Den Haag

Den Haager Staatsanwalt zur Jagd auf berüchtigten Kriegsverbrecher

Am Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten haben Organisationen weltweit auf das Schicksal von mehr als 250 000 Kindern als Soldaten hingewiesen. Die Jagd auf den Rebellenführer Joseph Kony hatte dieses Thema im vergangenen Jahr in alle Medien gebracht. Kony ist immer noch frei, aber ein Staatsanwalt am Internationalen Gerichtshof in Den Haag will noch nicht von einem Misserfolg sprechen.

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Die Internetkampagne „Kony 2012“ wollte die Gräueltaten des Rebellenführers bekannt machen – mit dem Ziel, ihn bis Ende des vergangenen Jahres dingfest zu machen. Doch Kony hält sich immer noch im Gebiet zwischen dem Südsudan, der Zentralafrikanischen Republik und dem Kongo versteckt. Unsere Zeitung hat mit Reinhold Gallmetzer, Staatsanwalt am Internationalen Gerichtshof (IStGH) in Den Haag, über Erfolg und Nichterfolg der Kampagne gesprochen.

Die Jagd auf Joseph Kony mobilisierte im vergangenen Jahr Millionen Internetaktivisten. Trotzdem gibt es keine Spur von dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher. Haben Sie denn noch Hoffnung, dass er gefasst wird?

Selbstverständlich, wir gehen davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Kony und andere vom Internationalen Gerichtshof gesuchte Personen verhaftet werden. Die Beispiele der Kriegsverbrechertribunale, wie etwa das internationale Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien, haben gezeigt, dass sich Kriegsverbrecher am Ende vor Gericht verantworten müssen. Auch der bosnisch-serbische General Ratko Mladic wurde bereits im Jahr 1994 angeklagt. Nachdem er sich jahrelang versteckt hatte, ist er schließlich 2011 festgenommen und nach Den Haag ausgeliefert worden.

Weshalb ist es so schwierig, Kony zu fassen?

Kony und seine LRA-Kämpfer bewegen sich zwischen den Grenzen der Demokratischen Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und dem Südsudan. Diese Region ist extrem schwer zugänglich. Und natürlich weiß Kony, dass er gesucht wird, und versucht so wenig wie möglich zu kommunizieren, um nicht entdeckt zu werden.


Hat denn die Kampagne „Kony 2012“ überhaupt etwas bewirkt?

„Kony 2012“ hat dafür gesorgt, dass Millionen Menschen sich der Verbrechen der LRA bewusst wurden. Zudem hat der massive Druck der Graswurzelbewegung bewirkt, dass Politiker verschiedener Kontinente erkannten, dass eine konzertierte Aktion notwendig ist, um Kony zu fassen und Frieden in die Region zu bringen. Diese Kampagne hat auf eine beispiellose Art und Weise eine gemeinsame Idee verbreitet und dabei Menschen zusammengeführt, um ein Ziel zu verfolgen. Es ist sehr schwierig, den Erfolg einer solchen Kampagne zu messen. Es ist zwar Fakt, dass das Ziel, Kony noch im Jahr 2012 zu verhaften, nicht erreicht wurde. Ich würde deshalb aber nicht sagen, dass die Kampagne versagt hat. Wir sollten dann zurückblicken und die Kampagne bewerten, wenn Kony verhaftet wurde.

Die Fragen stellte Dietmar Telser