Fan-Anwalt: Überwachung ist überzogen

Köln/Frankfurt – Weitere Überwachung im Stadion ist überzogen, Verbote von Fahnen beschwören eher Krawalle herauf: Das sagt der Kölner Jurist Tobias Nikolas Westkamp, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fan-Anwälte.

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Köln/Frankfurt – Weitere Überwachung im Stadion ist überzogen, Verbote von Fahnen beschwören eher Krawalle herauf: Das sagt der Kölner Jurist Tobias Nikolas Westkamp, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fan-Anwälte.

Westkamp räumt zwar ein: Wenn die Technik tatsächlich viel besser sei und fast jeder ermittelt werden kann, dann wird sich das rumsprechen, die Hemmschwelle wird steigen. „Auf jeden Fall werden aber alle Fans im Stadion verdachtsunabhängig einer hoheitlichen Überwachung unterzogen, wie es das bei privaten Veranstaltungen sonst nirgendwo gibt.“

Westkamp lässt auch nicht gelten, dass mit verbesserter Überwachungstechnik unschuldig in Verdacht geratene Fans schnell aus dem Schneider sind: „Der Rechtsstaat funktioniert nicht so, dass der Unschuldige seine Unschuld beweisen muss. Und mit einer Argumentation, dass Unschuldige nichts zu befürchten haben, kann ich jeden Eingriff in Bürgerrechte rechtfertigen.“ Er fürchtet auch den möglichen nächsten Schritt: Auch verschiedene Perspektiven zeigen oft nicht, was sich hinter Bannern und Fahnen tut. Sie könnten als Sichtschutz noch mehr in den Fokus geraten und in der Folge häufiger verboten werden.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) haben sich bisher zu den neuen Überwachungstechniken nicht erschöpfend geäußert. Der DFB-Sicherheitsbeauftragte Hendrik Große Lefert ließ mitteilen: „Wir befinden uns diesbezüglich in der Bestandserhebung mit den Vereinen.“. Der Verband könne daher zum aktuellen Zeitpunkt zu dem Thema keine Stellungnahme abgeben. Die DFL ziert sich ähnlich. Im Lizenzierungsverfahren der DFL für die Bundesligavereine sind Mindestanforderungen an Video-Überwachungssysteme zur Bild-Auflösung nicht verankert. „Kameras mit Zoom-Einrichtung sind zu montieren“, ist lediglich in dem im Dezember beschlossenen Sicherheitskonzept zu lesen.

Georg Martin, Sprecher der Firma Dallmeier, glaubt, dass es zu genaueren Regelungen kommen könnte. „Die Vereine wollen, dass Einzeltäter bestraft und isoliert werden“, sagt Martin. „Wenn es diese technische Möglichkeit nun gibt, warum sollte sie dann nicht sinnvoll und flächendeckend genutzt werden?“ Lars Wienand