Organisatoren aus dem Buchfinkenland zeigen sich enttäuscht - Sogar von "beschämend" ist die Rede
Kaum Resonanz: Gedenkfahrt nach Hadamar abgesagt – Organisatoren finden klare Worte
Mit der Gemeinschaftsfahrt zur Gedenkstätte in Hadamar wollten drei Vereine die Erinnerung an die Opfer der Nazis wachhalten. Foto: Uli Schmidt
Uli Schmidt

„Beschämend: Gedenkfahrt muss mangels Interesse ausfallen!“ In dieser deutlichen Art und Weise melden sich Organisatoren einer Gedenkfahrt nach Hadamar zu Wort. Mehrere Vereine aus dem Westerwälder Buchfinkenland hatten gemeinsam eingeladen, um ein Zeichen zu setzen und die Erinnerung wachzuhalten. Doch die Resonanz war überschaubar. Absage!

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Mit der Gemeinschaftsfahrt zur Gedenkstätte in Hadamar wollten drei Vereine die Erinnerung an die Opfer der Nazis wachhalten. Foto: Uli Schmidt
Uli Schmidt

„Am 9. November 1938, der Reichspogromnacht, haben die meisten Bürger in Deutschland und auch bei uns im Westerwald weggeschaut, andere waren beteiligt und haben mitgemacht. Jetzt nach 85 Jahren ist es an der Zeit, das ,Nie wieder' nicht nur auf die Vergangenheit zu beziehen, sondern klar und unmissverständlich gegen Terror und Hass, gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus auch bei uns in der Region einzutreten“, schreibt Uli Schmidt im Namen der Veranstalter an unsere Zeitung.

In jener Nacht vom 9. auf den 10. November seien mehr als 7000 jüdische Geschäfte angegriffen, beraubt und zerstört, 1400 Synagogen geplündert und in Brand gesetzt, Juden gedemütigt, beraubt oder misshandelt worden. Mehr als 1300 Menschen starben, mehr als 30.000 Juden seien in Konzentrationslager verschleppt worden. Die Reichspogromnacht sei die nächste brutale Stufe der Entrechtung und Ermordung vieler andersdenkender Demokraten und Menschen mit einem Handicap gewesen, die mit der Machtergreifung 1933 begann, werden die Ereignisse in der Pressemitteilung noch einmal ins Gedächtnis gerufen.

Fahrt sollte an Opfer erinnern

Und nun der 11. November, 85 Jahre später? „In einer beispielhaften Gemeinschaftsfahrt wollten Vereine aus dem Buchfinkenland die heute in Hadamar bestehende Gedenkstätte an die Opfer der Nazi-Euthanasie in Hadamar besuchen und dadurch an die Opfer erinnern“, schreibt Schmidt – zumal viele auch aus dem Westerwald stammten.

„Diese Form der Erinnerung an das Grauen in der ehemaligen Tötungsanstalt soll aber auch dazu beitragen, dass solche oder ähnliche Verbrechen in unserem Land nie mehr passieren“ – so der Westerwald-Verein Buchfinkenland, der Förderverein des Seniorenzentrums Ignatius-Lötschert-Haus und die Spielvereinigung Horbach in der Einladung zu der für den 11. November geplanten Fahrt. Neben der Führung durch die Gedenkstätte war auch eine pädagogische Vor- und Nachbereitung geplant. Besonders eingeladen waren Jugendliche und ältere „Buchfinken“, die die grausamen Ereignisse damals noch teilweise miterleben mussten – beide ohne einen Kostenbeitrag dafür zu zahlen.

„Die Absage der Gedenkfahrt ist beschämend für unsere Kleinregion Buchfinkenland und darüber hinaus!“

Bereits kurz nach der Veröffentlichung der Tour (auch unsere Zeitung berichtete) sei eine erste Anmeldung gekommen: „Ich will mich sofort anmelden, da es morgen sicher keine Plätze mehr im Bus gibt.“ Die „besorgte“ Anruferin lag damit offenbar vollkommen falsch: Es hatten sich trotz wiederholter Hinweise bis zum Anmeldeschluss nur 13 Menschen angemeldet, wobei die Teilnahme bei einigen davon noch nicht sicher war. „Also musste die Fahrt leider abgesagt werden“, erklärt Schmidt. „Vergessen und Ignorieren ist halt einfacher und zeitgemäßer“, wird ein enttäuschter Vereinsvertreter zitiert. Schmidt wird noch deutlicher: „Die Absage der Gedenkfahrt ist beschämend für unsere Kleinregion Buchfinkenland und darüber hinaus.“ red/me

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Westerwälder Zeitung

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