Koblenz

Europabrücke: Neubau wird wahrscheinlicher

Unabhängig von den jetzigen Sicherungsarbeiten wird derzeit sehr konkret über einen Neubau der Europabrücke nachgedacht. „Für ein Projekt dieser Dimension muss man aber mindestens fünf, eher zehn Jahre veranschlagen“, sagt Peter Schwarz, Leiter der Abteilung Straßen- und Brückenbau bei der Stadt Koblenz.

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Koblenz. Unabhängig von den jetzigen Sicherungsarbeiten wird derzeit sehr konkret über einen Neubau der Europabrücke nachgedacht. „Für ein Projekt dieser Dimension muss man aber mindestens fünf, eher zehn Jahre veranschlagen“, sagt Peter Schwarz, Leiter der Abteilung Straßen- und Brückenbau bei der Stadt Koblenz.

Immer wieder fuhren Lkw oder Reisebusse in die Baustelle hinein, obwohl schon frühzeitig viele Schilder vorwarnten.

Winfried Scholz

Das sorgte regelmäßig für Vollsperrungen der B 9, damit die großen Wagen rückwärts wieder aus der Baustelle fahren konnten.

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Doch die Arbeiten gingen zügig voran.

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Bauzelte waren aufgestellt worden.

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Auch bei einem erneuten Wintereinbruch sollte weitergearbeitet werden können.

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Bis zum Frühjahr 2011 war die Sanierung abgeschlossen.

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Von Anfang an war klar, dass die derzeitigen Arbeiten auch auf mittelfristige Sicht nicht die letzten sind. Denn im Moment wird die Brücke „nur“ abgedichtet. Die Vorlandbrücke auf der Lützeler Seite aber ist 80 Jahre alt und verschlissen. Und die Stabilität, an der es vor allem im Bereich der Flussbrücke mangelt, wird durch die jetzigen Arbeiten kein Stück erhöht.

Lkw werden immer schwerer

Muss sie aber perspektivisch, denn die Brückenkonstruktion hat keinerlei Sicherheitsreserven und kann weder mehr noch schwereren Verkehr verkraften, so Schwarz. Und vor allem das Gewicht der Fahrzeuge hat schon extrem zugenommen und wird es auch weiterhin. Denn noch in diesem Jahr soll wahrscheinlich eine europäische Verordnung die bisherige DIN-Norm ablösen. Noch schwerere Lkw werden auch über deutsche Straßen und Brücken rollen.

Vertreter der Stadt und des Landesbetriebs Mobilität haben deshalb die bisherige Planung auf den Prüfstand gestellt, berichtet Schwarz. Danach sollte in ein paar Jahren eine umfassende Verstärkung der Brücke erfolgen, die dringend nötig ist, da es Risse in den sogenannten Stegen, den senkrechten Teilen der Stützen, gibt. Geschätzte Kosten: 8 bis 9 Millionen Euro. Einen mittel- oder langfristigen Neubau aber kann auch diese Verstärkung nicht ersetzen, höchstens ein bisschen hinauszögern. „Es schien technisch, vor allem aber wirtschaftlich immer unsinniger, das Geld aufzuwenden, um dann 15 Jahre später doch neu bauen zu müssen“, sagt Schwarz.

Deshalb werden die Neubaupläne jetzt doch schneller konkret. Allerdings brauchen sie einen ordentlichen Planungsvorlauf. Immerhin geht es um eine enorme finanzielle Größenordnung: laut Schwarz etwa zehn bis elf Millionen allein für die Vorlandbrücke und weitere 20 Millionen für die Flussbrücke, plus weiterer Kosten für Maßnahmen, die nötig sind, um den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten. Das Land stellt Fördergelder in Aussicht.

Denn es geht um eine der wichtigsten Verkehrsadern im nördlichen Rheinland-Pfalz, die nicht einfach so gekappt werden kann. Denkbar wäre deshalb zum Beispiel, dass die Brücke neben der jetzigen neu gebaut und dann verschoben wird. Aber auch das ist nicht so einfach möglich, allein schon deswegen, weil sich Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft befinden, unter anderem die Lützeler Grundschule.

Während die Ingenieure aber schon in den Startlöchern stehen, um die Zukunft zu planen, muss zunächst noch die Gegenwart „abgearbeitet“ werden. Heute soll ein Zelt auf der Brücke fertiggestellt werden, dass gewährleistet, dass die Arbeiten auch bei einem theoretisch denkbaren erneuten Wintereinbruch zu einem guten Ende gebracht werden können.. „Noch im März“, ist Peter Schwarz sicher.

Arbeiten im Zelt

Die beiden ersten Bauabschnitte sind beendet. Die Arbeiten auf der Vorlandbrücke sind erfolgt, die sehr festen Schutzplankensysteme Richtung Radweg installiert, ein neues, auf 1,30 Meter erhöhtes Geländer montiert. Auch die stadteinwärts gesehen ganz linke und ganz rechte Spur sind abgedichtet. Auf beiden Spuren hatte es große Schädigungen in der sogenannten Spannbewehrung, den im Beton eingelassenen Stahlteilen, gegeben. Denn die Brücke ist wie eine Art Dach dreieckig nach oben strebend angelegt, sodass sich Wasser vor allem an den beiden äußeren Spuren sammeln und in kleine Risse im Beton eindringen konnte.

Derzeit wird an den beiden inneren Spuren gearbeitet. Von den Schädigungen her sind die am unauffälligsten. Das Zelt ist aufgestellt worden, damit die Abdichtungen unabhängig von der Temperatur erfolgen können. In etwa zwei, drei Wochen sollte alles über die Bühne sein. Und dann braucht es zwei Tage, an denen es nicht regnet und über 5 Grad ist. Dann kann die Asphaltdecke aufgebracht werden. „Das wird klappen“, ist Schwarz überzeugt.

Von unserer Redakteurin Doris Schneider