Frankfurt

Ein kleiner Streik stutzt Fraport kräftig die Flügel

Frankfurter Flughafen
Reisende informieren sich in der Abflughalle des Frankfurter Flughafens. Foto: Arne Dedert

Die Spartengewerkschaft GdF möchte eine drastische Gehaltserhöhung durchsetzen. Der Flughafenbetreiber Fraport hält die Forderungen dagegen für überzogen. Ergebnis: Streik auf dem Flughafen.

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Frankfurt – Es ist der erste Streik auf dem Vorfeld des Frankfurter Flughafens.

Streik am Frankfurter Airport: Die Gewerkschaft will den größten deutschen Flughafen vermutlich auch am Freitag lahmlegen. (

Arne Dedert)

Die Gewerkschaft der Flugsicherung will am Frankfurter Flughafen streiken.

Frank May

Der Frankfurter Flughafen gilt als Deutschlands größte Arbeitsstätte mit mehr als 70 000 Beschäftigten.

Arne Dedert

Eigene Vorfeldkontrollen gibt es an den Flughäfen in Dresden, Hamburg, München, Frankfurt und künftig auch in Berlin.

Boris Roessler / Archiv

Flugreisende stehen im Terminal 1 des Flughafens von Frankfurt am Main vor einer Anzeigetafel mit den Abfluginformationen.

Arne Dedert

Eigene Vorfeldkontrollen gibt es an den Flughäfen in Dresden, Hamburg, München, Frankfurt und künftig auch in Berlin.

Arne Dedert

Wegen des Streiks in Frankfurt gestrandete Air-Berlin-Passagiere werden von der Bahn kostenfrei zu ihren Zielen transportiert.

Andreas Gebert

Gerade mal 200 streikende Beschäftigte der Verkehrslenkung am Boden sind nötig, um den Flugverkehr in Frankfurt massiv zu behindern.

Arne Dedert

Reisende informieren sich in der Abflughalle des Frankfurter Flughafens.

Arne Dedert

Annulliert – das gestern vielleicht am häufigsten gebrauchte Wort auf den Anzeigetafeln des Frankfurter Flughafens. Fotos: dpa

dpa

Eine kleine Gruppe von 200 Beschäftigten wurde am Donnerstag von der Gewerkschaft für Flugsicherung (GdF) aufgefordert, zwischen 15 und 22 Uhr die Arbeit niederzulegen.

Worum geht es in dem Konflikt?

Die Spartengewerkschaft GdF möchte eine drastische Gehaltserhöhung durchsetzen. Der Flughafenbetreiber Fraport hält die Forderungen dagegen für überzogen – das innerbetriebliche Gehaltsgefüge werde gesprengt. Ein Schlichtungsspruch des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Ole van Beust (CDU) wurde vom Flughafenbetreiber abgelehnt. Laut Gewerkschaftsangaben beinhaltete der Schlichterspruch für die meisten Betroffenen Gehaltserhöhungen von „800 bis 1800 Euro in den nächsten vier Jahren“. Das komme nicht so teuer, wie zwei Tage Streik, meinte GdF-Sprecher Matthias Maas am Donnerstag.

Wie reagieren die Airlines auf den Arbeitskampf?

Alle Fluggäste sind aufgerufen, im Internet nachzusehen, ob der gebuchte Flieger startet. Der größte Kunde am Flughafen, die Lufthansa, hat am Donnerstag zwischen 15 und 23 Uhr 100 Flüge gestrichen. Betroffen waren innerdeutsche und innereuropäische Ziele, alle interkontinentalen Ziele konnten, so ein Lufthansa-Sprecher, bedient werden. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe wurde mehr als die Hälfte der innereuropäischen Flüge annulliert. Insgesamt fielen auf dem Airport bis zum späten Nachmittag 150 Flüge aus. Für Freitag nahm die Lufthansa 250 Flüge aus dem Programm.

Was denkt man bei der Lufthansa über den Streik?

Er ist „vollkommen unverhältnismäßig und unangemessen“, sagt Sprecher Thomas Jachnow. Für die Tarifverhandlungen müssten „neue Spielregeln definiert werden“. Bestreikt werde Fraport – und Lufthansa müsse es ausbaden. Die Leidtragenden seien die Passagiere. Gegen die GdF laufe eine Klage auf Schadenersatz – allerdings nicht wegen des laufenden Tarifkonflikts, sondern wegen der Ankündigung eines Fluglotsenstreiks im August 2011. Dabei geht es nach GdF-Angaben um eine Summe von 1,7 Millionen Euro.

Wie hat sich der Flughafenbetreiber Fraport auf den Ausstand vorbereitet?

Manager und ehemalige Vorfeld-Mitarbeiter wurden geschult, um einspringen zu können. So sollen über 50 Prozent der Flug- beziehungsweise Rollbewegungen abgewickelt werden können.

Wird darunter nicht die Sicherheit leiden?

Die GdF hat diese Befürchtung geäußert. Fraport dagegen beteuert, dass Sicherheit – wie in der Fliegerei üblich – oberste Priorität behalte. Fraport argumentiert, dass die Beschäftigten, die in den Follow-Me-Fahrzeugen sitzen oder in der Verkehrszentrale etwa für die Gatevergabe zuständig sind, keine Lotsenausbildung haben – und von der Qualifikation her mit anderen Berufsgruppen wie etwa einem Lademeister oder einem Flugzeugabfertiger vergleichbar seien. Deshalb kann sich Fraport-Arbeitsdirektor Herbert Mai für Verkehrszentrale und Vorfeldaufsicht kein Einlenken auf die Forderungen der GdF vorstellen. Bei der Vorfeldkontrolle ist dies denkbar. Dort werden von einem eigenen Tower aus die Rollbewegungen der Flugzeuge gesteuert.

Was sagt der Fraport-Betriebsrat?

Die Arbeitnehmervertretung hält die GdF-Forderungen für „völlig überzogen“. Sie erinnert an den gemeinsamen Kampf aller 11 000 Beschäftigten gegen die Ausgliederung der Bodenverkehrsdienste. Mehr Geld für das Vorfeld würde Einsparungen bei anderen Beschäftigten zur Folge haben, heißt es.

Wie geht es weiter?

Die Gewerkschaft hat bereits eine Fortsetzung des Arbeitskampfes angekündigt: Am heutigen Freitag soll das Vorfeld von 8 bis 22 Uhr bestreikt werden. Nicht ausgeschlossen werden kann eine schnelle Wiederaufnahme der Verhandlungen. Friederike Tinnappel