Mainz

Garagen-Geschäfte

Schon als Kind habe ich gelernt: Gute Geschäfte macht man … in der Garage.

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Da gab es zum Beispiel den Autolackierer aus der Nachbarschaft, bei dem fast jeden Abend der Kompressor brummte. Kratzer und Beulen weg oder einen Käfer funkelniegelnagelneu spritzen, alles machte der in seiner Garage. „Der mäht (macht) wieder n Lappöhrchen“, hieß es dann. Das „Lappöhrchen“ ist ein wichtiger Begriff des rheinischen Steuerrechts, mit dem man kleinere Arbeiten bezeichnet, die „nebenher“ (noch ein wichtiger steuerrechtlicher Begriff) erledigt werden und die nicht steuerpflichtig sind, solange es niemand merkt. Die Fachleute sind sich uneinig, ob das Wort von kleinen Lederläppchen herstammt, mit denen man früher Schuhe repariert hat, oder ob es vom französischen „labeur“ für schwere Arbeit kommt. Beim Nachbarehepaar jedenfalls gab es, das zeigte sich beim sonntäglichen Kirchgang, eine direkte Verbindung zwischen männlichem Lappöhrchen und weiblichem Pelzjäckchen.

Auch heute ist die Garage der Ort, an dem man gute Geschäfte macht oder zumindest beginnt. Steve Jobs, der unlängst verstorbene Apple-Gründer, hat seine ersten Computer in einer Garage zusammengeschraubt. Ähnlich auch die Herren Hewlett und Packard. Angeblich hat Mark Zuckerberg im zarten Alter von sechs Jahren in der Garage seines Elternhauses Facebook erfunden. Aus leeren Farbdosen und Kordel hat er das Kindern in aller Welt bekannte Dosentelefon zu einem faszinierenden Netzwerk weiterentwickelt, mit dem sich seine Freunde über das Gewirr gespannter Schnüre auch aus größerer Entfernung unterhalten konnten. („Gefällt mir.“ „Was?“ „Gefällt mir.“ „Ich versteh dich nicht, du musst die Kordel stramm halten.“)

Dem Vernehmen nach findet auch Thilo Sarrazin die Inspiration für seine umsatzstarken Thesen in der Garage. Versonnen sitzt er dort Stunden um Stunden, wartet auf eine Eingebung und lässt das gelbe Schild auf sich wirken: „Vorsicht beim Laufenlassen der Motoren! Vergiftungsgefahr!“

Büb Käzmann alias Markus Höffer-Mehlmer ist Kabarettist und lebt gerne in Mainz (www.bueb-kaezmann.de)