London (dpa) – Wegen Spionage für den Iran ist ein ehemaliger britischer Soldat schuldig gesprochen worden. Das Gericht in London sah es als erwiesen an, dass der 23-Jährige geheime Informationen wie eine Liste von Soldaten und Mitgliedern der Spezialeinheit SAS an iranische Kontaktleute weitergegeben hatte. Demnach kontaktierte der Mann, dessen Mutter im Iran geboren wurde, bereits kurz nach seinem Armeeeintritt im Alter von 16 Jahren iranische Geheimdienstmitarbeiter.
Der Fall hatte auch für Aufsehen gesorgt, weil der Angeklagte vor gut einem Jahr spektakulär aus dem Londoner Gefängnis Wandsworth entkommen war, in dem er in Untersuchungshaft saß. Er band sich dafür mit Kleidungsstücken unter einem Lieferwagen fest. Nach mehreren Tagen wurde er geschnappt. Berichten zufolge fürchteten die britischen Sicherheitskräfte, dass er sich in die iranische Botschaft in London oder in den Iran flüchten könnte.
Angeklagter wollte James Bond sein
Vor Gericht spielten der 23-Jährige und sein Anwalt die Spionagevorwürfe herunter. Er habe gehofft, zum Doppelagenten zu werden und «dachte, er könne ein James Bond sein», sagte sein Verteidiger. Den Iranern habe er nur falsche oder unbrauchbare Informationen übergeben.
Selbst beschrieb sich der Angeklagte als Patriot. «Ich bin sicher kein Terrorist oder Verräter», sagte er. Vielmehr sei er verärgert gewesen, als ihm ein Vorgesetzter mit Verweis auf seine Mutter sagte, er könne die strenge Sicherheitsüberprüfung nicht bestehen und sich seinen Traum von einer Tätigkeit als Geheimdienstmitarbeiter nicht erfüllen.
Die britischen Sicherheitsbehörden hingegen betrachten den Mann als Gefahr für die nationale Sicherheit. Das Strafmaß wegen Verstoßes gegen Sicherheits- und Terrorismusgesetze sowie Gefängnisausbruchs wird zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. Vom Vorwurf, eine Bombenattrappe in seiner Kaserne präpariert zu haben, wurde der Mann freigesprochen.
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