Here and There

Szenenbilder
Szenenbilder Foto: Verleih

Die Atmosphäre ist diesig und grau, die Hochhäuser wirken anonym und hässlich. Von einst stattlichen Altbauten bröckelt der Putz, manche Gebäude verrotten gar als zerbombte Kriegsruinen. Auch das Geschäftsleben auf den Straßen erscheint ärmlich. „In Belgrad lebt man nicht, in Belgrad überlebt man“, sagt der Fahrer, der den amerikanischen Besucher Robert vom Flughafen in die Stadt bringt. Willkommen in Serbien, dem Land im Übergang. Willkommen im „Here & There“, dem Kinodebüt von Darko Lungulov.

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Die Atmosphäre ist diesig und grau, die Hochhäuser wirken anonym und hässlich. Von einst stattlichen Altbauten bröckelt der Putz, manche Gebäude verrotten gar als zerbombte Kriegsruinen. Auch das Geschäftsleben auf den Straßen erscheint ärmlich. „In Belgrad lebt man nicht, in Belgrad überlebt man“, sagt der Fahrer, der den amerikanischen Besucher Robert vom Flughafen in die Stadt bringt. Willkommen in Serbien, dem Land im Übergang. Willkommen im „Here & There“, dem Kinodebüt von Darko Lungulov.

Die Tristesse Belgrads macht auf Robert (David Thornton) nur wenig Eindruck: Der Strubbelkopf mittleren Alters sieht hier genauso apathisch und frustriert aus wie in New York. Dort ist er gerade aus seiner Wohnung in einer trendigen Gegend geflogen, weil er die Miete nicht bezahlen konnte. Von Leben, Leiden und Lieben in zwei Städten, die vielleicht nur auf den ersten Blick extrem gegensätzlicher Natur sind, erzählt der 1963 in Belgrad geborene Lungulov stimmungsvoll- sympathisch und meist überzeugend.

Dem Autor, Regisseur und Mitproduzenten des serbisch-deutsch- amerikanischen Projekts gelingen dabei Porträts von Alltagsmenschen, die diesseits und jenseits des Atlantiks in wenig idealem Umfeld um ein bisschen Glück kämpfen oder – wie Robert – die Suche nach dem Glück erst wieder lernen müssen.

Leider konnte sich Lungulov, der selbst vom Beginn des Bürgerkriegs 1991 bis 2003 in New York lebte und nach eigener Aussage viele der Erfahrungen persönlich machte, nicht entscheiden, ob er einen Arthouse- oder einen Mainstreamfilm schaffen wollte: Die wunderbar relaxte Grundhaltung von „Here & There“ mit seinen störrischen Charakteren und lakonischem Witz weicht er auf der anderen Seite auf mit simpel-optimistischem Heldenreise-Zutaten à la Hollywood. Dennoch gab es für das Leinwandwerk bereits zahlreiche Auszeichnungen auf Festivals.

Außer mit Stadtansichten von eindrucksvoll-schäbiger Schönheit punktet Lungulov vor allem mit außergewöhnlichen Akteuren: So sieht man sich nicht satt an dem zerknitterten Gesicht und der Stoiker- Attitude des Hauptdarstellers Thornton (56, „Beim Leben meiner Schwester“, 2009), dessen Figur Robert nur deshalb nach Belgrad geflogen ist, weil er Geld braucht: Der junge Umzugshelfer Branko (Branislav Trifunovic) hat ihm 5000 Dollar geboten, wenn er dort dessen Freundin heiratet, damit die ein US-Visum bekommt.

Erst spät glätten Zärtlichkeit und Zuversicht die Züge des Mannes in der Midlife-Crisis: Im kargen Plattenbau vom Nachkriegs-Belgrad findet er unversehens in Brankos Mutter Olga (Mirjana Karanovic, 53) eine verwandte Seele. Und mit ihrem sprödem Charme fesselt Karanovic, in ihrer Heimat großer Theater- und Filmstar, auch den Zuschauer.

Zum netten Insider-Gag gerät der Gastauftritt von Cyndi Lauper: Die schrille Pop-Sängerin der 80er Jahre („Time After Time“) spielt Roberts kühl-elegante New Yorker Freundin Rose, die eingangs dem finanziell Abgebrannten den Unterschlupf in ihrem Appartement verweigert. Mit Lauper ist Thornton seit 1991 verheiratet, hat mit ihr einen Sohn. Zum Film steuert sie auch die gefühlvolle Ballade „Here & There“ bei. (Internet: www.hereandtherethemovie.com)