Karlsruhe

Experte im Interview: Für Euro-5-Diesel kommt jede Hilfe zu spät

Dieselzapfhahn
Jahrelang verkauften Autobauer altbackene Technik, die nun kaum nachrüstbar ist – Ingenieur Olaf Toedter sieht dagegen für neue Dieselautos eine Zukunft. Foto: Marijan Murat

Die Zeit des Dieselautos scheint abgelaufen. Dabei machen neue Technologien die sparsamen Motoren zu ziemlich sauberen Antrieben. Olaf Toedter vom Karlsruher Institut für Technologie hat den Dieselmotor noch nicht abgeschrieben. Für ältere Modelle sieht er aber klare Grenzen.

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Dieselfahrer machen sich Sorgen, dass ihre Autos durch Updates Schaden nehmen, nicht mehr so lang halten oder an Leistung einbüßen. Sind die Sorgen berechtigt?

So genau kann man das nicht sagen. Wir haben bei uns am Institut ein betroffenes Auto und nach dem Update keine Veränderungen festgestellt. Ich denke, dass bei den ersten Updates, die von VW kamen, im Fokus stand, die illegalen Komponenten zu beseitigen, mit denen bei der Überprüfung der Abgaswerte betrogen wurde. Aber zum genauen Inhalt der Maßnahmen, die die neue Software beinhaltet, gibt es keine Angaben. Die nun neu angekündigten Software-Updates zur Verbesserung der Abgaswerte – vor allem mit Blick auf die Innenstädte – werden deutlich komplexer sein.

Einige Autofahrer klagen über einen höheren Verbrauch nach einem Update. Kann das sein?

Ja. Es kann sein, dass sich Regenerationszyklen bei NOx-Speicherkatalysatoren verändern. In solchen Systemen werden die Stickoxide eingespeichert und nach bestimmten Intervallen verbrannt. In diesen Regenerationsphasen gibt es beim Sauerstoff-Kraftstoff-Gemisch einen Kraftstoffüberschuss. Es wird also mehr Kraftstoff verbraucht. Werden die Intervalle kürzer, steigt also insgesamt der Spritverbrauch. Das gilt übrigens nur für Euro-5-Diesel. Und wir reden da über einen Mehrverbrauch im einstelligen Prozentbereich. Aber um ein Vielfaches höher ist der Einfluss des Fahrverhaltens auf den Verbrauch.

Wäre eine technische Nachrüstung von Dieselautos sinnvoller als ein Update der Software?

Aus meiner Sicht nein. Die Euro-5-Fahrzeuge sind technisch nicht für eine solche Nachrüstung ausgelegt. Das Risiko, dass es dann tatsächlich zu negativen Auswirkungen – etwa bei der Lebensdauer des Fahrzeugs – kommt, wäre hoch. Die Hardware dieser Autos gibt eine Umrüstung nicht her. Technologisch sind Euro-5-Autos auf einem Stand von vor mindestens acht Jahren. Auch ein Update wird nicht ausreichen, um sie sauber genug für die neue Abgasnorm Euro 6d zu machen. Man darf kritisch fragen, warum die wirklich guten technischen Lösungen beim Diesel erst jetzt kommen. Aber die Nachrüstung der Euro-5-Diesel halte ich für nicht sinnvoll.

In diesen Tagen wird oft vom nahenden Ende des Diesels geschrieben. Hat der Diesel keine Zukunft?

Ich denke, dass der Diesel ein Baustein bei der Mobilität der Zukunft sein wird. So wie auch das E-Auto ein Baustein sein wird. In modernen Dieselautos sind die richtigen technischen Lösungen verbaut, um die Emissionen zu reduzieren. Sobald diese neue Generation von Dieselautos den Markt durchdrungen hat, ist das Abgasproblem des Diesels gelöst.

Das Gespräch führte Stefan Hantzschmann

Zur Person: Dr.-Ing. Olaf Toedter

Dr.-Ing. Olaf Toedter ist Oberingenieur beim Institut für Kolbenmaschinen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Er leitet dort den Bereich Neue Technologien und Zündsysteme.

Zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts gehören unter anderem die Untersuchung der Gemischbildung, Verbrennung und Schadstoffentstehung sowie das Zusammenspiel mit der Abgasnachbehandlung. Außerdem beschäftigt sich das Institut intensiv mit der Entstehung von Partikeln.
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