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Perspektiven auf die heutige Männlichkeit: Der verunsicherte Mann

Von Wolfgang M. Schmitt

Der Mann ist in der Krise. Darauf deutet vieles hin: Selbst Udo Jürgens, der privat mit seiner Männlichkeit wohl nie zu hadern brauchte, stellte in einem seiner letzten Lieder fest: „Der Mann ist das Problem.“ Das war 2014. Heute ist das täglich zu hören, zu lesen. Die in Amerika durch Hollywoods Sexismus- und Missbrauchsskandale entfachte und längst in Deutschland angekommene #MeToo-Debatte hat nicht bloß die mutmaßlichen Täter ins Visier genommen, sondern generell den Mann und dessen Männlichkeit. Es geht nicht allein um sexuelle Gewalt, in einem Atemzug werden häufig männliche Verhaltensweisen und Rollenbilder kritisiert. Viele Männer sind verunsichert, nicht nur Berufsaltherren wie „Bild“-Briefschreiber Franz Josef Wagner oder „Zeit“-Zeterer Harald Martenstein. Würde Udo Jürgens noch leben, könnte er sein Lied umdichten: Der Mann hat ein Problem. Genauer gesagt: Probleme.

Lesezeit: 5 Minuten
Neue Rollenbilder Die Verunsicherung ist für den Mann relativ neu. Es liegt nahe, dass dies mit der Emanzipation der Frau zusammenhängt. Der Philosoph Peter Sloterdijk prognostiziert, das 21. Jahrhundert werde „das Jahrhundert der Frauen“ – auch das wird noch Thema auf der Kulturseite werden. Fest steht, dass mit dem gesellschaftlichen und ...