Frankfurt

„Always Happy Landings“ – Merkel landet als erste auf neuer Bahn

Als Erste kam die Kanzlerin. Mit dem Aufsetzen der Regierungsmaschine ging die neue Nordwestbahn am Frankfurter Flughafen in Betrieb.
Als Erste kam die Kanzlerin. Mit dem Aufsetzen der Regierungsmaschine ging die neue Nordwestbahn am Frankfurter Flughafen in Betrieb. Foto: dpa

Trotz einiger Widrigkeiten hat der Frankfurter Flughafen seine vierte Bahn in Betrieb genommen. Das Stelldichein vieler Ausbauveteranen wurde kaum von Protesten gestört.

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Frankfurt – Trotz einiger Widrigkeiten hat der Frankfurter Flughafen seine vierte Bahn in Betrieb genommen. Das Stelldichein vieler Ausbauveteranen wurde kaum von Protesten gestört.

Als Erste kam die Kanzlerin. Mit dem Aufsetzen der Regierungsmaschine ging die neue Nordwestbahn am Frankfurter Flughafen in Betrieb.

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Der Fraport- Vorstandsvorsitzende Stefan Schulte (4. v.r. ) begrüsst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, 3. v.r. ) am Freitag (21. 10. 2011) auf der neuen Landebahn Nordwest des Flughafens in Frankfurt.

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Zum Feiern ist aber nicht allen zumute: Ein verschärftes Nachtflugverbot und mehr Fluglärm sorgen für reichlich Misstöne.

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Die Feier der „Erstlandung“ war begleitet von Protesten. Im Terminal 2 entrollten Aktivisten von Robin Wood ein Transparent mit der Aufschrift: „Wer wird denn gleich in die Luft gehen? Flugbewegungen deckeln!“

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Für den Klimaschutz sei nicht mehr, sondern weniger Flugverkehr nötig.

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Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hatte in der vergangenen Woche die 17 im Winterflugplan enthaltenen Flüge zwischen 23.00 Uhr und 05.00 Uhr vorläufig untersagt, bis das Bundesverwaltungsgericht in letzter Instanz entscheidet.

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Merkel hob nach ihrer Landung auf der neuen Bahn die zentrale Bedeutung des Flughafens hervor. Transport und Logistik würden als wirtschaftlicher Erfolgsfaktor immer wichtiger, sagte Merkel bei dem Festakt am Flughafen. „Die neue Bahn ist ein Gewinn für den Flughafen, ein Gewinn für die Region und sie ist ein Gewinn für das ganze Land, Deutschland“, erklärte die Regierungschefin, die zusammen mit Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) in Frankfurt gelandet war.

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Fluglotsen halten das Sicherheitssystem am erweiterten Frankfurter Flughafen derweil für so kompliziert, dass die angestrebte Zahl von Flugbewegungen gar nicht erreicht werden könne.

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Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) betonte, dass er für die nächsten 20, 30 Jahre keinen weiteren Ausbau des größten Flughafens in Deutschland sehe. Für die Luftfahrtwirtschaft überschattet das gerichtlich verhängte Nachtflugverbot die Freude über mehr Kapazitäten für Starts und Landungen.

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Am Ende kam sogar die Sonne raus. Den ganzen Morgen hatte hartnäckiger Nebel den Betrieb am Frankfurter Flughafen behindert, doch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schaffte den Flug von Berlin mit nur 60 Sekunden Verspätung.

Der bundeseigene Airbus A319 setzte am Freitagmittag als erster Jet auf der neuen Landebahn am Frankfurter Flughafen auf. Nach einer guten Stunde war die Kanzlerin schon wieder verschwunden und auf der Bahn wurde der normale Flugbetrieb aufgenommen.

Neben einigen wenigen Demonstranten hatte vor allem der Richterspruch des Hessische Verwaltungsgerichtshofs die Feierlaune bei dem Festakt ein wenig getrübt: Die Entscheidung der vergangenen Woche, die 17 genehmigten Nachtflüge vorerst zu untersagten, brachte insbesondere die Frachtflieger in arge Bedrängnis.

Entsprechend geladen war Lufthansa-Chef Christoph Franz, der noch einmal die Umplanungen für die Cargo-Flieger schilderte. Fracht muss nun mit dem Lkw zu anderen Flughäfen ohne Nachtflugverbot gefahren werden. Fünf Flieger werden zum Zwischenstopp nach Köln-Bonn geflogen, wo sie auf ihren zeitgerechten Weiterflug über Russland nach China warten. Die Lufthansa verbrauche dafür voraussichtlich 1,5 Millionen Liter Diesel und rund 2 Millionen Liter Kerosin pro Jahr.

„All diese Maßnahmen sind ökologisch und ökonomisch grotesk“, schimpfte der Lufthansa-Chef. Als kleines Trostpflaster im Kreis der Ausbaufreunde wirkte die Ankündigung von Fraport-Chef Stefan Schulte, dass man in wenigen Tagen mit einer Verordnung des Landes rechne, mit der witterungsbedingte verspätete Flüge auch nach 23.00 Uhr noch abheben dürfen. Solche Regelungen seien europaweit absolut üblich und hätten nichts mit dem Nachtflugverbot zu tun. „Wir sind in Gesprächen“, sagte Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) zurückhaltender.

Ansonsten herrschte schon vor Nebelauflösung eitel Sonnenschein. Als großen Tag für den Flughafen, Hessen und das ganze Land hatte die Kanzlerin die Erstlandung auf der gut 600 Millionen Euro teuren Bahn gelobt. Ministerpräsident Volker Bouffier und Oberbürgermeisterin Petra Roth (beide CDU) äußerten sich ähnlich.

Die Rufe der wenigen Demonstranten gelangten nur leise in das Zelt direkt an der Landebahn. Am Zaun schimpfte eine 33 Jahre alte Frau aus Kelsterbach: „Denen da drin geht es doch nur um den Profit und nicht um die Menschen. Ich bin hier geboren und es reicht mir.“ Die Veranstaltung glich einem Stelldichein vieler Ausbauveteranen. Mit dem früheren Lufthansa-Chef Jürgen Weber war der Mann zugegen, der die Bahn als Erster vor 14 Jahren gefordert hatte.

Der aktuelle Ministerpräsident Bouffier konnte mit Roland Koch (CDU) und Hans Eichel (SPD) gleich zwei Amtsvorgänger willkommen heißen, die sich jeweils entscheidend für den Ausbau eingesetzt hatten. Die Landtagsabgeordneten und Vertreter der Stadt Frankfurt mit OB Petra Roth an der Spitze blieben ungezählt.

Die deutsche Flugsicherung hatte die anfliegende Kanzlerinnenmaschine auf ihrer Echtzeit-Computergrafik türkis eingefärbt. „Normalerweise nehmen wir dafür Rot, aber aus irgendeinem Grund wollten wir das nicht. Schwarz hätte auch nicht so gut ausgesehen“, begründete DFS-Sprecher Axel Raab die Farbwahl. Lila wäre auch eine gute Wahl gewesen, denn einen solchen Blazer trug die Regierungschefin.