Brüssel

Detlef Drewes: Ein Korrespondent voller Trauer und Wut

Es ist dieser Moment, in dem man auch als Berichterstatter spürt: Ich schreibe hier nicht nur über ein solch furchtbares Ereignis, es berührt mich auch.

Lesezeit: 3 Minuten
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Aus Brüssel berichtet unser Korrespondent Detlef Drewes

Schnell gehen die ersten Fragen ein: „Bist du okay?“ Ich verstehe, dass ich mich melden muss, dass ich sagen kann: „Macht euch keine Sorgen.“ Details müssen nicht sein, sie könnten beunruhigen, verstören. Wie oft habe ich selbst in die Flughafenhalle eingecheckt? Fast jeden Tag fahre ich diese Strecke mit der Metrolinie 5, steige in Maelbeek aus – der kürzeste Weg zum EU-Parlament.

Mehr als elf Jahre lebe ich in dieser Stadt, habe sie lieben gelernt. Ich habe Bekannte, Freunde gefunden. „Bist du in Ordnung?“, fragt mich die Nachbarin per SMS aus ihrem Argentinien-Urlaub. Ich bin bewegt, berührt von der Sorge um mich. Sie ist begründet. Als ich am Morgen nach den ersten Meldungen mit dem Auto zum Flughafen gefahren bin und wegen der Sperrungen nicht weiterkam, kehrte ich um. Die Metrostation Maelbeek passierte ich, als es einen heftigen Schlag gab. Dann quoll Rauch aus dem Eingang.

Was ist mit den Freunden und Bekannten? Kurznachrichten, SMS, WhatsApp-Mitteilungen werden versendet. Doch eine Antwort bleibt aus. Es ist ein Schock, der erst langsam einsetzt, weil man nicht glauben kann, dass Ereignisse auch einen selbst betreffen könnten. Doch ich warte vergebens. Es folgen Anrufe bei gemeinsamen Bekannten, bei Freunden, die uns beide kennen. Ohne Erfolg. Irgendwo habe ich die Nummer der belgischen Zentrale, die über Opfer Auskunft gibt. Der erste Anruf bleibt ohne wirkliche Hilfe. Er wollte zu dem Termin, zu dem ich auch angemeldet war. Er könnte die Metro genommen haben. Er müsste eigentlich dort ausgestiegen sein, wo die Bombe ... Nein, so etwas darf man nicht denken.

Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

dpa

Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

dpa

Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

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Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

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Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

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Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

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Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

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Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

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Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

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Passanten trauern in Brüssel um die Toten und Verletzten der Anschläge vom 23. März.

dpa



Zwei Stunden später weiß ich, dass ich so denken muss. „Ja, es tut uns sehr leid“, sagt eine mitfühlende Stimme am Telefon. „Es ist bestätigt.“ Für einen langen Augenblick verliert der Berichterstatter die professionelle Distanz. Für ein paar Minuten sind da nur noch Betroffenheit, Wut und Tränen. Ich kann nicht denken: „Das hätte auch meine Metro sein können.“ Ich kann nur wütend sein, betroffen, still. Alles gleichzeitig und doch alles für sich. Irgendwann finde ich meine Worte wieder. Als der letzte Buchstabe über den Tag, an dem in Brüssel Krieg herrschte, geschrieben ist, weiß ich, dass auch ich etwas verloren habe: einen sehr guten Freund. Er wird mir fehlen.