine junge Frau, die sich dort die anderen Kandidaten zur mächtigen Brust nehmen kann – und in ihrem Heimatort im Westerwald nicht „Jordan Kane“, sondern einfach nur Michelle Brüse heißt und einer von 650 Einwohnern ist.

Ein Ort mit Metzger und netten Vorgärten
In Freirachdorf gibt es noch einen Metzger, die Wäsche flattert an der Gartenleine, die Vorgärten sind liebevoll hergerichtet, und der Postbote kennt die Bewohner noch mit Vornamen. Kein Wunder, dass man hier über Michelles neue große Bühne spricht.
In der örtlichen Industrienäherei hängt ein Computerausdruck des Erotik-Sternchens. Hier ist man stolz auf den neuen Promi aus dem Ort. „Ist doch toll, wenn Freirachdorf jetzt bekannt wird“, sagt die 52-jährige Inge Hoffmann . Klar, ein bisschen aufgebrezelt sei sie schon. Aber sie ist ja auch noch jung, so der Tenor. Und im Nachteil gegenüber einer anderen Kandidatin? Als Geheimfavoritin wird Lisa Bund gehandelt. Die Mainzerin bringt Kamera-Erfahrung aus Deutschland sucht den Superstar und Dschungelcamp mit. Big Brother fehlte in ihrer Sammlung noch.

Das Foren-Publikum ätzt

Auf Jordan fallen die Reaktionen in den Internetforen zum Teil eindeutig aus – Tenor: Sie werde „wohl die neue Duschtante in dieser Staffel“. Eine „versuchte Mischung aus Paris Hilton und Christina Aguilera“ sei sie, ätzt jemand und vielen fällt die sehr blonde „Sexy Cora“ ein, kürzlich an den Folgen einer missglückten Brust-Vergrößerung verstorbene frühere Kandidatin. Sie hat aber auch Fans, die registriert haben wollen, dass sie eine „nette Zurückhaltung“ gezeigt habe, sich in Ruhe ein Bild mache. „Könnte aber auch sein, dass sie das Ganze infrage stellt und bald freiwillig auszieht, weil sie sich total fehl am Platz fühlt. Dann war ihre erste Zurückhaltung eher ein Schockzustand.“ Darauf deutete auch hin, wie sie am Dienstag zu sehen war: jämmerlich, offenbar kreuzunglücklich. Fans spekulierten schon, ihr Manager habe sie ins Haus getrieben...

Das Blog Big-Brother-News hatte in ihr vor dem Einzug die Nagelprobe gesehen, ob die Mehrheit der User lieber ein Big Brother hätte ohne Pornosternchen. „Dann würde es sich zeigen, ob die Zuschauer die erste Gelegenheit die nutzen würden, um den Silikon aus dem Haus zu werfen.“

Im Heimatort bekommt man auch verständnislose Reaktionen, wenn man nach ihr fragt. Eine Frau, die ein paar Straßen weiter wohnt, sagt: „Die heißt doch gar nicht Michelle“, und lacht. „Die Tussi heißt doch jetzt Jordan Kane.“ Besonders störend findet sie, dass Michelle unnatürlich auftrete. „Früher war sie viel normaler.“ Aber so genau weiß die Nachbarin das auch alles nicht mehr.

Das Dorf tratscht
Während das ganze Dorf über Jordan alias Michelle tratscht, bekommen die Eltern vom Rummel gar nichts mit. Sie scheinen ausgeflogen zu sein. Vielleicht campieren sie jetzt in der Nähe des Big-Brother-Hauses.

Die Mutter hat zumindest die Befürchtung,„auf den ersten Blick“ könnten die Leute befürchten, dass Jordan blond, blöd und nichts groß dahinter ist. Thema Brustvergrößerung: Darüber sei niemand erfreut gewesen, aber wenn sie ihre Ding mache, dann ziehe sie das durch. Und Jordan selbst sagt in ihrem Vorstellungsvideo: „Mit Porno kann ich mich überhaupt nicht identifizieren“, das sei nicht ihr Frauenbild. Ihr Motto: „Man hat nur ein Leben, und ich habe beschlossen, meines aufregend zu gestalten“.

Rayo, der Life Coach

Mitbewohner Rayo di Sole hat ebenfalls Bemerkenswertes zu bieten. Der 1983 geborene Deutsch-Italiener hat bis September 2010 als Schwimmmeister im Marienbad in Bad Marienberg gearbeitet. Inzwischen sieht sich Rayo aber selbst als Life Coach und bietet über das Internet Kurse gegen Voreingenommenheit an. Schriftsteller ist er auch, wie er auf seiner Internetseite schreibt. Rayos Buch „Entfalte die Flügel deiner Seele“ soll dem Leser laut Verlag helfen, mit einem Schutzengel in Kontakt zu treten. Rayo spricht aus langjähriger Erfahrung; sein Schutzengel namens Circil sei ihm im Alter von neun Jahren erstmals erschienen... Di Soles Logo, das er auf der Bad Marienberger Gesundheitsmesse mit ganzheitlichem Angebot präsentierte, enthält gleich drei Engel. Mit bürgerlichem Namen heißt der langhaarige, sympathisch wirkende Rayo Marco Sonnen und lebt seit einigen Jahren in Lochum. Im Dorf kennt man den Zugezogenen kaum, der sein grün getünchtes Eckhaus als „Haus des Lichtes“ bezeichnet.

„In dem Haus, da werden Gebete und Spielchen gemacht“, heißt es in der Nachbarschaft hinter vorgehaltener Hand. Rayo über sich selbst: „Circil hatte die Idee, bei Big Brother mitzumachen. Ich kenne seine Beweggründe nicht, habe aber volles Vertrauen zu ihm.“ Zu ausgeflippt? Denkste – in den Foren wird schon befürchtet, Rayo könnte zwar ganz nett, aber ein Langweiler sein.

(stt, sus, son, jgm, law)