Das fußt auf dem gedanklichen Konstrukt der Gemeinschaftsstraße, der „Shared Spaces“ (zu Deutsch: gemeinsame Räume), in der viele Akteure lernen, nebeneinander auskommen: Radfahrer, Fußgänger, Autofahrer. „Es geht darum, die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs zu gewährleisten und dabei den schwachen Verkehrsteilnehmer zu schützen“, stellte Peter Brück, Fachbereichsleiter Bürgerdienste in der Mayener Stadtverwaltung, fest.
Was steckt hinter den Shared Spaces, und welche Straßen sind in Mayen betroffen?
Ziel der von den Grünen vorgeschlagenen Maßnahmen ist es, „eine Gleichberechtigung aller Verkehrsformen“ anzustreben, wie es in der Verwaltungsvorlage zur jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses heißt. Konkret sollen motorisierte und nicht motorisierte Bürger mehr Rücksicht aufeinander nehmen, und das auch im Wortsinn auf einem Niveau. Dies sei im Einklang mit der Straßenverkehrsordnung. In der steht in Paragraf 1 das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme.
In der Stadt Mayen sollen in einem befristeten Modellversuch mehrere Straßen innerhalb des Innenstadtringes neuen Regelungen unterworfen werden. So sollen beispielsweise nach Prüfung in 14 Straßen – teilweise sind nur Abschnitte betroffen – das Tempo reduziert und Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.
Eine Tempo-20-Zone ist so in den Straßen Stehbach (bis zur Einmündung „Am Wittbender Tor“) und in der Straße „Am Wittbender Tor“ angedacht. Ein verkehrsberuhigter Bereich betrifft neben anderen die Straßen „Im Keutel“ und auch den Mühlweg, und zwar von der Einmündung zum Keutel bis zum Wasserpförtchen (siehe Zusatztext). Nicht erlaubt ist in diesen „Shared Spaces“ die Begrenzung von Fahrbahn und Gehweg durch Hindernisse wie Poller. Ergo müsste in der Göbelstraße und im Burgfrieden die Anzahl der Poller verringert werden. Im Hinblick auf den Bau einer Großgarage müssten, so die Verwaltung, die Straßen „Im Hombrich“, „Entenpfuhl“ sowie die Neustraße zunächst hintangestellt werden.
Wie sehen die politischen Parteien die neue Langsamkeit in der City?
Die Langsamkeit stieß Michael Sexauer (Grüne) erst mal auf, und zwar aus anderem Grund. So hätten die Grünen schon vor fast eineinhalb Jahren den Antrag auf diese neue Regelung gestellt, ehe sie jetzt beschlussreif werde. „Es ist etwas bedauerlich, dass dies so lange geht“, sagte Sexauer – der prompt auch Details in den Vorlagen vermisste. So fehle in der Verwaltungsvorlage an mancher Stelle der Rückbau von Pollern.
„Dies sollte aber ohne großen finanziellen Aufwand machbar sein“, sagte Sexauer. Poller könnten zudem zu einem späteren Zeitpunkt wieder eingebaut werden. Kritik übte Sexauer daran, dass es künftig Straßen in engstem Raum geben werde, in denen unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten wirken. „Wenn alle paar Meter ein unterschiedliches Tempo gefahren werden darf, wundere ich mich nicht, wenn dieses System nicht verstanden wird“, betonte er. Besser sei es, überall Tempo 20 einzuführen. Auch in Göbelstraße und Hombrich. Und ein Halteverbot im Hombrich funktioniere derzeit nicht. Sexauer sagte, er sei gegen Knöllchen, aber manchmal brauche der Mensch einen „Hinweis“. Nicht flächendeckend für Tempo 20 ist Max Göke (CDU).
Da wo nicht ohnehin eine Spielstraße mit Höchstgeschwindigkeit von 7 km/h existiere – und das ist in einigen Straßen der Fall – sei eine 20er-Zone sinnvoll, sagte Göke. Sein Vorschlag ging über die Vorlage hinaus: Göke würde gern prüfen lassen, ob Tempo 30 in der St.-Veit-Straße, in der Koblenzer Straße berg- und talwärts machbar sei. „Tempo 50 wirkt dort häufig gefährlich“, sagte Göke. Entschieden konträr äußerte sich Walter Scharbach (AfD). „Wenn wir Tempo 20 oder Tempo 30 einrichten, dann werden wir dort im Berufsverkehr einen Stau schaffen, der sich deutlich länger durch die Stadt ziehen wird“, hielt Scharbach entgegen.
Wie steht die Verwaltung zu den Vorschlägen, und was kommt raus?
Tempo 30 in der St.-Veit-Straße und in der Koblenzer Straße hält Michael Koslik vom Fachbereich Verkehrsangelegenheit für eine Überlegung wert. Aber dies war eigentlich kein Thema in der Sitzung. Weshalb es verschiedene Limits im Innenstadtbereich geben könnte, erläuterte Koslik. Man komme vom Ringsystem und Tempo 50 km/h sukzessive runter auf Spielstraßenniveau, in der 7 km/h das Maximum sind. Insofern seien Tempo-20-Zonen als „Verbindungsglied“ zu sehen. Bürgermeister Bernhard Mauel sagte, dass das Bewusstsein für Tempo-30-Zonen geschärft werden müsse. „Ich sehe häufig, dass das nicht der Fall ist, das fängt schon in der Sauerbruchstraße an“, hat Mauel beobachtet.
Er findet es begrüßenswert, dass die Innenstadt jetzt mit den „Shared Spaces“ den Anfang mache. Angesichts offener Punkte regte er, das Thema nochmals zu verschieben. Nein, da waren sich Michael Sexauer und Max Göke für ihre Farben einig. „Wir müssen dringend Erfahrungen in Mayen sammeln“, so Sexauer und Göke ergänzte, dass man jetzt die Grundentscheidung treffen solle. Dem wollte sich niemand verweigern.
Der neue Betriebshof könnte mit einer Luftwärmepumpe in Verbindung mit einer Ölheizung beheizt werden. Zwar fasste der Ausschuss keinen Beschluss und damit keine Empfehlung für die weiteren Gremien, aber es scheint darauf hinauszulaufen. Klimaschutzmanager Helge Lippert erläuterte, dass die Ölheizung im ehemaligen Bicma-Gebäude etwa zehn bis 20 Jahre alt sei. Als Spitzenlastkessel sei sie womöglich günstiger umrüstbar als beispielsweise eine Gasheizung. Michael Sexauer erkannte in der Vorlage „einen Pferdefuß“: Darin seien Kosten für die Installation und andere Arbeiten nicht enthalten. Außerdem seien fünf Varianten angesprochen, es gebe aber keine detaillierte Berechnung, was günstiger sei. Eine Gesamtkalkulation sei so noch nicht möglich. Margot Bechtholdts (FWM) Frage war von grundsätzlicher Natur: „Wieso können wir nicht selbst eigene Hackschnitzel produzieren, Abfallholz aus dem Wald, um so autark zu werden?“, fragte sie. Dies sei ein attraktiver Gedanke, entgegnete Lippert. Aber die Schwierigkeiten hätten es in sich. So müssten die Hackschnitzel mit einer eigens anzuschaffenden Maschine produziert werden. Rechne man weitere Gestehungskosten zusammen, sei eine eigene Produktion aufwendiger.