Ausstellung im Haus Eberhard in Diez schafft Gemeinschaft und Verständnis
Diakonie-Projekt in Diez zu sehen: Kunst öffnet Blicke in die Seele
Auch kunstvoll bearbeitete Specksteine sind zu sehen.
dekanat nassauer land/Matern

„Seelenblicke 2“ lautet der Titel einer Ausstellung, die am Samstag, 28., und Sonntag, 29. Oktober, im Haus Eberhard in Diez zu sehen ist. Sie zeigt die Arbeiten eines Kunstprojekts, das die Kontakt- und Informationsstelle des Diakonischen Werks Rhein-Lahn in Diez unter der Leitung von Kunsttherapeutin Elke Busch anbietet.

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Menschen mit einer psychischen Erkrankung gewähren dabei sehr persönliche Einblicke in ihre Seelen, was keine Selbstverständlichkeit ist, denn der Schritt in die Öffentlichkeit verlangt ihnen sehr viel Mut ab.

Schon im vergangenen Jahr hatte die Kunstgruppe in einem offenen Treff die Möglichkeit geschaffen, über unterschiedliche Kunsttechniken ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Auch damals fanden die ausgestellten Werke im Haus Eberhard großen Anklang in der Öffentlichkeit. „Wir sind sehr froh, dass wir das Projekt dank der Förderung durch die Diakoniegemeinschaft Paulinenstift fortsetzen konnten“, sagt Busch. Manche der beteiligten Künstlerinnen und Künstler verfeinerten ihre Technik noch, neue Betroffene kamen hinzu, die unter anderem aus der Zeitung davon erfahren hatten oder von ihrem Therapeuten auf das Projekt hingewiesen worden waren.

„Es ist, als wenn man an sich selbst arbeitet“, beschreibt einer der Teilnehmenden, der sich auf die künstlerische Gestaltung von Specksteinen spezialisiert hat. Schmerz, Wut, Angst und Zorn, unter denen der junge Frührentner leidet, kommen in den kleinen Plastiken zum Ausdruck. Hatte sein Tagesablauf in einer Tagesstätte noch eine gewisse Struktur mit regelmäßiger Gemeinschaft und Gesprächen, warfen ihn die Corona-Pandemie und das Kontaktverbot völlig aus der Bahn. Umso dankbarer ist der junge Mann, in der Kunstgruppe, die sich wöchentlich im Gemeindehaus der evangelischen Stiftskirchengemeinde Diez trifft, jetzt Gleichgesinnte um sich zu haben.

In der Gruppe aufgelebt

Aus Zerbrochenem etwas Wertvolles zu machen, das gefällt einer Frau, die bereits im vergangenen Jahr dabei war und sich der japanischen Kunst „Kintsugi“ verschrieben hat. Aus den Scherben eines zerbrochenen Tellers gestaltet sie für die Ausstellung ein Kunstwerk. „Nach allem, was ich erlebt habe, ist meine Seele tot“, sagt eine andere Teilnehmerin der Gruppe. In dieser fühlt sie sich seit Langem endlich wieder verstanden.

Während psychische Erkrankungen und zerstörte Seelen in der breiten Öffentlichkeit immer noch weitgehend auf Unverständnis stoßen, bieten die Treffen Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, so unterschiedlich die Biografien und Ursachen für die psychische Erkrankung auch sein mögen. „Ich erlebe hier Verständnis und Gemeinschaft und trotzdem kann ich mich in der Kunst ganz individuell entfalten“, beschreibt sie den Wert der Treffen. Begeistert sind die Teilnehmenden von einer Exkursion, die sie gemeinsam in die Kunsthalle Schirn nach Frankfurt unternahmen. Werke von Niki de Saint Phalle, eine der Hauptvertreterinnen der europäischen Pop-Art, waren dort ausgestellt. „Das war ein Erlebnis und hat echt inspiriert“, erinnert sich eine Teilnehmerin der Diezer Künstlergruppe.

Sehenswerte Einblicke

Alle freuen sich auf die Ausstellung, die dank der professionellen Begleitung Elke Buschs ebenso einmalige wie vielseitige sehenswerte Einblicke in die einzelnen Seelen der Künstlerin oder des Künstlers gewährt. Unterschiedliche Formate von Gemälden in dunklen bis leuchtend hellen oder gar erst in Schwarzlicht wirkenden Farben sind zu sehen, bunt gestaltete Objekte und Skulpturen.

Ihre Gemeinsamkeit ist die Authentizität, mit der sich ihre Erschaffer berührend und ausdrucksstark in die Seele schauen lassen. Zu viele Kunstwerke will die Gruppe im Voraus nicht abgelichtet sehen. „Sonst ist die Überraschung ja weg“, schmunzelt einer der teilnehmenden Personen.

Die Ausstellung im Diezer Haus Eberhard in der Pfaffengasse 27 ist zu sehen am Samstag, 28. Oktober, von 16 Uhr (Vernissage) bis 20 Uhr und am Sonntag, 29. Oktober von 16 bis 18 Uhr.

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Rhein-Lahn-Zeitung

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