Melody ist unruhig. Die Hündin sitzt hinter der verschlossenen Glastür und blickt sehnsüchtig den Gang dahinter entlang. Von ihrem Frauchen jedoch keine Spur. Tamara Schönhofen sitzt am Empfang der Neuwieder Tierklinik und telefoniert. Der Besitzer einer Katze, die am Abend zur Behandlung in der Klinik war, macht sich immer noch Sorgen um sein Tier. Schönhofen verlässt ihren Platz am Empfang und schildert der diensthabenden Tierärztin Davinia Fleuth im Aufenthaltsraum das Problem. Draußen ist es schon dunkel, vor zwei Stunden hat die Nachtschicht für das Personal begonnen. Von 20 Uhr bis morgens um 8 Uhr halten Fleuth und Schönhofen die Stellung und harren der Dinge, die sie erwarten.
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Bisher war es ruhig. Zu Beginn der Schicht gab es noch einen Hund mit Insektenstich sowie zwei Katzen zu versorgen. Eine davon hatte eine Bisswunde, die gereinigt werden musste, die andere hatte Magenprobleme. Fleuth tippte bei Letzterer auf eine Magenschleimhautentzündung, verabreichte dem Stubentiger unter anderem ein Schmerzmittel. Wieder zu Hause, ...
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Tierklinik Neuwied: Zwischen Tierarztalltag und Notfällen
Neuwied. 24 Stunden lang, 365 Tage im Jahr ist die Tierklinik in Neuwied besetzt. 40 Mitarbeiter sorgen im Schichtdienst dafür, dass immer jemand da ist, wenn ein Tier Hilfe benötigt. Die nächsten Tierkliniken befinden sich in Mayen, Trier oder Betzdorf – dementsprechend groß ist der Radius, aus dem Hundehalter und Co. nach Neuwied kommen, wenn es schnell gehen muss, oder aufwendige Untersuchungen anstehen.
Wie facettenreich die Veterinärmedizin mittlerweile ist, weiß Klinikleiter Carsten Ritter zu berichten. „Diabetes, kaputte Hüften – die Krankheitsbilder sind ähnlich wie beim Menschen“. Dass bei der Behandlung von alten oder chronisch kranken Tieren mitunter hohe Kosten entstehen, hätten viele Menschen bei der Anschaffung ihrer Lieblinge nicht auf dem Schirm. Tieren aus dem Ausland kommt dabei eine Sonderrolle zu: Sie reisen oft mit versteckten Problemen ein. „Viele Krankheiten, die hier früher eine Besonderheit waren, sind mittlerweile Routine“, berichtet Ritter.
Tierversichung wird selten genutzt
Es gibt zwar die Möglichkeit, auch für das Haustier eine Krankenversicherung abzuschließen, laut Ritter machen das jedoch immer noch relativ wenige Besitzer. Am häufigsten werden noch Hunde versichert. In der Neuwieder Tierklinik gibt es fünf Behandlungsräume, außerdem einen Rötgenraum und ein hausinternes Labor, in dem viele Untersuchungen schon vor Ort gemacht werden können. Mehrere Räume dienen der Vor- und Nachbereitung von Operationen – bis zu zwei tierische Patienten können gleichzeitig in entsprechenden Sälen behandelt werden.
Auf der Krankenstation werden, soweit möglich, in separaten Räumen Katzen, Hunde und andere Kleintiere betreut. „Katzenfreundlichkeit ist momentan ein großes Thema“, erklärt Ritter. Schon im Warteraum wird versucht, die Stubentiger von den bellenden Hunden zu trennen, auf der Krankenstation sollen spezielle Duftaromen in den Boxen für Wohlfühlklima sorgen.
Mitbringsel sind nicht erlaubt
Eigene Decken oder Spielzeug, das Besitzer ihren Lieblingen mitgeben, um das Heimweh zu minimieren, kann das Klinikpersonal nicht benutzen. „Zum einen hat das hygienische Gründe, zum anderen müssen wir die Sachen täglich reinigen und da würden wir nur den Überblick verlieren, was zu wem gehört“, berichtet Ritter. Waschmaschinen und Trockner laufen fast den ganzen Tag über, die Aufgaben sind klar verteilt. Im Team der Tierklinik sind auch viele junge Ärzte, die frisch von der Uni kommen. Klinikleiter Carsten Ritter, weiß, dass das Alter manchmal zu Irritationen führt und hier und da negativ aufgefasst wird. Aber er hält viel von den Fähigkeiten seiner Mitarbeiter und betont gerade im Bezug auf Nachtschichten, in denen die jungen Ärzte alleine im Dienst sind: „Es gibt immer die Möglichkeit, noch mal Rücksprache mit einem Spezialisten zu halten oder eine zweite Meinung von einem Kollegen einzuholen.“
Emotionen spiegeln sich in Bewertungen wider
Dass die Bewertungen der Klinik im Netz nur mittelmäßig sind, erklärt sich Klinikleiter Carsten Ritter damit, dass sich tendenziell eher die Unzufriedenen zu Wort melden. Er weist zudem darauf hin, dass Menschen oft sehr emotional werden, wenn es um die Behandlung ihrer Lieblinge geht. „Unser Ziel ist es immer, den Patienten gesund nach Hause zu schicken“, erklärt Ritter. Eingeschläfert wird nur, wenn die Ärzte keine andere Chance mehr für das Tier sehen.