Dürrholz

Filmpremiere in Dürrholz: Die Ludolfs begeistern ihre Fans

Stilecht fuhren die Ludolfs zur Freude ihrer Fans im alten Opel Rekord B vor. Mit dem hatten sie sich auch auf den Weg nach Italien gemacht.
Stilecht fuhren die Ludolfs zur Freude ihrer Fans im alten Opel Rekord B vor. Mit dem hatten sie sich auch auf den Weg nach Italien gemacht. Foto: Jörg Nie­ber­gall

Mit den klassischen Filmstars haben sie nichts zu tun, genauso wenig wie mit Sternchen, die von Marketingexperten für den kurzfristigen Erfolg zurecht gebogen werden.

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Dürrholz Mit den klassischen Filmstars haben sie nichts zu tun, genauso wenig wie mit Sternchen, die von Marketingexperten für den kurzfristigen Erfolg zurecht gebogen werden.

Peter, Manni, Uwe und Günter Ludolf aus Dernbach in der Verbandsgemeinde Puderbach sind authentisch – und deshalb beliebt. Jetzt kommen sie mit ihrem ersten Film ins Kino.

Es reichte, dass Uwe Ludolf den Opel Rekord B aus dem Baujahr 1966 samt Uraltwohnwagen auf das Gelände von Reifen Gundlach in Dürrholz steuerte und Peter laut lachend herauswinkte – die Fans, nein „Freunde“, waren schon begeistert. Wenig später drehte ein erwachsener Mann freudestrahlend ab und jubilierte: „Manni hat mir die Hand geschüttelt“ – und die war am Samstagabend nicht einmal ölverschmiert.

1407 Gäste hatten eines der Tickets zu 9,50 Euro ergattert, und das hielt den Massenansturm in überschaubaren Grenzen. Wäre es nur nach der Nachfrage gegangen, es wäre wieder ein Vielfaches gewesen. Aber auch so war die Menschenmenge, die den Oldtimer mit den vier Brüdern umringte, groß genug. Selbst der sonst so stoische Günter ließ es sich da nicht nehmen, von der Rückbank aus seine Hand durchs Fahrerfenster zu strecken und viele Hände zu schütteln.

Die Brüder nahmen alles gelassen hin. Sie zeigten sich gewohnt volksnah, fröhlich und wünschten immer wieder einen „Guden“. Peter herzte eine Rollstuhlfahrerin („mein Schätzeken“) wie eine gute Bekannte. Manni, Uwe und Günter schrieben sich mit Autogrammen die Hände wund (eins zur freudigen Verwunderung der Brüder auf einen lilafarbenen BH), und alle vier Ludolfs ließen sich mit jedem Fan, der genug Stehvermögen hatte, fotografieren. „Wenn ich so viele liebe Menschen sehe, dann ist das eine Freude für uns“, rief Peter den Gästen zu und legte noch ein bisschen lauter und in der Stimmlage eine Oktave höher nach: „Das Leben ist schön!“

Auf der anderen Seite zeigten die Ludolfs auch, dass sie keine Neulinge mehr sind. Professionell posierten sie inmitten der Menschenmassen auch für die sechs Kamerateams und die Pressefotografen. Und professionell waren der Film und das Drumherum: Mitarbeiter von Reifen Gundlach hatten extra rund 100 000 Reifen aus der großen Halle 2 umgeräumt, damit die Zuschauer Platz finden konnten.

Unter denen waren – ausgenommen vielleicht den als Praktikant von Stefan Raab bekannt gewordenen „Elton“ – keine Prominenten. Es sollte, wie die Organisatoren von „Preview Production“ sagten, eben eine echte „Volkspremiere“ sein. Die Ludolfs in einem hippen Münchner Saal mit Champagner und Kaviar für die Zuschauer – das hätte nicht gepasst. Und so gab es auch im VIP-Raum, der für die Sponsoren als Rückzugsmöglichkeit bereit gestellt worden war, die gleiche Verpflegung wie auf dem übrigen Gelände: Spießbraten, Currywurst mit Pommes und Nierenschaschlik, dazu Softdrinks und Bier.

Der Film selbst begeisterte die Zuschauer. Aber dazu brauchte es bei diesem Publikum am Samstagabend in Dürrholz auch nicht viel: Ein paar philosophische Sätze von Günter zu Beginn, ein Schnitt auf den im Sitzen schlafenden Peter, und der Saal tobte. Das Publikum nahm den Appell von Peter während der gesamten 95 Minuten ernst: „Habt Spaß und guckt Euch den Film an. Das andere ist alles egal.“ Und auch Günters Worte freuten die Gäste: „Es war nach 20 Jahren mein erster Urlaub. Den werden wir jetzt zusammen genießen“, hatte er das Publikum eingestimmt Und der Teil, der aus dem Westerwald kommt, durfte sich schon nach wenigen Minuten freuen. Denn da erzählte Manni, dass er ja eigentlich „ein echter Ruhrpott-Jung“ sei, jetzt aber für immer Dernbach treu bleiben werde. „Der letzte Weg geht dann nach Urbach“, legte er lachend nach.

Apropos: Auf diesem Friedhof liegen auch Horst und Marianne Ludolf, die Eltern der Brüder. Und für sie hatten die Ludolfs auch ihren Schrottplatz verlassen und die gefilmte Tour nach Italien unternommen. „Da wollten sie immer hin, und jetzt haben wir es für sie gemacht“, erklärte Peter. Die Fans, nein „Freunde“, hat’s gefreut.

Ulf Steffenfauseweh, RZO